0443 - Lady Panthera
Kopf bewegte sich nicht. Es reichten die kalten, gnadenlos wirkenden Augen, die die drei Skinheads im Blickfeld behielten. Zwei von ihnen standen dicht zusammen, nur der dritte, Thriller I, kniete noch neben der Toten, die ihn nach wie vor festhielt.
Thriller III versuchte es noch einmal. »Komm endlich weg. Der Panther ist erwacht!« Seine Stimme kippte über. Er spürte eine selten gekannte Angst. Bei Bullen konnte er sich wehren. Hier aber war er wehrlos und den Kräften einer für ihn nicht fassbaren Welt ausgesetzt.
Thriller I kam nicht mehr dazu, eine Antwort zu geben, denn plötzlich fauchte der Panther. Dieses Geräusch erinnerte an ein Unwetter, das im Anmarsch war.
Grollend und alles verschlingend.
»Der schafft es nicht!« flüsterte Thriller II. »Verflucht, der will es auch nicht schaffen.«
Sein Kumpan nickte. »Ich verziehe mich.«
»Dann geh ich mit. Weißt du denn, wie man sich bei Raubtieren verhalten soll?«
Thriller II schüttelte den Kopf. »Nein. Nur keine heftigen Bewegungen, die dieser Bastard falsch verstehen könnte. Sonst sind wir geliefert.«
»Klar, klar.«
Als hätten sie sich untereinander abgesprochen, so setzten sich die beiden Skinheads gemeinsam in Bewegung. Ihre Gesichter waren vor Anstrengung verzerrt. Ein jeder von ihnen spürte die innere Spannung, die ein Netz um sie geschlungen hatte.
So etwas hatten sie noch nie erlebt. Raubtiere kannten sie aus einem Zoo oder Tiergarten, aber nicht aus den Kellern irgendwelcher Häuser im Londoner Vorort Southwork.
Der Panther hatte seinen Standplatz kaum verändert. Er stand noch immer hinter Thriller I und der Leiche. Mit den beiden Vorderpfoten fest auf den Boden gestemmt, aber stets bereit, die Entfernung zu den beiden Skinheads so rasch wie möglich zu überwinden.
»Wie weit kann der springen?« flüsterte Thriller I. Obwohl er es nicht wollte, zitterte er.
»Weiß ich doch nicht.«
»Aber weit genug bestimmt.«
»Geh, Mensch.«
»Ja, ja.« Thriller III spürte in seiner Kehle den Kloß der Angst. Er musste rückwärts gehen, erreichte auch die Tür, aber er lief gegen den Rahmen.
Durch die Berührung zuckte er heftig zusammen und hatte Furcht, dass der Panther jetzt starten würde.
Aber er blieb…
Sehr genau beobachtete er die beiden Skinheads, wie sie sich zurückzogen und in den Flur eintauchten. Dort atmeten sie zum ersten Mal auf, obwohl sie genau wussten, dass die Gefahr noch längst nicht vorbei war.
Der Körper würde durch die Tür passen. Er konnte ihnen immer in den Flur des Kellers folgen.
Thriller III wollte laufen. Das bemerkte sein Kumpan und hielt ihn fest.
»Bist du verrückt?«
»Aber ich…«
»Nichts machst du. Reiß dich zusammen…«
»Ja, ja…«
Schritt für Schritt gingen sie zurück, den Panther dabei nicht aus den Augen lassend.
Der beobachtete sie. Noch immer bewegte sich sein Schwanz. Er streifte über den Boden, und das war das einzige Geräusch, das die beiden Flüchtlinge vernahmen.
Thriller I kümmerte sich nicht um sie. Die Frau musste ihn fasziniert haben.. Nicht einmal seine hockende Haltung hatte er verändert, um sich bequemer hinzusetzen.
»Wir schaffen es!« flüsterte Thriller III, um sich selbst Mut zu machen. »Verdammt, wir schaffen es.«
Und da passierte es.
Ohne es auch zuvor durch eine Bewegung angekündigt zu haben, spannte sich der Körper des schwarzen Untiers, hob vom Boden ab und wuchtete sich mit einem gewaltigen Sprung auf die Tür zu.
Beide Skinheads reagierten unterschiedlich.
Während Thriller II stehenblieb, warf sich sein Kumpan auf dem Absatz herum und floh.
Er schrie, und seine Stimme hallte dabei schaurig durch den Keller. Panik jagte ihn voran. Licht brannte, die Treppe war zu erkennen und auch das Pendel, das noch immer schwang.
Das Gesicht verzerrt, die Augen weit aufgerissen, so hetzte Thriller III auf die Treppe zu.
An das Pendel dachte er zu spät.
Er befand sich noch mitten im Lauf, als er diesen gewaltigen Mordklotz von der Höhe her auf sich zurasen sah. Vielleicht hätte er noch eine Chance gehabt, aber er warf sich nicht auf die Stufen, sondern schien vor Schreck wie erstarrt.
Und das Pendel flog auf ihn zu.
Thriller III breitete die Arme aus, als wollte er den killenden Halbmond aus Stahl umfassen. Es war eine tödliche Umarmung für ihn, denn so konnte er es nicht stoppen.
Der Schrei brach ab, als das Pendel ihn erwischte.
Die schwere Mordwaffe riss ihn von den Füßen. Thriller III kippte nach hinten. Er schlug mit dem
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