0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue
und mir fiel auch sofort ein Grund ein, in den Keller zu gehen. Mrs. Cullogh selbst hatte ihn mir vorhin gegeben. »Ich möchte doch etwas trinken. Du auch?« wandte ich mich an den Mönch.
Der hatte verstanden. »Gern.«
»Gehen Sie nur«, sagte Helen. »Wenn Sie sich nicht zurechtfinden, fragen Sie Karen, die wird Ihnen schon etwas geben.«
»Danke sehr.«
»Ach so!« rief sie hinter uns her. »Wollen Sie eigentlich auch etwas zu Abend essen?«
»Nein, wahrscheinlich nicht. Bei dieser Hitze.«
»Das verstehe ich. Sie können auch kurzfristig bestellen.«
Mrs. Cullogh war sehr nett und hilfsbereit. Hoffentlich mußten wir ihr nicht eine zu große Enttäuschung bereiten. Noch war ja nichts bewiesen, Patef Ignatius konnte sich auch irren.
Wir würden sehen.
Den Weg zum Keller hatten wir schnell gefunden. Es gab zwei Zugänge. Einmal vom Hof her über eine Außentreppe, zum anderen den normalen Weg im Wohnhaus.
Wir hatten uns nicht abgesprochen, sondern bewegten uns freiwillig so leise wie möglich. Auf dem letzten Teil der steinernen Kellertreppe schon hörten wir die Stimme des Mädchens.
Wir irrten. Auch eine andere Stimme war zu hören.
Der Pater und ich blieben auf der vorletzten Stufe stehen. Zwei Frauen, die miteinander sprachen. Weshalb hatte uns Mrs. Cullogh nichts davon erzählt?
»Ob sie Besuch hat?« flüsterte Ignatius.
»Das ist möglich. Vielleicht ist die Besucherin auch durch den Garten gekommen.«
Noch konnten wir nicht in den Keller blicken, der rechts von uns liegen mußte. Am Ende der Treppe befand sich ein rechteckiger Flur, von dem mehrere Türen abzweigten.
Wir mußten die rechte nehmen.
Es war kühler hier unten. Der typische Kellergeruch traf unsere Nasen. Etwas feucht und muffig. Hinzu kam ein gewisser Bügelgeruch, der entsteht, wenn heißes Eisen über ein feuchtes Tuch gleitet.
Die rechte Tür war es. Sie stand halb offen, so daß wir in den Raum hineinschauen konnten, aber niemand sahen, nur den Teil eines sich hin- und herbewegenden Schattens, der gleichmäßige Bewegungen durchführte. Lange brauchten wir nicht zu raten. Das Mädchen bügelte tatsächlich.
Doch mit wem sprach es?
Ich ging vor und legte gleichzeitig meinen Zeigefinger auf die Lippen.
Father Ignatius nickte zum Zeichen, daß er einverstanden war.
Auch sein Gesicht hatte einen gespannten Ausdruck angenommen.
Wir beide wollten es wissen, und waren davon überzeugt, daß nur Karen uns die Lösung des Falles präsentieren konnte.
»Fühlst du dich gut?« Es war Karen, die fragte.
»Ja.«
»Aber du wirst dich bald noch besser fühlen, meine Liebe.«
»Wenn sie auch verschwunden sind.«
»Ich habe gleich bemerkt, daß die beiden gefährlich sind. Ich spürte es für dich, Bethsame…«
Father Ignatius stieß scharf die Luft aus. Auch ich war leicht geschockt. Mit diesem Dialog hatte keiner von uns gerechnet, das war einfach nicht möglich gewesen.
Karen Cullogh und Bethsame? Hatte die Nonne das Mädchen aufgesucht? Alles wies darauf hin, schließlich hatten die beiden miteinander gesprochen. Für uns war es natürlich eine Chance. Wenn wir die Nonne hier im Keller fassen und stellen konnten, war alles erledigt.
»Ja, deshalb muß ich sie töten. Sie waren auch bei der Schwester des Försters. Überall hinterlassen sie ihre Spuren und Zeichen, aber so einfach werden sie es mit mir nicht haben.«
»Soll ich dir helfen?«
»Nein, ich mache es allein. Komme ich aber nicht zurecht, werde ich deine Hilfe gern in Anspruch nehmen.«
Bethsame hatte eine dunkle Stimme. Jedes Wort, das sie sprach, hallte irgendwie nach.
Klar, sie war ein Geist…
Father Ignatius deutete auf mich und sah mich fragend dabei an.
»Soll ich gehen?« hauchte er.
Ich gönnte es ihm und nickte. Der Mönch lächelte und schob sich an mir vorbei.
Er blieb so stehen, daß er in den Raum hineinblicken konnte. Er zögerte noch für die Dauer einiger Atemzüge, dann stieß er die Tür mit einem Ruck auf.
Freie Sicht in den Keller!
»Guten Tag!« hörte ich ihn sagen und kurz darauf einen leisen Schrei der Überraschung, den Karen ausgestoßen hatte. An eine Gefahr dachte ich nicht mehr und betrat hinter dem Pater den Raum.
Er diente als Hauswirtschaftsraum. Waschmaschine, Trockner, ein großes Bügelbrett und eine Bügelmaschine sahen wir. Zwischen den Geräten standen gefüllte Wäschekörbe. An der Decke brannten zwei lange Leuchtstoffröhren, die das nötige Licht spendeten. Ich hatte auch nach rechts geschaut. Hinter der
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