0442 - Entführt ins Nichts
würde keinen von ihnen wiedererkennen. Allerweltsgesichter, und ich glaube, sie waren auch ein wenig verändert. Sie wissen sicher, Zamorra, wie sehr man das Aussehen eines Gesichtes verändern kann, wenn man sich Watte oder sonst irgendetwas in die Backentaschen stopft. Nun, so oder auch mit Material, wie es bei Filmen verwendet wird, hatten sie sich getarnt. Man sieht erst, daß es Tarnung ist, wenn man sich direkt davor befindet, ansonsten sehen sie ganz normal und unmaskiert aus. Auch die Stimmen waren verstellt.«
»Fingerabdrücke…«
»Sind genommen worden«, sagte Coy. »Aber wenn sie nicht registriert sind…? Dann hilft es erst, wenn sie anderswo wieder zuschlagen.«
»Männer in Schwarz waren es also nicht«, resümierte Nicole. »Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, daß eine ganz normale Gangsterbande mit diesem Vorfall zu tun hat.«
»Langer Rede, kurzer Sinn, Sir -können wir Ihren Untersuchungsbericht einmal sehen?«
Coy wand sich. »Der Sheriff hat ihn gesperrt, Zamorra«, erwiderte er unbehaglich. »Ich darf ihn nicht aus der Schublade holen. Sie sind kein Vertreter einer untersuchenden Behörde… es ist schon schlimm genug, daß diese drei Fremden die Kopie gestohlen haben.«
»Wir wollen Sie nicht in Gewissensnöte bringen, Doktor Coy«, sagte Nicole. »Wir sind zwar verflixt neugierig, aber wir können und wollen Sie zu nichts zwingen. Aber dürfen wir uns das Autowrack selbst einmal ansehen?«
Coy zuckte mit den Schultern.
»Das hat keiner verboten. Außerdem sehe ich nicht, was Sie da noch herausfinden könnten.«
Zamorra nagte an seiner Unterlippe. Mit dem Amulett hätte er vielleicht etwas sehen können. Auch wenn der Vorfall schon zwei Tage her war. Aber er durfte das Amulett noch nicht wieder einsetzen. Es war noch nicht energiestark genug. Und er hatte auch seinen ›Einsatzkoffer‹ nicht greifbar. Der befand sich mit all den magischen Utensilien, die hier hilfreich gewesen wären, in Frankreich, im Château Montagne. Und selbst wenn auf einen Anruf hin Raffael Bois den Koffer per Luft-Expressfracht in die USA geschickt hätte, hätte es ein paar Tage gedauert, bis das gute Stück ankam.
Was also versprach Nicole sich von einer Untersuchung des Wracks?
»Kommen Sie«, sagte Dr. Coy. »Ich bringe Sie in die Halle, wo das Wrack steht. Und dann möchte ich doch zu gern mal erleben, wie ein Parapsychologe mehr herausfindet als ein Doktor-Ingenieur.«
Ja, dachte Zamorra. Das möchte ich selbst auch gern erleben… nur zu dämlich, daß ich dieser Parapsychologe bin…
Aber vielleicht zauberte Nicole noch ein Kaninchen aus dem Hut. Sie wußte doch auch, daß sie praktisch keine Möglichkeit hatten, an dem Wrack zu forschen. Wenn sie den Vorschlag trotzdem gemacht hatte, mußte sie irgend einen Joker im Ärmel haben.
Immerhin war es schon positiv, daß Dr. Coy ihnen so offen und hilfsbereit entgegenkam, obgleich er doch gerade erst eine recht trübe Erfahrung gemacht haben mußte…
***
»Aber natürlich werde ich Ihnen diesen kleinen Gefallen tun, Mister Riker«, hatte Richter Bontano gesagt. »Daß Sie über weitaus bessere Möglichkeiten verfügen, das Wrack zu untersuchen, glaube ich Ihnen gern. Und es liegt ja auch im Interesse der Öffentlichkeit, diesen ominösen Vorfall so schnell wie möglich und so gründlich wie möglich aufzuklären. Ich denke, Ihr Angebot ist sehr großzügig. Sobald ich wieder in meinem Büro bin, werde ich die entsprechende Verfügung ausfertigen lassen und abzeichnen. Ich lasse sie dann nach Roswell faxen. Das geht schneller als auf dem Postweg, und Sie können das Fahrzeug noch heute abholen lassen. Das liegt sicher auch in Ihrem Interesse.«
Riker hatte genickt. »In der Tat, Sir. Momentan haben wir freie Laborkapazität, ab morgen abend ist das schon wieder nicht mehr der Fall. Ich werde das Wrack mit einer Firmenmaschine nach El Paso fliegen lassen. Ich danke Ihnen sehr.«
»Wofür? Ich tue diesen Gefallen doch weniger Ihnen als der Allgemeinheit, Mister Riker…«
Kaum vom Restaurant in sein Büro zurückgekehrt, hatte Riker seine Anweisungen erteilt. Die Maschinerie lief an. Der Manager war gespannt, was seine Leute mit der Labortechnik der Ewigen aus dem Wrack herausholen würden.
***
Bud Garnett war wieder nüchtern. Der Alkohol hatte seine Alpträume von den unheimlichen Fremden nicht verdrängen können, also verzichtete er darauf, sein Besäufnis zu wiederholen. Er brauchte ohnehin immer einen klaren Kopf. In seinem
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