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0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

Titel: 0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
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zeigte mit dem Daumen über die Schulter auf das Motel. »Ich habe ein Zimmer gemietet, dessen Fenster auf den Drive und den Parkplatz blickt. Ich sah, daß dir kein Wagen folgte.«
    »Wie geht es weiter?«
    »Mein Wagen steht in der nächsten Reihe. Ich fahre dich zu der Hütte! Wir müssen uns beeilen. Es ist eine ziemlich weite Fahrt.«
    Ich tippte auf die Motorhaube des Jaguar. »Mein Schlitten ist schneller.«
    Er schüttelte den Kopf. »Kommt gar nicht in Frage. Der Teufel mag wissen, welche Tricks du in deinem Wagen eingebaut hast. Am Ende sendet deine Mühle noch Funksignale aus, so daß deine'Leute immer wissen, wo sich dein Wagen befindet.«
    Ich lachte. »Du hast zuviel James-Bond-Filme gesehen, Dark! Zeig mir deinen Wagen!«
    Er führte mich zu einem schmutzigen Buick des Baumusters 1960. Der Wagen machte einen gefährlich vernachlässigten Eindruck. Ich öffnete den Schlag, blickte in den Fond, tastete die Seitenwand neben dem Fahrersitz ab, fuhr mit der Hand unter dem Armaturenbrett entlang und griff unter die Sitze. Nirgendwo fand ich irgendeine Sorte von Waffe.
    Ich richtete mich auf und sah Rugger lächelnd an.
    »Anscheinend ist auch das Auto nicht als Falle vorbereitet. Wo soll es mich also erwischen? Falls du angenommen hast, du könntest es mit deinen eigenen Händen schaffen, muß ich dich warnen. Ich werde meinen Revolver schußfertig machen, bevor ich in diesen Schlitten steige, und ich werde schießen, wenn du nur eine Hand vom Steuerrad nehmen solltest.«
    Wortlos nahm Rugger jetzt beide Hände aus den Taschen. In der rechten hielt er eine Drake-Pistole vom Kaliber 40. Mit einer Bewegung des Handgelenks schleuderte er mir die Waffe zu. Ich fing sie auf.
    »Ich meine es ehrlich, G-man«, knurrte er.
    Ich verstaute die Waffe in der Jackentasche. »Laß mich sehen, Dark, wie ehrlich du es meinst.« Wortlos nahm er die Arme hoch. Ich tastete ihn ab. Er trug keine andere Waffe bei sich.
    »Du überrascht mich, Dark«, sagte ich anerkennend. »Wir können starten, aber ich muß meinen Wagen noch abschließen.«
    Ich ging schnell zum Jaguar. Er entschloßsich erst nach einer halben Minute, mir zu folgen. Ich fand Zeit, mich in den Wagen zu beugen, den Schaltknöpf der Sprechanlage zu betätigen und in das Mikrofon zu sagen:
    »Grüner Buick, Baujahr 60, sehr verdreckt. Vordere Stoßstange in der Mitte eingedrückt. Wir benutzen diesen Wagen.«
    Rugger war nahe. Ich schaltete aus, warf den Schlag zu und schloß ab. Der Gangster musterte mich mißtrauisch Ich boxte ihm im Vorbeigehen leicht in die Rippen. »Worauf warten wir noch, Dark? Laß uns starten!«
    Der alte Buick rappelte in allen Nähten. Sein Motor knatterte wie ein Raketenmotor, in dessen Brennstoff Wasser geraten ist. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn die Kolben plötzlich durch die Haube geragt hätten, aber Rugger brachte den Schlitten in Gang. Er steuerte ihn auf den Hutchinson Drive zurück. Auf der glatten Strecke der Schnellstraße beruhigte sich der Buick und glitt relativ friedlich dahin.
    »Kannst du dir keinen besseren Wagen erlauben?« fragte ich. Er starrte mehr in den Rückspiegel als auf die Fahrbahn. Offenbar fürchtete er immer noch, verfolgt zu werden. »Nein«, knurrte er. »Der Boß hält uns knapp.«
    »Pack mal ein wenig aus, Dark! Woher kennt ihr ihn?«
    »Wir saßen in einer Kneipe. Er muß uns dort gesehen haben, aber er sprach uns nicht an, sondern redete mit uns per Telefon. Er bestellte uns zu einem Treffen. Schon damals trug er die Maske.«
    »Welche Geschäfte wickelte er mit Harper ab?«
    »Harper hat irgend erwas von Wert zu verkaufen. Ich nehme an, daß es sich um gestohlenen Schmuck handelt.«
    »Und ihr wolltet ihn billig einkaufen?«
    »Ich habe nicht angenommen, daß er den Mann umbringen lassen wollte. Ich hätte dann nicht mitgemacht.«
    »Nimm den Heiligenschein wieder ab, Dark!«
    »Okay, ich bin kein Engel, aber ich bin auch kein Mörder.«
    »Immerhin hast du versucht, mir eine Kugel zu verpassen.«
    »Ich schoß absichtlich vorbei.«
    Ich brach in schallendes Gelächter aus. »Wenn dir der Richter deine menschenfreundliche Absicht glaubt, hast du verdammt Glück gehabt. — Übrigens habt ihr auf der Müllhalde nicht mit 40er Drake-Pistolen herumgespielt, sondern mit 42er Lugers. Wir fänden die ausgeworfenen Hülsen. Warum hast du die Bewaffnung gewechselt?«
    Er brauchte zwei Minuten, bis ihm die Antwort einfiel. Er war nicht ungeschickt. Er tat, als nehme ihn der Verkehr in Anspruch.

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