0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl
mein Gesicht.
»Schon wieder in Form?« fragte er höhnisch. »Na, dann steh auf, mein Junge!«
Er verlieh dem Befehl mit einem Fußtritt Nachdruck. Ich schwang mich auf die Füße. Rugger baute sich nahe vor mir auf. »Du hast Glück gehabt, G-man«, höhnte er. »Na ja, jetzt können wir auch noch ein wenig warten, bis wir es dir endgültig besorgen.«
Er packte meinen Arm und stieß mich auf den Weg. Die Schneise endete nach knapp hundert Yard auf einem freien Platz. Der Mond lieferte genug Licht, daß ich das Wasser des Sound glitzern sehen konnte. In einiger Entfernung vom Ufer zeichneten sich die Umrisse einer primitiven Hütte ab.
Roy Drugh ging voraus und entzündete eine Karbidlampe, die mit leisem Fauchen ihr weißes Licht verbreitete. Die Einrichtung war primitiv. Rugger stieß mich zu einem wackligen Stuhl.
»Setz dich«, sagte er. Brutal stieß er mir die Faust vor die Brust. Ich knickte zusammen und fiel auf den Stuhl. »Davon habe ich noch genug für dich, du großartiger G-man«, knurrte er und wandte sich an seinen Kumpan.
Ich preßte die Lippen zusammen, um ein Stöhnen zu unterdrücken, das mir in die Kehle stieg. Am meisten ärgerte ich mich über mich selbst. Ich war in seine Falle getappt wie ein Anfänger. Ich hatte mich im Wagen sicher gefühlt, weil ich geglaubt hatte, Rugger könnte nichts unternehmen, solange wir nebeneinandersaßen.
Mit Hilfe einiger Stämme hatten sie in genau der richtigen Höhe einen soliden massiven Balken aufgehängt, der mit dem Kopfende genau auf den Beifahrersitz zielte. Die Schneise war so schmal, daß der Buick zwangsläufig in der richtigen Fahrbahn bleiben mußte. Nachträglich begriff ich, warum Rugger darauf bestanden hatte, den Buick zu benutzen. Beim Jaguar hätte die Richtung nicht mehr gestimmt. Deshalb mußte er auch die Scheinwerfer ausschalten.
Der Rest war für ihn einfach gewesen. Er hatte sich so weit nach links gelegt, wie es nur möglich war, hatte den Buick beschleunigt und den Kopf eingezogen, als der Balken die Windschutzscheibe zertrümmerte und den Buick gewissermaßen aufspießte. Obwohl ich schnell genug reagierte, um dem Todesspieß auszuweichen, ärgerte ich mich.
Die beiden Gangster standen an dem primitiven Holztisch. Der Catcher packte seine Taschen aus. Er legte meinen 38er und die Drake-Pistole, die er mir gegeben hatte, auf den Tisch. »Gib mir den Colt«, befahl er.
Drugh holte einen Colt hervor, den er zu den beiden anderen Waffen legte. Sein Kumpan tippte auf meinen 38er. »Mit dieser Kanone besorgst du es ihm.« Er zog eine Schublade im Tisch auf und legte meine Waffe hinein. »Wir warten seine Verabredung mit Harper ab. Erst wenn der Washingtoner abgefahren ist und wir in den Bau zurückgekommen sind, stellst du dich so, daß du die Schublade aufziehen und die Waffe herausnehmen kannst. Klar?«
Roy Drugh nickte schwerfällig. »Warum schaffen wir uns nicht vorher den G-man vom Hals?«
Rugger warf mir einen flüchtigen Blick zu. »Weil wir den G-man mit einer Kanone des Bosses erledigen werden. Dann sieht es so aus, als hätten sich die Herren gegenseitig abgeknipst.« Drugh blickte den anderen voller Bewunderung an. »Raffiniert ausgedacht!« brummte er. Rugger grinste.
Das Gespräch verriet mir, daß Dark Rugger nicht im Auftrag seines Chefs, sondern auf eigene Faust handelte. Der Catcher schien die Absicht zu haben, den eigenen Boß auszuschalten. Ich überlegte noch, ob ich jetzt oder später einen letzten Versuch unternehmen sollte, als Rugger mir befahl: »Steh auf, G-man!« Ich stand auf, behielt aber eine gekrümmte Haltung bei, als hätte ich noch die Wirkung des ersten Fausthiebes zu verdauen
»Bring den Stuhl mit!«
Da meine Hände nur durch die Handschellen behindert waren, die Finger aber frei bewegt werden konnten, faßte ich den Stuhl an der Lehne und trug ihn zum Tisch. Eine Sekunde lang spielte ich mit dem Gedanken, den Stuhl hochzureißen und ihn als Waffe beim letzten Angriff zu benutzen.
Ich verwarf den Gedanken sofort wieder. Beide, Rugger und Drugh, waren durchtrainierte Burschen, die meiner Stuhlattacke mit zwei Sidesteps ausgewichen wären und mich mit zwei Fausthieben niedergeschlagen hätten.
»Stell den Stuhl dorthin!« Rugger wies auf die Schmalseite des Tisches. Ich gehorchte und setzte mich rasch, um ihm keine Gelegenheit zu einem zweiten Fausthieb zu geben. Er bemerkte meine Eile und grinste. Es war gut, wenn er glaubte, ich hätte Angst.
»Der Boß wird toben, wenn er den G-man
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