Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

Titel: 0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Schließlich knarrte er: »Für die Luger haben wir keine Munition mehr.«
    Ich spürte, daß er log. Hatte er die Luger doch irgendwo so untergebracht, daß er mich damit überraschen konnte? Ich beschloß, noch vorsichtiger zu sein.
    »Erzähl mal, wohin wir fahren, Rugger!«
    »An die Küste des Long Island Sound«, antwortete er widerwillig.
    »Die ist sehr lang. Drück dich ein wenig genauer aus!«
    Er ruckte den Kopf nach links zurück. »Ich sage nichts mehr, G-man! Noch einmal, wenn deine Leute uns folgen und wenn ihr mich reinzulegen versucht, werde ich kein Wort sagen.«
    »Schon gut, Dark! Mach dir keine Sorgen um das FBI! Denk lieber darüber nach, was mit mir geschieht, falls du nicht Wort für Wort die Wahrheit gesagt hast.«
    Er nickte ruckartig. Von diesem Augenblick an sprachen wir nicht mehr. Hinter New Rochelle steuerte er seinen Schlitten auf die Küstenstraße. Wir passierten Westchester. Die Straße mündete in das sumpfige Waldgelände ein, das hier die Küste zum Sound bildet.
    Zu diesem Zeitpunkt war ich sicher, daß Dark Rugger keinen Trick ausprobieren würde, solange wir im Wagen saßen. Im Auto hatte er einfach keine Chance. Selbstverständlich konnten sie eine erstklassige Grube vorbereitet haben, in die ich stolpern sollte, sobald wir den Wagen verlassen hatten, aber auch dabei standen die Chancen zehn zu eins gegen Rugger, selbst mit heiler Haut davonzukommen. Ich würde ihn vorgehen lassen, und ich würde meine Waffe in der Hand halten. Er mußte wissen, daß er mich nicht zum Leichtsinn verleiten konnte.
    Je länger ich die Aktion überdachte, desto mehr neigte ich dazu anzunehmen, daß der Gangster wirklich nur versuchte, mit heiler Haut und auf Kosten seines Bosses aus einer Sache auszusteigen, die er für verfahren hielt.
    Zwei oder drei Meilen hinter Westchester nahm Dark Rugger den Fuß vom Gas und ließ den Buick ausrollen. Ich zog sofort den 38er. Rugger stoppte den Wagen, ließ aber den Motor im Leerlauf brummen. Auch die Scheinwerfer ließ er brennen.
    Er drehte mir den schweren Schädel zu. Ich weiß nicht, ob er im Widerschein des Scheinwerfers den 38er nicht bemerkte. Jedenfalls reagierte er nicht darauf. Ich sah, daß er sich über seine Lippen leckte, als müsse er sie schmieren, bevor er sprechen konnte. Seine Stimme schien mir noch rauher zu klingen als vorher.
    »Fünfzig Yard weiter müssen wir in eine Schneise einbiegen, die zur Küste führt.«
    »Einverstanden!«
    »Auch einverstanden, daß ich die Scheinwerfer ausschalte?«
    »Warum?«
    »An einigen Stellen der Schneise kann man durch das Gehölz das Wasser des Sound sehen. Jemand, der sich auf dem Sound aufhält, würde die Lichter der Scheinwerfer sehen können.«
    »Wer soll sich auf dem Sound aufhalten?«
    »Vielleicht der Boß. Er kommt immer in einem Motorboot. Vielleicht würde er sich wundern, wenn er Autoscheinwerfer auf dem Weg zur Hütte bemerkt.«
    Er zuckte die Achseln. »Du hast die Entscheidung, G-man!«
    »Wirst du im Dunkeln den Weg finden?«
    »Ich kenne jeden Zoll!«
    »In Ordnung. Schalte deine Scheinwerfer aus! Bei der kurzen Entfernung zwischen dir und mir brauche ich kein Schußlicht.«
    Seine dunklen knopfigen Augen, die die Starrheit von Schlangenaugen besaßen, starrten mich sekundenlang an. Dann drehte er den schweren Schädel nach vorn. Mit der flachen Hand schlug er leicht auf den Lichtknopf am Armaturenbrett. Die Scheinwerfer erloschen. Er ließ den Buick wieder anrollen.
    Die Nacht war nicht völlig dunkel. Irgendwo am Himmel, verdeckt durch die Kronen der Bäume, mußte ein dünner Mond stehen. Meine Augen gewöhnten sich an die Finsternis. Rechts ragten wie schwere schwarze Striche die Bäume der Uferbewaldung. Rugger fuhr im Schrittempo. Offenbar hatte auch er Schwierigkeiten, die Einfahrt in die Schneise zu finden. Zweimal hielt er den Buick an, hatte sich aber geirrt. Beim drittenmal hörte ich ihn leise knurren: »Ah, da ist es.«
    In einer weiten Kurve, die den Buick bis auf die andere Straßenseite hinüberführte, versuchte er, die Schneise genau zu treffen. Es gelang ihm. Die Federn krachten, die Karosserie rappelte bei jeder Unebenheit. Wieder und wieder, bei dem kleinsten Schlagloch, knallten die Stoßdämpfer bis zum Anschlag durch. Obwohl das dünne Mondlicht nur spärlich durch die Baumkronen sickerte, konnte ich, wenn ich den Kopf drehte, die Umrisse von Ruggers Kopf und Oberkörper sehen. Er hatte sich weit über das Steuerrad gelehnt, um den Wagen in der Schneise

Weitere Kostenlose Bücher