0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm
aus. »Ich bedaure, daß ich nicht schon früher ausgestiegen bin«, 'meinte sie mit erschöpft klingender Stimme. »Ich habe zwar keinen Menschen getötet, aber ich fühle mich mitschuldig an den schrecklichen Verbrechen.«
»Können Sie die Männer beschreiben, die in dem Plymouth saßen?« fragte ich.
»Ich habe sie nur flüchtig gesehen«, erwiderte Jane Shatterfield. »Als mein Blick auf die Pistole fiel, ging ich sofort in Deckung. Ich stieß noch einen Warnschrei aus, aber der kam zu spät.«
»Wie sah der Schütze aus?«
»Er hatte ein hageres bartloses Gesicht.«
»Würden Sie ihn wieder erkennen?«
»Das bezweifle ich«, meinte Jane. »Ich erinnere mich nur noch genau an den Wagen; mir fiel zuerst seine Farbe auf. Es war eine Currytönung.«
»Sind Sie bereit, Ihre Aussagen vor Gericht zu wiederholen?«
»Ja«, sagte Jane mit fester Stimme. »Es ist für mich die einzige Möglichkeit, etwas gutzumachen —.«
Ich blickte den Leutnant an. Der nickte kaum merklich. »Es wird am besten sein, wir nehmen Sie in Schutzhaft«, sagte er.
»Darum wollte ich Sie sowieso bitten«, meinte Jane. »Ich habe keine Lust, Ronnys Schicksal zu teilen!«
***
»Wer sind Sie?« fragte Jim Hart stirnrunzelnd, nachdem er auf mein Klingeln seine Wohnungstür geöffnet hatte.
»Cotton vom FBI.«
»Sind Sie sicher, sich nicht in der Tür geirrt zu haben?« fragte er.
»Absolut sicher.«
»Kommen Sie herein!«
Er führte mich in die Küche. »Ich bin gerade beim Kaffeetrinken, wie Sie sehen. Hätten Sie Lust, ’ne Tasse mitzutrinken?« Er fragte ganz ruhig, ohne die geringste Spur von Nervosität. Nur in seinen weit auseinander stehenden Augen glaubte ich etwas von der Furcht wahrzunehmen, die ihn erfüllen mußte.
Hart trug eine graue Hose mit messerscharfer Bügelfalte und ein tintenblaues kurzärmeliges Sporthemd. Seine Füße steckten in modischen Mokkassins. »Danke«, sagte ich und schüttelte den Kopf. Ich schaute mich in der kleinen, blitzsauber gehaltenen Küche um. Auf dem Tisch am Fenster standen eine Kanne, eine Tasse, ein Kännchen mit Milch und eine Thermosflasche.
Ich trat an den Tisch heran und hob die Flasche in die Höhe. Sie war gefüllt. »Wollen Sie einen Ausflug machen?« fragte ich spöttisch. »Oder finden Sie den Kaffee an Ihrem Arbeitsplatz ungenießbar?«
»So ist es. Marina, das Barmädchen, hat kein Talent, Kaffee zu machen«, erklärte er. »Warum setzen Sie sich nicht?« Er nahm am Küchentisch Platz. Ich blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Geben Sie doch zu, daß die Thermosflasche für Percy Stout bestimmt ist«, sagte ich.
Er starrte mir in die Augen. »Für Percy Stout?« echote er mit flacher Stimme. »Wer, zum Teufel, soll das sein?«
»Der junge Mann, den Sie aus Hutchinsons Keller geholt haben«, erklärte ich. »Aber das wissen Sie ja genauso gut wie ich. Wo ist er?«
»Wovon reden Sie überhaupt?«
»Das Spiel ist aus, Hart«, sagte ich. »Drummond ist von Murellis Leuten niedergeschossen worden, und Jane, seine Freundin, hat ein umfassendes Geständnis abgelegt.«
»Was habe ich damit zu tun?« fragte er rauh. Seine Hände umspannten die Tischkante. Die Knöchel traten weiß und spitz hervor. »Diese Jane spinnt! Wenn sie versucht haben sollte, mir etwas in die Schuhe zu schieben, kann ich nur sagen, daß das verdammte Lügen sind! Dieses blonde Gift ist in Ronny verknallt, und sie versucht natürlich, ihn zu decken.«
»Wo ist Percy Stout?« fragte ich.
»Ich bin kein Hellseher!« stieß Hart hervor.
»Hätten Sie was dagegen, mir die Wohnung zu zeigen?«
»Können Sie einen Haussuchungsbefehl vorweisen?«
»Nein, ich bitte Sie lediglich um eine Gefälligkeit.«
Er stand auf. »Kommen Sie mit!«
Wir gingen durch die einzelnen Räume. Hart öffnete bereitwillig jeden Schrank. Von Percy-Stout fand ich keine Spur. »Jetzt den Keller — und die Garage«, sagte ich.
»Wie Sie wollen.«
Er streifte ein Jackett über und setzte den Hut auf. Wir fuhren mit dem Lift hinunter. Zunächst inspizierten wir den Keller. Dann die Garage und den Wagen, der darin stand.
»Sind Sie jetzt zufrieden?« fragte Hart höhnisch, als auch diese Bemühungen kein Ergebnis brachten.
»Fahren wir in die ,Blaue Eule«, schlug ich vor.
»Das Lokal ist geschlossen!«
»Sie haben doch den Schlüssel, nicht wahr?« fragte ich. »Sie sind der Geschäftsführer.«
»Natürlich habe ich einen Schlüssel«, erklärte er unwirsch. »Aber was wollen wir dort? Das ist doch
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