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0444 - Ich, der Diamanten-Marder

0444 - Ich, der Diamanten-Marder

Titel: 0444 - Ich, der Diamanten-Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Unterschied zwischen einer kleinen und einer großen Sekunde bestand, da tauchte sie schon wieder auf.
    »Mr. Sullivan ist noch nicht im Büro. Würden Sie bitte Platz nehmen, er muß jeden Augenblick kommen«, sagte sie, doch ihre Augen lächelten nicht mehr.
    Ich verharrte unschlüssig und riß mich gewaltsam von der imposanten Show dieses Zirkus im Großformat los. Ein abschätzender Blick traf sie, und dann ging ich auf den Gobelinvorhang zu.
    »Was fällt Ihnen ein!« kreischte sie und klammerte sich an meinen Arm.
    »Machen Sie Platz!« sagte ich ungeduldig. Mir war plötzlich eingefallen, daß das Haus seit einer Stunde bewacht wurde und ich erst erschienen war, nachdem ich die Nachricht erhalten hatte, Mr. Sullivan sei in seinem Cadillac eingelaufen.
    Es gelang mir nicht sofort, sie abzuschütteln, da sie verbissen wie ein Puma an ihrem Opfer hing. Sogar ihre bildhübschen Zähne schlug sie in meinen Ärmel, um mich aufzuhalten. Ich packte ihren Kopf und besaß die Unfreundlichkeit, den Aufbau zu zerstören. Trotzdem dauerte es fast eine Minute, bis ich sie abgeschüttelt hatte. Fauchend saß sie auf dem Teppich und sprühte mir Blitze entgegen. Mit einem Schritt war ich hinter dem Vorhang und hatte die Klinke einer lederbespannten Tür in der Hand. Ich riß das Portal auf und stand im Allerheiligsten.
    Noch hing dichter Rauch im Zimmer und eine Zigarre brannte still vor sich hin. Das Fenster war hermetisch verschlossen, nur die zweite Tür war halb offen, ohne daß ich in den Nebenraum sehen konnte. Ich stürzte hin und riß die Tür auf. Verblüfft fand ich mich in einem kleinen Bad wieder, das weder Fenster noch weitere Türen hatte.
    Kein Mensch war zu sehen, und doch mußte kurz vor mir jemand im Raum gewesen sein. Dieser Jemand war Mr. Sullivan, den ich gar zu gern gesprochen hätte. Ich wirbelte auf dem Absatz herum, doch er schlich sich keineswegs durch die Tür ins Vorzimmer.
    Mißtrauisch näherte ich mich dem Fenster, prüfte die Riegel und sah hinter die bis zum Fußboden reichenden Vorhänge. Keine Spur eines Lebewesens war zu sehen. Ich stellte mich mitten in den Raum und überlegte, wo ich mich verstecken würde, wenn ich an Sullivans Stelle wäre. Der Schreibtisch bot keine Möglichkeit, der Teppich lag unverschoben; es kam also nur noch die Bücherwand in Frage. Ich versuchte, ein Lineal zwischen Wand und Regal zu schieben, doch es ging nicht.
    Interessiert beugte ich mich zum Fußboden und studierte die Ecke, mit der das Regal aufstand. Hier war nichts zu sehen, doch am anderen Ende hatte ich mehr Glück. Eine ganz dünne Furche im Parkett zeigte an, daß die ganze Bücherwand um diesen Punkt gedreht werden konnte. Ich tastete jetzt systematisch die obere Leiste ab, fuhr mit der flachen Hand über die Seitenteile und dann über die einzelnen Bretter, auf denen die Klassiker meterweise standen. Eines der Bretter schien leicht zu vibrieren, und ich legte das Ohr an. Ein ganz leises Summen wie von einem Elektromotor war zu hören. Als ich es kurz anhob, hatte ich den Dreh ’raus.
    Zufrieden sah ich, wie das ganze Regal wegschwenkte und einen schmalen Durchlaß freigab. Ich trat ein und stand vor einer engen Wendeltreppe aus Eisen, die nach oben führte. Verblüfft stand ich vor dieser Fluchtrichtung, denn wer da oben wohnte, war mir klar.
    Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich sah die letzten Zusammenhänge klar vor mir und hatte das Rätsel fast gelöst. Ohne zu zaudern, wand ich mich wie ein eingeseifter Aal den engen Gang nach oben.
    Dort war der Ausgang noch frei, und ich stand urplötzlich in einem elegant eingerichteten Schlafzimmer. In gebückter Haltung stand ein Mann im nachtblauen Einreiher ein paar Schritte vor mir und packte in aller Seelenruhe den Inhalt eines Wandsafes in einen Lederkoffer.
    Lautlos holte ich die Waffe heraus, richtete sie auf ihn und entsicherte leise. »Hallo, Louis«, sagte ich in harmlosem Plauderton, »du willst doch nicht verreisen?«
    Er verharrte in seiner Haltung und drehte nur ganz leicht den Kopf. Im Zeitlupentempo stand er auf Und drehte mir sein Gesicht zu, wobei er die Hände unaufgefordert bis in Schulterhöhe nahm. Sein Gesicht, jetzt ohne Bart, zeigte weder Überraschung noch Zorn. Völlig beherrscht und kalt sah er mich an, wobei er plötzlich viel gefährlicher als in der Baracke bei Ellenville wirkte.
    »Du wirst es nicht glauben, mein Zug geht in einer Stunde«, sagte er ohne Betonung.
    »Möglich«, sagte ich und stellte

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