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0446 - Höllenfrost

0446 - Höllenfrost

Titel: 0446 - Höllenfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zurück. Er überlegte ernsthaft, ob er nicht versuchen sollte, auch noch den Rest abzutransportieren, entschied sich dann aber dagegen. Er verlor Zeit. Und für die Zeitspanne, die sie sich noch verstecken mußten, bis Julians Reifungsprozeß abgeschlossen war, kamen sie auch mit dem Wenigen aus, das sie jetzt hatten.
    Später würden sie wieder im Luxus schwelgen können.
    Tendyke setzte die Hütte in Brand und wartete, bis die Flammen hoch genug schlugen und stark genug waren, um alles zu verzehren, was den Menschen und Julian hier Heimat gewesen war. Das Feuer würde auch verhindern, daß magische Restspuren wahrgenommen werden konnten. Ein Dämon würde scheitern, wenn er schnüffelte. Auch der »Spiegel Vassagos«, der auf Wasser-Basis arbeitete, würde hier nicht mehr helfen. Momentan war zwar der Rauchpilz zu sehen, der sich fett und schwarz am Abendhimmel emporarbeitete, aber Tendyke nahm an, daß niemand ihn entdeckte. Immerhin kamen die Dämmerung und die Nacht schnell, und sie waren weitab von jeder Zivilisation.
    Als Tendyke sicher war, daß die Flammen nicht auf den Rest der Umgebung übergreifen und einen riesigen Waldbrand verursachen würden, kehrte er zurück. Er schaffte das geborgene Material hinüber in die tausende von Kilometern entfernte Höhle und sah zu, daß er es so schnell wie möglich in den bewohnbaren Bereich brachte.
    »Die Brücken sind abgebrochen«, sagte er. »Es gibt kein Zurück mehr. Die Hütte existiert nicht mehr.«
    Julian sah ihn nachdenklich an.
    Tendyke lächelte. »Sie war deine Heimat, nicht? Du wirst ihren Verlust überleben, so wie ich es damals auch überlebte, daß ich meine Heimat verlassen mußte, in der ich doch nur ein Fremder war. Und darüber hinaus verlor ich meine engste Verwandtschaft. Mein Vater wurde mein erbitterter Feind.«
    »Du hast noch nie von ihm gesprochen«, sagte Uschi Peters. »Du machst aus deiner Herkunft und deiner Vergangenheit immer wieder ein Geheimnis. Warum?«
    »Ich will nicht darüber reden«, sagte er knapp.
    »Lebt dein Vater, mein Großvater, eigentlich noch?« wollte Julian wissen. »Ja.« Noch knapper ließ sich nicht mehr antworten.
    »Wo befindet er sich? Wer ist er? Werde ich ihn eines Tages kennenlernen?«
    »Wünsche es dir nicht«, sagte Tendyke. »Vielleicht würde er dich töten.«
    »Warum?«
    Tendyke lächelte bitter. »Weil du mein Sohn bist«, sagte er.
    Gaias Blumen geisterten durch seine Erinnerung.
    ***
    Die schwarzhaarige Frau faszinierte Phil Briggs. Sie schien nur darauf gewartet zu haben, daß er sie ansprach. »Ich brauche eine Übernachtungsmöglichgkeit«, sagte sie. »Ich bin fremd hier. Sie kennen sich sicher besser aus. Können Sie mir helfen?«
    Phil Briggs konnte.
    Innerhalb weniger Sekunden war er dieser Frau verfallen. In ihrem Geländewagen fuhren sie ins Zentrum von Quinhagak. Von einem Zentrum zu reden, war bei einer Ansiedlung wie dieser allerdings etwas übertrieben. Gerade 412 ständige Einwohner gab’s hier. Mehr hatten es nicht übers Herz gebracht, sich hier ansässig zu machen.
    »Ich weiß noch nicht einmal wie du heißt, Lady«, sagte Briggs, als die Schwarzhaarige den 300 G vor dem Gasthaus stoppte, das Briggs erst vor kurzem verlassen hatte. Dort gab es Zimmer. Briggs fühlte sich in der Nähe dieser Frau wieder jung, und mit ihren Bewegungen gab sie ihm zu verstehen, daß sie auch an ihm interessiert war. Sie wollten einander besitzen. Eine lange nicht mehr erlebte Hitze stieg in Briggs’ Körper auf.
    »Shirona«, sagte die Schwarzhaarige. »und du?«
    Er nannte seinen Namen.
    Sie nahm’s mit einem Kopfnicken zur Kenntnis. Sie griff eine Packtasche aus dem Wagen. Phil Briggs besorgte das Zimmer. Zur Zeit war nahezu alles verfügbar; sie hätten nicht nur ein Zimmer für Shirona, sondern gleich ein halbes Dutzend haben können, wenn sie gewollt hätten.
    Der Trapper schleppte Shironas Gepäck nach oben.
    Währenddessen starrte der Wirt die Eintragung in der Gästeliste an. Die Schriftzeichen, mit denen die Frau sich eingetragen hatte, verschwammen vor seinen Augen. Er konnte sich auch nicht erinnern, nach ihrer ID-Card gefragt zu haben, was er bei Fremden sonst grundsätzlich tat. Wie hatte sie sich genannt? Shirona? Er konnte den eingetragenen Namen nicht mehr identifizieren.
    Auch ihr Aussehen war ihm nicht mehr ganz präsent. Wenn in diesem Moment jemand ihn gebeten hätte, diese Shirona zu beschreiben, hätte er nur noch auf ihre schwarzen Haare hinweisen können. Ansonsten

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