0443 - Lady Panthera
Raubkatze anschauen.« Er hatte sich bereits von den anderen entfernt und schritt auf die übergroße Katze zu.
Sie lag ausgestreckt und hatte den Kopf stolz erhoben. Ihr mächtiger Schwanz lag eingeringelt am Ende des Körpers.
Zwar war der Panther aus blauschwarzem Stein nachgebildet worden, aber das Tier sah trotzdem täuschend echt aus. Besonders interessant fand Thriller I das weit geöffnete Maul des Panthers. Diesmal leuchtete er aus nächster Nähe hinein und stellte abermals fest, dass die Schwaden das Gebiss umschwebten.
Woher kamen sie? Wahrscheinlich aus dem Innern der steinernen Raubkatze. Aber welche Quelle befand sich dort?
Thriller I hatte kein gutes Gefühl, als er die linke Hand ausstreckte, den Steinkörper berührte - und erschrak, die Hand aber nicht zurückzog.
Der Stein war warm. Von der Temperatur her ebenso warm wie der Körper der toten Frau.
Gab es da eine Verbindung?
Im gleichen Augenblick hörten die drei Skinheads das Fauchen. Aber nicht der Panther hatte es ausgestoßen, sondern die Tote…
***
Thriller II und sein Kumpan sprangen so heftig zurück, dass sie fast gefallen wären.
Ihr Boss stand noch neben der Figur und hatte eine Hand auf die Flanke gelegt. Auch ihm war das Fauchen nicht entgangen, aber er glaubte, dass der Panther es ausgestoßen hatte.
»Was ist los?«
»Das Fauchen, verdammt!« meldete sich Thriller II aus dem Düstern, denn er hatte den Lichtkreis der Lampe verlassen. »Ich habe es genau gehört. Das war nicht der Panther.«
Thriller I lachte kratzig. »Wer dann?«
»Die Frau!« Der Skinhead verbesserte sich. »Nein, die Tote war es. Ja, die Tote…« Er war völlig durcheinander, starrte auf die leblose Person und glaubte auch, dass sich in deren Gesicht etwas verändert hatte.
»Sieh dir mal den Mund an!« sagte er mit hoher Stimme, in der schon Panik mitschwang. »Das ist ein Zombie!«
Thriller I verließ seinen Platz. Auch ihm war noch unwohler geworden..
Er konnte sich vorstellen, dass sie hier in einen Terror hineingeraten waren, den keiner von ihnen durchblickte. Hier hatte sich etwas Fremdes, Grauenvolles ausgebreitet.
Sein Blick fiel auf den Mund. Und auch er sah die Veränderung im Schein des runden Lichtkegels.
Der Mund stand offen.
»Siehst du es? Hast du es gesehen? Die hat auch gefaucht, verdammt. Die war auch so warm.«
Thriller I presste wütend seine Hand nach unten. Dann bückte er sich, fasste die Frau noch einmal an, sah das Zucken auf ihrem Gesicht, den so kalten Blick der Augen, und ihm fiel auf, dass sie die gleichen Augen hatte wie der Panther.
Die Bewegung der Hand sah er nicht.
Die bekam er erst mit, als es zu spät war und sich eisenharte Finger um sein Gelenk schlossen.
Im gleichen Augenblick erwachte der steinerne Panther…
***
Es gibt Gegenden in London, für die man sich als Einheimischer zwar nicht gerade schämt, in die man jedoch keine Touristen führt. Dazu gehört Southwork.
Es liegt am südlichen Ufer der Themse und östlich des großen Flußknicks, wo das Flussbett die Form eines großen Fragezeichens annimmt.
Wir waren zwar für sechzehn Uhr verabredet gewesen, hatten den Termin aber verschieben müssen, weil Sir James noch eingetroffen war und einen detaillierten Bericht über den letzten Fall von mir verlangte, den Glenda mit stenographiert hatte.
Es war über zwei Stunden später, als wir uns in den Dienstwagen schoben, der so richtig aufgeheizt war, weil er im Freien unter der Sonne gestanden hatte.
Miss Dominga Cruz hatte Suko erklärt, dass es ihr nichts ausmache. Sie blieb sowieso immer sehr lange im Büro und dass sie sich trotz der Verspätung auf unseren Besuch freue.
Ich fühlte mich ziemlich ausgelaugt. Die letzte Nacht hatte ich noch immer nicht überwunden, und auch der Bericht hatte mich ziemlich angestrengt.
Sir James konnte schon manchmal ein Sadist sein. Wäre ich den Tag über im Bett geblieben, hätte er den Bericht sicherlich erst viel später verlangt. Er hatte ärgern wollen.
Wir nahmen den direkten Weg über die Westminster Bridge, gerieten kurz davor in einen Stau, was mich nicht weiter interessierte, denn ich hatte abgeschaltet und war eingeschlafen.
So konnte sich Suko allein ärgern. Er hatte auch Mitleid und weckte mich erst auf, als wir bereits durch Southwork kurvten und ich die grauen, tristen Hausfassaden sah, die nur hin und wieder durch bunte Wände unterbrochen wurden.
In den Häusern wohnten zumeist junge Leute, die alte Fassaden bunt gestrichen
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