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0447 - Der Drachen-Meister

0447 - Der Drachen-Meister

Titel: 0447 - Der Drachen-Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verschwunden.
    Die Sûreté konnte den Verlust verschmerzen, auch wenn der Gegenwert den Steuerzahler eine sechsstellige Summe kostete. Was weniger leicht zu verschmerzen war, war die Tatsache des Einbruchs bei der Sicherheitspolizei an sich. Doch der Täter ließ sich nicht identifizieren, er wurde nie gefaßt, wie auch nicht geklärt werden konnte, wie er die Alarmanlagen überlistet hatte, wie er überhaupt in das Depot hatte eindringen können, denn sämtliche Zugänge waren nach wie vor verschlossen und verriegelt, die Verriegelungen unberührt.
    Wer konnte schon ahnen, daß eine Dämonin den Diebstahl begangen hatte?
    Dämonen hatten im Weltverständnis der Behörden keinen Platz.
    Deshalb gab es sie auch nicht.
    Und deshalb fiel es auch niemandem ein, einen gewissen Professor Zamorra um Hilfe bei den Ermittlungen zu bitten…
    ***
    Lyan starrte das Mädchen an. Wahrscheinlich ahnte sie nicht, daß er sie trotz der Dunkelheit so deutlich sah wie am hellen Tag. Aber das spielte auch keine Rolle. Sie war im richtigen Augenblick zur Stelle gewesen und hatte ihn gerettet. Damit waren sie quitt.
    Er wußte nicht, woher sie aufgetaucht war. Wieso sie ausgerechnet in diesem Moment hier erschien, um ihn vor den Flammen des feuerspeienden Drachen zu retten. Er hatte nicht einmal etwas von der Existenz dieses schmalen Seitenganges geahnt.
    Hier stimmte doch wieder etwas nicht!
    Er tastete die Wand ab. Der Fels war fest an den Wänden. Nichts, was auf eine Illusion hinwies.
    Eine Erinnerung blitzte in ihm auf.
    Eine Stadt aus Holz. Ein Mann, der vor seinen Beauftragten flüchtete. Unvermittelt war da ein geheimer Fluchtweg, durch den der Neger verschwand, ehe die Beauftragten des Fürsten ihn festnehmen konnten. Erst später, am anderen Ende des Fluchtweges, von dem weder sie noch ihr Herr etwas geahnt hatten, hatten sie den Neger stellen können.
    Hier zeigte sich eine Parallele, nur war es diesmal Lyan selbst, der durch einen Geheimgang aus der Gefahrenzone geholt worden war.
    Es gefiel ihm nicht, daß es einen Unbekannten gab, der mit ihm und seiner Macht einfach spielte.
    Shirona!
    So hatte sich damals jene Frau genannt. Shirona, das klang wie Sirona, und war Sirona nicht der Name einer keltischen Mondgöttin?
    Er schüttelte seine Gedanken ab. Das braunhaarige Mädchen war nicht Sirona. »Wie heißt du?« fragte er.
    »Ich bin Ailita. Wußtest Ihr das nicht, fremder Herr?«
    »Nenn mich Lyan, Ailita. Du kamst zur rechten Zeit hierher. Woher wußtest du von diesem Gang? Wer hat ihn dir gezeigt? Shirona?«
    Es war ein Schuß ins Blaue, aber er verfehlte sein Ziel. »Wen meint Ihr, Lyan? Ich habe diesen Namen nie gehört.«
    Lyan nickte. »Es ist nicht wichtig«, log er.
    »Ich habe eine Schuld beglichen«, sagte Ailita. »Doch warum habt Ihr mich vor dem Drachen gerettet? Ich wurde als Opfer ausersehen.«
    »Und die Hexen haben dich in die Felsenhöhle der Drachen gezaubert.« Lyan nickte in der Dunkelheit. Er nahm den Duft des Mädchens auf, sah ihre schlanke Gestalt vor sich, nur mit den schmalen Lederstreifen notdürftig bekleidet, und das Verlangen erwachte in ihm. Es war eine Sache, den Hexen einen Streich zu spielen und ihnen ihre Ohnmacht zu zeigen, dabei gleichzeitig das Leben des Opfers zu retten und seine eigene Stärke unter Beweis zu stellen - und es war eine andere Sache, das Mädchen jetzt so nah vor sich zu haben.
    Er wünschte, das Mädchen Ailita würde sich ihm hingeben. Aber nicht aus Dankbarkeit für die Rettung, sondern ganz freiwillig, von sich aus. Vielleicht war es deshalb gut, daß sie glaubte, ihre Schuld beglichen zu haben. Das stellte sie beide auf die gleiche Stufe.
    Er lächelte.
    Sie war wie ein Magnet für ihn, sie erregte ihn maßlos in ihrer jungen Schönheit. Aber er bezwang sich noch. Er kämpfte gegen die Wirkung an, die sie auf ihn hatte. Es war nicht der richtige Ort und nicht die richtige Zeit. Sie mußten erst aus dieser Falle herauskommen, so sehr er die Verzögerung auch bedauerte.
    Entschlossen griff Lyan Ailitas Hand und zog das Mädchen mit sich, tiefer in den U-förmigen Seitengang hinein.
    »Dort kommen wir nicht weiter«, keuchte sie. »Der Drache… er steckt fest, und er wird uns mit seinem Feuer verbrennen, weil wir direkt vor seinem Schädel auf den Hauptgang zurückkehren.«
    »Wir werden sehen«, sagte Lyan. Er vertraute darauf, mit seinen Augen mehr Details feststellen zu können als Ailita mit den ihren. Vielleicht überschätzte sie die Gefahr durch den

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