0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl
den Wagenschlag, stieg ein, hielt dabei aber den Lichtstrahl der Taschenlampe weiter auf den Maskierten gerichtet. Er setzte den Wagen zurück, drehte das Steuerrad und schaltete den Vorwärtsgang ein. Jetzt erst knipste er die Stablampe aus. Der Chevrolet tauchte in die Schneise.
Die Gangster sahen dem Wagen nach, bis die roten Rücklichter verschwanden. Der Chef rieb die Hände gegeneinander. »Einfacher, als ich befürchtete. Er wird die Ware übermorgen in seinem Hotelzimmer haben, und ich werde sie mir holen.«
»Er zwingt dich, dein Gesicht zu zeigen«, knurrte Rugger, und selbst diesem Knurren war die Schadenfreude anzuhören. »Außerdem weißt du nicht, welche Sicherheit er noch einbaut.«
»Das macht nichts. Ich werde auf alle Bedingungen eingehen. Ich werde die dreißigtausend Dollar zahlen, aber du und Roy, ihr werdet ihm die Bucks wieder abnehmen. Ich glaube nicht, daß ihr mehr dazu braucht als einen schnellen Wagen. Wir werden ihn morgen beschaffen, und dann werden wir uns dieses Hotel Goulf näher ansehen. Ich stelle mir vor…«
Sie erreichten die Hütte, deren Tür noch immer offenstand. Die Öffnung war zu schmal, um beide gleichzeitig passieren zu lassen. Der Boß blieb stehen und ließ Dark Rugger Vorgehen.
***
Ich hatte das Geräusch des abfahrenden Wagens gehört, und jetzt hörte ich die Stimmen der Gangster, konnte aber nicht verstehen, was sie sagten.
Dark Rugger betrat als erster die Hütte. Der Maskierte folgte ihm. Wieder hielt er die großkalibrige Luger in der Hand. Er blieb in der Nähe der.Tür stehen. Rugger wandte ihm den Rücken zu, aber Drughs Augen weiteten sich entsetzt. Sein Adamsapfel glitt bei den krampfartigen Schluckbewegungen auf und ab, bevor er hervorstoßen konnte: »Dark!«
Rugger fuhr herum, starrte auf die Luger. »Was soll das?«
»Nichts von Bedeutung, Dark, aber G-men tragen gewöhnlich eine Kanone bei sich. Ich bin sicher, daß das Schießeisen sich jetzt in deiner Tasche befindet. Du weißt, daß ich es nicht schätze, wenn meine Leute mit Feuerzeugen herumlaufen.«
Rugger war völlig überrascht. »Der G-man…« stotterte er.
»Erzähl mir nicht, er wäre waffenlos zu einer Verabredung mit dir gekommen. Heraus mit dem Revolver!«
»Jetzt, Roy!« schrie Rugger. Drugh griff in die Schublade.
Das war die Sekunde, auf die ich gewartet hatte. Ich warf mich mit dem Stuhl nach hinten, trat mit beiden Füßen von unten gegen den Tisch, der nur aus wenigen Brettern bestand und sehr leicht war.
Der Tisch stürzte um. Schlagartig erlosch die Karbidlampe. Ich stürzte mit dem Stuhl auf den Rücken, und während das alles geschah, krachten Schüsse, zuerst aus der Luger, Sekunden später aus dem Colt und der Drake-Pistole.
Ich rollte über den Bogen. Es gab ein Fenster in der Stirnwand, und ich rechnete mir eine Chance aus, wenn ich mich hindurchzwängen konnte.
»Roy!« brüllte Rugger.
»Hier!« schrie Drugh zurück.
»Er türmt!« Ruggers schwere Gestalt füllte für einen Sekundenbruchteil das etwas hellere Rechteck der Türöffnung. Wieder peitschten Pistolenschüsse, dieses Mal draußen. In der Hütte krachte ein Stuhl unter Drughs Körpergewicht. Ich hielt den Atem an. Drugh mußte die Taschenlampe besitzen, mit der er seinen Kumpan am Steuer des Buick dirigiert hatte. Wenn er sie einschaltete, war ich verloren.
Draußen schrie Rugger wieder nach Roy. Ganz in meiner Nähe grunzte Drugh: »Ah, ich habe sie!« Dann brüllte er: »Ich komme, Dark!«
Er rannte irgendeinen Gegenstand um, als er aus der Hütte stolperte. Wieder peitschten draußen Schüsse.
Ich richtete mich auf. Rugger schrie: »Schneid ihm den Weg ab, Roy!«
Ein einzelner Schuß knallte. Ein Mann stieß einen Schrei aus, der in ein Stöhnen überging. Ich richtete mich auf. Ein wenig rechts von mir schimmerte das Quadrat des Fensters in der schwachen Helligkeit des Mondlichtes. Es war ein feststehendes Fenster, das sich nicht öffnen ließ. Ich trat das Glas und die Querleisten heraus, schob beide Hände, Arme, Kopf und Oberkörper durch die Öffnung, die kaum größer war als das Bullauge eines Schiffes.
Ich rutschte hinaus, schlug einen halben Salto, wälzte mich herum und kam auf die Füße. Wieder fielen zwei Schüsse, dieses Mal in einiger Entfernung am Ufer. Ich erreichte den Rand des freien Platzes, ließ mich zwischen zwei Büsche fallen und blieb liegen. Ich strengte mein Gehör an.
Es war merkwürdig still geworden, und ich wagte nicht, in dieser Stille zu fliehen. Das
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