0443 - Lady Panthera
hatten.
»Na, wieder da?«
Ich reckte mich. »So eben.«
»Und wie fühlst du dich?«
»Besser.«
Suko warf mir einen schrägen Blick zu. »Du hast dich auch lange genug ausruhen können.«
»Und der Bericht?«
Mein Freund lachte. »Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung«, drehte er das alte Sprichwort um.
Ich spürte die halbe Wüste Sahara in meiner Kehle. So trocken war sie geworden. »Zu trinken hast du nicht zufällig etwas in der Nähe?« fragte ich meinen Partner.
»Nein.«
»Das solltest du aber.«
»Wieso? Ich lebe solide und habe nie Nachdurst.«
»Pharisäer!« Ich kurbelte das Fenster nach unten und ließ Luft in den Wagen.
Ein etwas kühlerer Wind fuhr durch das Innere. Er brachte auch einen bestimmten Geruch mit, der zwischen den Häusern lag und einfach nicht weichen wollte. Es roch nach Staub und Rauch. Manchmal hatte ich auch den Eindruck, Öl auf den Lippen zu schmecken. Nicht weit entfernt lagen der Hafen und Fabriken. Viele der Betriebe hatten dichtmachen müssen. Und in den noch funktionierenden gab es auch nicht für alle Menschen Lohn und Arbeit, die in Southwork lebten.
»Du weißt die Adresse, Suko. Wann sind wir ungefähr dort?«
»Kann sich nur noch um Stunden handeln.«
»Dann streike ich.«
Aus den Stunden wurden Minuten. Mein Freund hatte sich zuvor informiert. Er wusste, wohin er zu fahren hatte. Er lenkte den Wagen in eine schmale Seitenstraße. Zur linken Seite hin war der Blick frei. Das Abbruchgelände lag im hellen Sonnenschein. Jenseits davon standen zwei Schornsteine wie mahnende Finger. Aus ihren Öffnungen schob sich eine schmale Rauchfahne in den dunstigen Himmel. Teergeruch wehte in unseren Wagen.
Die Salomo Magic Assoziation hatte sich keine gute Adresse für ihre Firma ausgesucht. Wahrscheinlich hatte sie etwas zu verbergen und wollte, dass die Anschrift nur Insidern bekannt war.
Spielende Kinder versperrten den Weg. Sie traten gegen einen Fußball, den ein dunkelhaariger Junge auf das Abbruchgelände schoss und die Horde dem Ball nachrannte.
Wer keine Arbeit hatte, saß bei diesem Wetter draußen. Vor den Häusern hielten sich zahlreiche Menschen auf. Sie spielten Karten, redeten oder starrten nur einfach vor sich hin.
Das kam mir alles depressiv vor. Aus Polizeiberichten wusste ich, dass auch hier die Gewalt reagierte.
Um unser Ziel zu erreichen, mussten wir in eine schmale Einfahrt fahren.
Nach diesem düsteren Schlauch erreichten wir einen Hinterhof, wo ein alter amerikanischer Schlitten stand. Auf einer Leine hingen Wäschestücke, die im leichten Wind flatterten. Nicht weit von einer Batterie Mülltonnen entfernt stoppte Suko. Mit dem Bentley wäre ich hier nicht hingefahren. Es gab genügend Halbwüchsige, die auch unseren Dienstwagen prüfend betrachteten.
Den größten und kräftigsten unter ihnen winkte ich herbei. Er trug einen goldenen Modeschmuck-Ring im rechten Ohr.
Ich zeigte ihm eine Pfundnote.
Er verstand. »Was soll ich tun?«
»Nur auf unseren Wagen achtgeben.«
»Mach ich.«
Das Geld wechselte seinen Besitzer. Suko hatte das Haus bereits entdeckt, in das wir mussten. Man konnte es als eine Mietskaserne bezeichnen mit zahlreichen Wohnungen, so dass der Vergleich mit einem Wabenstock schon zutraf.
Das Schild mit der Aufschrift sahen wir neben der Haustür. Es zeigte Schmutzspuren.
Ich drückte die Tür auf. Im Flur war es zwar kühler, dafür roch es auch mieser, als hätte man hier irgendwelchen Dreck abgeladen. Um unser Ziel zu erreichen, mussten wir in den Keller.
Nach einer langen Treppe standen wir schließlich vor einer grün lackierten Tür. Sie sah ziemlich neu und auch stabil aus. Zum Gesamteindruck des Hauses wollte sie nicht so recht passen. Die Schelle sah aus wie ein Stern. Ich drückte meinen Daumen darauf. Keiner von uns vernahm ein Geräusch hinter der Tür, aber es wurde geöffnet, wie uns der summende Laut verriet.
Wir drückten die Tür nach innen und betraten einen Flur, der mit violetten Kacheln ausgelegt war. Sie besaßen einen matten Glanz und nur sehr schmale Fugen.
Auch das Licht bekam diesen Schein. Es fiel aus in der Holzdecke eingearbeiteten Lampen.
Am Ende des Flurs stand eine Tür einladend offen. Wir sahen zwar keinen Menschen, hörten aber trotzdem die Stimme einer Frau, die uns zum Eintreten aufforderte.
Wir gingen über die Schwelle, versanken in einem ebenfalls violetten Teppich und sahen sie.
Sie war ein Ereignis und hatte in einem Drehsessel ihren Platz gefunden.
Eine Frau
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