0442 - Entführt ins Nichts
›Beruf‹ war das lebenswichtig.
Er durchforschte die Zeitungen, er hörte Nachrichtensendungen ab. Aber es gab keinen weiteren Bericht über den nächtlichen Vorfall. Aber gerade das machte ihn mißtrauisch. Einer Eingebung folgend, setzte er sich in seinen Wagen und fuhr die Strecke noch einmal ab.
Er wollte einfach noch einmal bei Tageslicht sehen, wo sich dieser Vorfall abgespielt hatte und was es an Spuren gab. Sie direkt vor Ort zu sehen und sich zu erinnern war noch etwas anderes, als in einer TV-Sendung darüber zu hören. Er hoffte, daß er nach dieser ›Ortsbesichtigung‹ vielleicht eher über das Erlebnis hinwegkommen würde.
***
»Nanu«, wunderte sich Dr. Coy. »Was ist denn hier los?«
Vor der Halle, in der sich das ausgebrannte Wrack befand, stand ein Lastwagen mit Flachpritsche. Mit einer Motorwinde wurde ein Rollwagen auf die Pritsche gezogen, auf dem sich das Wrack befand. Zwei Männer in Arbeitskleidung waren damit beschäftigt - einer bediente die Winde, der andere achtete darauf, daß der Rollwagen die Rampe nicht verfehlte, über die er die Ladepritsche erreichen sollte. Drei Männer in unauffälligen Anzügen standen in der Nähe.
Ihre wachen Blicke und ihre Art, sich zu bewegen, zeigte Zamorra sofort, daß sie keine Wissenschaftler waren und auch nicht zum technischen Personal des kleinen Institutes gehörten.
»Das - sind die drei Männer«, stieß Dr. Coy hervor.
Zamorra hatte es sich schon gedacht…
»Hier stimmt doch etwas nicht! Wieso wird das Wrack fortgebracht? Warum weiß ich davon nichts?« keuchte Coy. Er fuhr herum und steuerte einen Fernsprecher an, der an der Wand hing. Sofort bewegte sich einer der Anzugmänner auf ihn zu. Dr Coy blieb stehen.
Zamorra und Nicole wechselten einen schnellen Blick, dann trat Zamorra zu Coy und seinem ›Aufpasser‹, der allein durch seine Anwesenheit verhinderte, daß Coy telefonierte. Wie auch immer diese Männer vorhin den Ingenieur eingeschüchtert hatten - es wirkte noch immer.
Aber nicht auf Zamorra.
»Was soll diese Aktion?« fragte er. »Wer sind Sie, wer hat Sie hergeschickt? Stoppen Sie die Verladung.«
»Halten Sie sich aus der Angelegenheit ’raus. Verschwinden Sie«, entgegnete der Mann im Anzug knapp. Der Anzug war zwar gut geschneidert, aber Zamorra erkannte dennoch das Schulterholster mit der Pistole darunter.
»Stark«, rief der Mann. Der Angerufene kam heran. Zamorra straffte sich. Es roch nach Ärger. Das Problem war, daß er als Außenseiter praktisch nichts unternehmen konnte, um die Verladung wirklich zu stoppen - es sei denn, es stellte sich heraus, daß sie illegal war. Daß Dr. Coy davon überrascht wurde, hatte nicht unbedingt etwas zu sagen. Er konnte über seinen Kopf hinweg entschieden worden sein. Andererseits waren diese drei Männer aber schon wenigstens einmal unangenehm aufgefallen - als sie Dr. Coy verhörten und bedrängten.
»Ruf die Polizei an, Nici…« raunte Zamorra seiner Gefährtin zu. »Das stinkt zum Himmel.«
Nicole setzte sich in Bewegung.
Prompt griff der dritte Mann ein und schnitt ihr den Weg ab. Zwischen dem Lastwagen und dem Cadillac, dessen Telefon Nicole benutzen wollte, um einer direkten Konfrontation neben dem Fernsprecher in der Halle aus dem Weg zu gehen, baute sich der Mann vor ihr auf. »Wo wollen Sie hin, Lady?«
Nicole trat einen Schritt zur Seite. Der Mann versperrte ihr abermals den Weg. »Wohin wollen Sie?« wiederholte er.
»Dies ist ein freies Land, ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig. Gehen Sie mir aus dem Weg«, erwiderte Nicole.
Der Mann griff zu und wollte sie festhalten. Im nächsten Moment krümmte er sich nach einer unfreiwilligen Luftreise auf dem Boden.
»Wer mich anfassen darf, bestimme immer noch ich«, sagte Nicole kühl, stieg über ihn hinweg und ging zum Wagen.
Die beiden anderen, die bei Zamorra und Coy standen, gingen automatisch in Kampfbereitschaft. Währenddessen beendeten die beiden Arbeiter die Verladung des Wracks. Die Rampe wurde hochgeklappt und war anschließend rückwärtige Bordwand des Pritschen-LKWs.
Zamorra sah die beiden Männer an, von denen er nur wußte, daß einer von ihnen auf den Namen Stark hörte. »Sie haben heute Dr. Coy förmlich überfallen und bedroht. Sie haben Unterlagen gestohlen. Jetzt stehlen Sie das zu untersuchende Wrack. Für wen oder was halten Sie sich?«
»Stehlen? Passen Sie auf, was Sie sagen«, knurrte Stark. Er griff in die Tasche, aber es war keine Waffe, die er hervorholte, sondern ein
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