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0447 - Der Drachen-Meister

0447 - Der Drachen-Meister

Titel: 0447 - Der Drachen-Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zeichen gebe, Ailita, rennst du los. Renn, so schnell du kannst.«
    »Aber der Drache wird mich rösten«, wandte sie ein.
    Lyan schüttelte den Kopf, dann erinnerte er sich, daß sie in der Dunkelheit im Gegensatz zu ihm nichts sehen konnte. »Nein«, sagte er. »Er wird es nicht tun. Du mußt dich nach rechts wenden. Und dann lauf, so schnell du kannst. Es gibt keine Stolperfallen. Der Boden ist eben, es gibt keine Biegungen. Lauf, so schnell du kannst.«
    »Und Ihr, Lyan? Was ist mit Euch?«
    »Ich folge dir«, sagte er.
    Er konzentrierte sich. Und er begann, dem Drachen seinen Willen aufzuzwingen.
    Er hatte jetzt die Ruhe dazu, konnte es tun, ohne in der Vorbereitung besorgt sein zu müssen um seine eigene Sicherheit und die des Mädchens.
    Er fühlte den Kontakt. Da war das primitive Drachengehirn, dieser Klumpen aus Nerven, dumm, einfach. Auf die elementarsten Denkvorgänge reduziert.
    Lyan pflanzte ihm einen Befehl ein.
    Er zitterte. Er merkte es nicht einmal, wie die Kraft dann aus ihm floß. Dann hob er die Hand, berührte Ailitas Schulter. »Los«, murmelte er.
    Sie sah ihn einen Augenblick lang zögernd an, ohne ihn in der Dunkelheit wirklich sehen zu können. Dann beschloß sie wohl, ihm zu vertrauen, weil er sie schon einmal gerettet hatte. Sie rannte los.
    Der Drache rührte sich nicht. Er brüllte nicht einmal mehr.
    Lyan spurtete selbst los. Er taumelte mehr, als er lief. Bog nach rechts in den Hauptgang ab. Stolperte, stürzte. Seine Konzentration zerriß. Und der Drache erwachte aus seiner magischen Starre.
    Das Feuer raste auf Lyan zu.
    ***
    Mit einem gellenden Schrei fuhr Uschi Peters aus dem Schlaf hoch. Eine Zehntelsekunde später war auch Monica wach.
    Die Zwillinge brauchten sich nicht mit Worten zu verständigen. Die innige mentale Verbindung zwischen ihnen war besser und perfekter als jedes gesprochene Wort.
    Julian! Er ist in Gefahr! Er stirbt!
    Weder Uschi noch Monica konnten sich vorstellen, was das für eine Gefahr war. Aber sie fühlten sie instinktiv. So wenig menschlich Julian sein mochte, so innig war doch die Mutter-Sohn-Beziehung, an der auch Monica teilhatte. Ihm drohte tödliche Gefahr.
    Uschi stürmte bereits zur Tür, riß sie auf und jagte auf den Gang hinaus. Sie kannte sich ebenso wie ihre Schwester im Château Montagne bestens aus. Oft genug waren sie hier zu Besuch gewesen, und an der Architektur hatte sich nach der Restaurierung grundsätzlich nichts geändert.
    Uschi erreichte die Zimmerflucht, die Julian zugeteilt worden war, als erste. Sie dachte nicht an eine Gefahr für sich selbst. Sie stieß die Tür auf und stürmte in das Zimmer, ohne auch nur zu ahnen, was sie erwartete. Ein dämonischer Angriff? Der Magie-Schirm um das Château hielt doch alle Schwarzblütigen fern! Und dennoch hatten sie es in Ausnahmefällen geschafft, mit irgendwelchen Tricks diesen Schirm zu umgehen oder erlöschen zu lassen…
    Uschi dachte nicht an ein mögliches Risiko. Es ging ihr nur darum, ihren Sohn zu retten. Selbst wenn es sie ihr eigenes Leben kosten würde.
    Ihre Schwester folgte ihr dichtauf.
    Und dann standen sie vor Julians Bett.
    Er schlief.
    Er atmete nur flach, aber er lebte, und nichts deutete auf eine Gefahr hin, die ihn bedrohte.
    »Julian«, flüsterte Uschi. Sie strich über seine Stirn und durch sein Haar. »Julian, was war das? Was ist passiert?«
    Nichts.
    Es mußte eine Sinnestäuschung gewesen sein, ein böser Alptraum, der die Zwillinge aufgeschreckt hatte. Hier war nichts, was Julian bedrohte.
    Monica umarmte ihre Schwester.
    »Komm«, flüsterte sie. »Gehen wir. Es war nichts. Ein Alptraum vielleicht.«
    Uschi nickte. Leise verließen die beiden jungen Frauen das Zimmer. Hinter ihnen blieb Julian zurück. Er schlief. Er sah aus, als sei er zu Tode erschöpft…
    ***
    Sid Amos trat vor die Tür der Gastwirtschaft, die in ihrer oberen Etage ein paar gemütliche Gästezimmer aufwies. Es war später Vormittag; aus der Küche drang bereits das Klappern von Geschirr, von Töpfen und Pfannen. Hier gab es zwar keinen gewaltigen Touristenbetrieb, aber ein paar Leute kamen doch immer wieder mal zu Moustache zum Mittagstisch. Oft waren es Fernfahrer, die wußten, daß es hier für wenig Geld reichhaltiges und gutes Essen gab und die deshalb einen Abstecher von der Schnellstraße her machten.
    Amos fröstelte. Es war empfindlich kühl; die Quecksilbersäule zeigte nur etwa fünf Grad über Null an. Wie eine weiße Fahne stand der Atem vor dem Gesicht des Ex-Teufels. Er

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