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0446 - Die Gangsterpest erstickt Manhattan

0446 - Die Gangsterpest erstickt Manhattan

Titel: 0446 - Die Gangsterpest erstickt Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenigen Metern erreichte ich den stacheldrahtbewehrten Zaun, der das Grundstück umschloß. Dahinter begann dichtes Gestrüpp.
    Ein Stück weiter kam ich an ein Tor. Es quietschte in den Angeln, als ich es aufstieß.
    Vor mir lag ein schmaler Fußweg, der zum Haus führte. Langsam ging ich weiter. Ringsum war Stille; nur in der Ferne rauschte das Meer. Zu beiden Seiten des Weges standen hohe, feindselige, tropfnasse Farne. Der Sand knirschte unter meinen Tritten.
    Ich kam um eine Biegung und erreichte den Parkplatz. Dahinter erhob sich das Haus. Die Stille hatte etwas Bedrückendes an sich.
    Auf dem Parkplatz stand Sands Ford. Ich legte die Hand auf die Motorhaube. Sie war kalt — also mußte Sand schon vor längerer Zeit hier angekommen sein.
    Die vielen blinden Fenster des Hauses schienen mich höhnisch anzusehen.
    Mir war, als würde ich beobachtet; es war jenes undefinierbare Gefühl, das einen veranlaßt, sich plötzlich umzudrehen, wenn man von hinten angestarrt wird. Die Gefahr schien vom Haus auszugehen, diesem aus der Nähe noch häßlicheren Backsteinkasten.
    Mit ein paar raschen Schritten hatte ich die Tür erreicht und legte die Hand auf die Klinke. Ich lauschte. Nichts war zu hören.
    Vorsichtig drehte ich den Kopf herum, drückte die Tür auf. Sie war unverschlossen. Vor mir erstreckte sich eine große Halle, die im Halbdunkel lag. Als meine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, erkannte ich Einzelheiten.
    Ein deckenhoher gemauerter Kamin, riesige Ledersessel, ein runder schwerer Marmortisch und überall Holz, Täfelungen an der Decke, schweres Schnitzwerk am Treppengeländer, altertümliche Bilder. Ein eigenartiger Geruch von Moder lag über allem. Das Haus schien schon lange unbewohnt zu sein.
    Ich lauschte angestrengt, aber nicht der geringste Laut war zu hören. Über allem lagerte eine dicke Staubschicht. Es schien unwahrscheinlich, daß in letzter Zeit jemand hier gewesen war — aber da war die unverschlossene Tür, da stand der Ford draußen.
    Es roch nach Gefahr, und jene rote Warnlampe, deren Zuverlässigkeit ich oft erprobt hatte, hatte sich schon beim Betreten des Grundstücks bei mir eingeschaltet.
    Gefahr! Ich ging zögernd in die Halle hinein, und jetzt entdeckte ich die Fußspuren, die durch den Staub auf dem Boden führten. Es waren eindeutig die Spuren von zwei Männern. Sie gingen zur Treppe, die neben dem Kamin zu einer Balustrade emporführte. Ich folgte ihnen, als plötzlich ein harter Schlag hinter mir ertönte. Ich fuhr herum.
    Die Haustür war ins Schloß gefallen. Ich hatte nicht den geringsten Luftzug verspürt. Sekunden verharrte ich reglos, alle Sinne angespannt. Aber außer dem harten Klopfen meines Herzens war nichts zu hören.
    Dann war ich an der Tür und stellte fest, daß sie sich von innen nicht öffnen ließ. Der Griff war abgebrochen. Ich ging zum Fenster, dessen trübe Scheiben jede Aussicht versperrten. Es war durch massive Gitterstäbe gesichert.
    Ich saß in der Falle.
    Für den Bruchteil einer Sekunde stockte mir der Pulsschlag. Die Gefahr war da. Sie war riesengroß. Ich konnte sie körperlich spüren — und da ließ ich mich flach zu Boden fallen, während ein Geschoß mit peitschendem Knall über mich hinwegfegte. Wieder knallte es. Mit häßlichem Singen sirrte ein Querschläger durch die Luft.
    Ich verlor keine Zeit, machte eine Rolle und landete hinter einem der schweren Ledersessel. Ich spürte den Schlag, als eine Kugel sich in die Polsterung bohrte.
    Der Schütze mußte oben auf der Balustrade sein. Blitzschnell hob ich den Kopf, sah einen Schatten oben. Das genügte mir. Nicht umsonst üben wir fast täglich auf unserem Schießstand. Der Revolver in meiner Hand bellte einmal auf. Fast gleichzeitig knallte es oben. Aber ich war schneller gewesen. Die Gestalt kam ins Wanken, warf die Arme in die Luft. So stand der Mann einen Augenblick grotesk verzerrt da. Ich richtete mich langsam auf und sah, wie er ins Wanken kam, und dann polterte er die Treppe herunter. Reglos blieb er unten liegen.
    Ich steckte den Revolver weg. Ich spürte einen üblen Geschmack im Mund.
    Langsam ging ich auf den Mann zu, sah den großen dunklen Fleck zwischen seinen Schulterblättern, der immer größer wurde. Ich drehte den Mann auf den Rücken.
    Er war tot.
    Ich kannte ihn, obwohl ich seinen Namen nicht wußte. Es war derselbe Mann, der als Elektriker verkleidet mit mir im Fahrstuhl gefahren war, kurz bevor Dirk Wayne starb. Wie lange war das her? Achtundvierzig

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