0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl
wissenschaftliche Forschungsgesellschaft der Luftfahrtindustrie. Fragen Sie nicht! Ein Mensch schwebt in Lebensgefahr.«
Mein Freund wandte den Blick zum Fernseher. Die Kamera zeigte mein Gesicht in Großaufnahme. Die Schweißperlen auf meiner Stirn waren auf dem überlebensgroßen Bild so dick wie Cocktailkirschen.
Phil biß sich auf die Lippen. Innerhalb von fünfzehn Sekunden hatte er die Blitzverbindung zum Newark Airport. Ein Girl mit einer langweiligen Stimme meldete sich.
»Achtung, hier spricht FBI, geben Sie mir sofort die technische Leitstelle für ,Hurricane«‘, brüllte Phil. Ein Knacken im Hörer verriet ihm, daß das Girl bereits weiterverbunden hatte. Ein Mann meldete sich, der offenbar Kaugummi zwischen den Zähnen hatte. »Ingenieur Gradowski.«
»Hier ist FBI-Agent Decker. Brechen Sie sofort den Versuch ,Hurricane‘ ab, Mann. Haben Sie denn noch nicht gesehen, daß Gangster einen blinden Passagier in die Maschine geschmuggelt haben?«
»Doch, Sir«, antwortete der Ingenieur seelenruhig.
»Und?«
»Bedaure, Sir, aber es gibt keine Möglichkeit, den Versuch abzubrechen.«
»Dieser Mann in der Maschine ist G-man Jerry Cotton.«
»Tut mir leid, Sir. Unternehmen ,Hurricane‘ ist nicht zu unterbrechen.«
»Soll das heißen, daß Jerry«, Phil unterbrach sich und starrte auf die Mattscheibe, »dem Tode ausgeliefert ist?«
»Ich bedaure, Ihnen keine andere Antwort’ geben zu können, Mr. Decker.«
»Verdammt, Sie haben Nerven!«
»Im Hackensack-Landegebiet stehen bereits mehrere Feuerwehrzüge in Alarmbereitschaft.«
»Wie groß sind die Chancen, den Absturz lebend zu überstehen?«
»Normalerweise eins zu tausend, in diesem Falle höchsten eins zu hunderttausend, weil die Sprengladung in der Viermotorigen ausreicht, um einen naturgetreuen Absturz mit anschließender Explosion zu inszenieren.«
»Haben Sie keine Sprechfunkverbindung mit der Maschine?«
»Nein, wozu auch. Es war nicht geplant, einen Passagier mit hochzuschicken.«
»Es gibt also keine Möglichkeit für eine Rettung?« stammelte Phil. Er spürte, wie der Boden unter seinen Füßen wankte.
»Nein, absolut keine, Sir«, antwortete Gradowski. »Es tut mir leid.«
Phil ließ den Hörer auf die Gabel sinken. Ich blickte ihn von der Mattscheibe mit Todesangst in den Augen an.
Mein Freund biß die Zähne aufeinander. Noch immer krallte sich seine Hand um den Telefonhörer.
Die Kamera war wieder herumgeschwenkt und blickte auf die Uhr des Zeitzünders.
Dann erschien plötzlich der Sprecher auf dem Fernsehschirm. Seine Stimme klang belegt. Phil hörte nicht, was gesagt wurde. Er hielt immer noch den Hörer in der Hand.
Pausenzeichen des Senders. Mein Freund schloß die Augen.
Im Geiste sah er die Uhr des Zeitzünders vor sich.
Danach hatte ich noch zwei Minuten zu leben.
»Es muß etwas geschehen«, murmelte Phil, »zumindest muß ich Mr. High informieren.«
Mein Freund zog sich mit dem Fuß einen Schemel heran und ließ sich neben dem Telefon nieder. Das ältere Ehepaar, das mit ihm auf der Veranda saß, starrte immer noch stumm auf die Mattscheibe.
Phil verlangte ein Blitzgespräch mit New York LE 5-7700, unserer FBI-Zentrale.
Aber Mr. High war nicht im Hause.
Mein Freund ließ den Hörer wieder auf die Gabel sinken, spülte den Rest seines Manhattan-Cocktails hinunter und starrte ebenfalls auf die Flimmerkiste.
Nach fünf Minuten wurde das Pausenzeichen unterbrochen, und das Bild des Sprechers tauchte auf. Der Mann mußte in der kurzen Zeit sogar seinen Binder gewechselt haben. Jetzt trug er schwarz.
»Meine sehr verehrten Damen und Herren«, sagte der Sprecher mit heiserer Stimme, »soeben erhalten wir von der Wissenschaftlichen Forschungsgesellschaft der Luftfahrtindustrie die Nachricht, daß Versuch ,Hurricane‘ wie vorgesehen abgelaufen ist. Die Maschine wurde zum Sturzflug gebracht und über dem Erdboden plötzlich abgefangen. Kurz nach der Bauchlandung zerriß die Sprengladung die Viermotorige. Es entstand wie bei Unglücksfällen ein Brand, der allerdings von den Löschmannschaften schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte, weil die Flugzeugtanks nur ein Minimum an Brennstoff enthielten. Über die Bergung des in der Maschine befindlichen Passagiers kann noch nichts mitgeteilt werden. Die Hoffnungen, den Unbekannten lebend zu bergen, sind gering. Bisher konnte auch noch nicht geklärt werden, wie es zu diesem Zwischenfall kam. Ein Verbrechen ist nicht ausgeschlossen.«
Phil schnellte hoch und
Weitere Kostenlose Bücher