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0445 - Die Macht des Träumers

0445 - Die Macht des Träumers

Titel: 0445 - Die Macht des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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lederbezogenen Arbeitssessel etwas und zog die Beine hoch, umschlang sie mit den Armen. »Die Welt erreichen ohne das Amulett? Du hast doch als Anhaltspunkt nur das, was das Amulett dir gezeigt hat.«
    »Und meinen Traum«, sagte Zamorra.
    »Und du glaubst, das reicht aus?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich werde es versuchen«, sagte er.
    Nicole gab ihre Position auf und erhob sich. Sie trat vor Zamorra und umarmte ihn. »Ich sehe keine Möglichkeit«, gestand sie. »Falls du an die Transmitterblumen im Keller denkst, um eine andere Welt zu erreichen…«
    »Daran hatte ich nicht einmal gedacht«, sagte er überrascht. »Es wäre eine Möglichkeit, aber andererseits kann ich nicht sicher sein, dorthin zu kommen, wohin ich will. Nein, das ist keine Lösung.«
    »Und was siehst du statt dessen als Lösung?«
    »Vielleicht gibt es hier oder in der Nähe ein Weltentor. Wenn nicht, läßt sich möglicherweise eines künstlich erzeugen…«
    »Aber nicht mit unseren Mitteln«, sagte Nicole und küßte ihn. »Komm auf den Teppich zurück, chéri. Um ein künstliches Weltentor zu schaffen, brauchst du einen Dhyarra-Kristall höherer Ordnung. Möglicherweise einen Machtkristall. Und erstens haben wir den nicht, zweitens könntest du ihn nicht benutzen. Du müßtest Ted Ewigk um Hilfe bitten, und der wird sich schön bedanken, schon wieder in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang einbezogen zu werden, nachdem er endlich mal ein wenig Ruhe finden kann. Übrigens kann ich mich daran erinnern, daß das Amulett behauptete, es sei keine andere Welt, es sei keine Illusion… überhaupt wurde so ziemlich alles abgelehnt, nicht wahr?«
    Zamorra nickte geisesabwesend. Seine Gedanken kreisten um die fremde Landschaft, die er im Traum deutlicher gesehen hatte als auf dem winzigen »Bildschirm« des Amuletts.
    »Ich weiß, daß es eine Möglichkeit geben muß«, sagte er. »Ich brauche nur etwas Zeit, sie zu finden. Vielleicht können wir uns gegenseitig auf die Sprünge helfen, indem wir darüber diskutieren.«
    Nicole löste sich von ihm. »Ich glaube, du mißt dieser Sache eine zu große Bedeutung bei«, sagte sie und trat ans Fenster, um hinauszusehen über das Loire-Tal. Die Wolken waren größtenteils verschwunden; im tristen Graugrün der Landschaft zog sich das graue Band des Flusses durch das Tal. Die Landschaft hatte durchaus ihren Reiz, aber Nicole zog, wie Zamorra, die Sonne vor. Dann glitzerte die Loire wie ein Strom von Brillanten, dann leuchteten die Berge. Dann zauberten die Felder und Weinberge eine ganz besondere Atmosphäre, wie sie sie nur hier kennengelernt hatten, obgleich sie beide die ganze Welt bereist hatten -und noch ein paar Welten mehr.
    Ihr Verstand sagte ihr, daß das Château für zwei Personen und einen Diener viel zu groß war, daß ein kleines Haus reichen würde. So wie Beaminster Cottage in England. Aber sie wußte, daß sie nie in einer anderen Gegend wirklich so glücklich leben konnte wie hier. Diese Umgebung hatte es ihr angetan. Sie sehnte sich immer wieder nach diesem Bild zurück, das sie in den Jahren geprägt hatte. Mit ihrer eigentlichen Heimat und auch mit New York, wo sie viele Jahre gelebt hatte, verband sie weitaus weniger als mit diesem Abschnitt des Loire-Tals.
    Zamorra war stehengeblieben. Er betrachtete ihre schlanke, schöne Gestalt vor dem Fenster. Eine Frau, wie er keine bessere finden konnte. Verständnisvoll, kämpferisch, selbstbewußt und voller Liebe für ihn. Sie stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden, wurde mit den ärgsten Problemen fertig und war darüber hinaus auch noch verteufelt hübsch und verführerisch.
    »Wieso?« fragte er. »Wenn es für irgendeine gegnerische Macht einen Weg gibt, die Abschirmung zu umgehen und das Amulett reagieren lassen, kann diese Bedeutung gar nicht groß genug sein. Sie bedroht unsere Existenz, unsere Sicherheit.«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist es keine Bedrohung. Vielleicht ist es nur eine Phase der Weiterentwicklung des Amuletts. Möglicherweise möchte es selbst etwas erleben, schaltet sich von sich in Dinge ein und will nicht, daß wir uns einmischen.«
    »Das gefällt mir noch weniger«, sagte Zamorra. »Das wäre eine Stufe der Entwicklung, die ich nicht mehr akzeptieren kann. Zumindest nicht, ohne genau zu wissen, woran ich bin, und danach sieht’s nicht aus. Es ist ein Werkzeug, eine Waffe, ein Stück Metall, verdammt! Es ist kein menschliches Wesen! Stell dir vor, unser Fernseher oder ein Kugelschreiber

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