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0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm

0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm

Titel: 0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm Kostenlos Bücher Online Lesen
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wir zu einigen Notaren ausgezeichnete Beziehungen unterhalten.« Er erhob sich und ging im Zimmer auf und ab. Die Hände hatte er dabei auf den Rücken gelegt. »Ich sagte vorhin, daß ich ein Verbrecher bin«, erklärte er. »Es entspricht meiner Natur, daß ich mich dabei nicht mit dem üblichen, ordinären Kleinkram herumschlage. Das Ist Sache der großen Syndikate. Die beziehen ihr Einkommen aus Glücksspielen und Rauschgifthandel, aus einer Diktatur über die kleinen Handelstreibenden und Gastwirte, und aus anderen windigen Geschäften, die erst durch ihre Menge interessant werden. Dazu gehören große, gut eingespielte Organisationen. Das ist mir zu umständlich. Ich sagte mir eines Tages, daß es eine einfachere Methode geben muß, um an Geld heranzukommen. Naturgemäß dachte ich dabei an die großen, an die ganz großen Vermögen. Wie konnte ich sie erobern? Wöchentlich stirbt irgendwo in Amerika ein Millionär. Millionäre sind komische Leute. Sie gehören einem bestimmten Clan an. Sie fahren die gleichen Wagen und besuchen die gleichen Klubs — und sie bevorzugen einige ganz bestimmte, zu ihrer Schicht gehörende Rechtsanwälte und Notare. Als ich soweit gekommen war, wußte ich, daß meine Zukunft praktisch schon gesichert war. Ich spezialisierte mich auf einige dieser Leute und studierte ihre Lebensweise. Bald war ich soweit, daß ich den einen und den anderen erpressen konnte. Seitdem läuft das Geschäft fast von selbst. Natürlich beteilige ich diese Leute — man muß ihnen trotz des Druckes, dem ich sie aussetze, einen gewissen Anreiz bieten —«
    Liza hatte dem merkwürdigen Vortrag mit wachsendem Erstaunen zugehört. »Sie arbeiten mit diesen Leuten Hand in Hand?«
    »Man vermittelt mir auf vertraulicher Basis bestimmte Informationen — so, wie in Ihrem Falle«, sagte der Mann. »Den Rest leite ich dann in die Wege. Ich kann Sie beruhigen, meine Liebe — nicht jeder Notar ist ein Betrüger. In einigen Fällen zogen wir es vor, Angestellte zu bestechen oder zu erpressen — das brachte den gleichen Erfolg. Es gibt Leute, die Ladenkassen und Bürogeldschränke berauben. Ich finde, es Ist lohnender, die ganz großen Objekte zu bearbeiten. Diese Ansicht finden Sie doch sicherlich vertretbar?«
    »Ich hasse und verachte jedes Verbrechen«.
    Der Mann blieb stehen. Er lachte. Es klang beinahe gutmütig. Aber nur beinahe. Bei ihm war stets dieser kalte Spott zu spüren, diese Menschenverachtung. »Na ja, Sie haben die übliche brave Schulmädchenauffassung von Sitte und Moral«, meinte er. »Nichts dagegen zu sagen. Ich habe nicht vor, Sie zu ändern.«
    »Ersparen Sie sich diese zynischen Auslegungen Ihrer Lebensauffassung, sie widert mich an!« meinte Liza.
    Der Mann lachte abermals. Er kam zu dem Sessel zurück und setzte sich. »Ich neige zur Eitelkeit«, gab er zu. »Ich bin stolz auf meine Masche. In ihrer Art ist sie einmalig — und ungemein rentabel. In Ihrem Fal'l zum Beispiel wird sie mein Bankkonto um rund vier Millionen bereichern — und das nach Abzug aller Unkosten!« Er seufzte.
    »Ich wurde von mehreren jungen Männern entführt«, sagte Liza. »Vorhin sprachen Sie unter Bezugnahme auf Ihre Verbrechen wiederholt in der Mehrzahl. Darf ich aus all dem schließen, daß Sie Chef einer Bande sind?«
    »Chef? Ja, das bin ich. Eine Bande habe ich nicht. Ich erwähnte schon, daß ich die Organisation hasse. Wenn ich Leute brauche, chartere ich sie, das ist zwar nicht gerade billig, aber ich habe herausgefunden, daß diese Methode ausgezeichnet funktioniert.«
    »Sie denken wirklich an alles, nicht wahr?« fragte das Mädchen bitter.
    »An alles!« nickte der Mann bestätigend. »Lassen Sie uns jetzt zur Detailarbeit kommen. Natürlich überlegen Sie schon die ganze Zeit, wie Sie mir ein Schnippchen schlagen können, nicht wahr?«
    »Würden Sie an meiner Stelle anders verfahren?« fragte Liza mutig.
    »Sie denken daran, die Polizei einzuschalten?«
    »Sie können mich rauben, und vielleicht auch mein Geld — aber Sie können mich nicht zur Preisgabe meiner Gedanken und Absichten zwingen,« sagte Liza.
    Der Mann erhob sich. »Darf ich Sie bitten, mir zu folgen?«
    Liza überlief es kühl. Das Gesicht des Mannes wirkte jetzt ernst, konzentriert, beinahe düster. Liza stand auf. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. Ein ganz ähnliches Empfinden machte sich in den Knien breit. »Was haben Sie vor?«
    Der Mann lächelte. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Es ist sehr wichtig.« Er ging zur

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