Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

Titel: 0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Harper trat im selben Augenblick an die Theke und verlangte die Rechnung.
    »Ich brauche keine Quittung. Es genügt, wenn Sie mir sagen, wieviel ich Ihnen schulde.«
    Der Portier blätterte in einem Buch und verlangte dann vierunddreißig Dollar, was sicherlich einer großzügig nach oben abgerundeten Schätzung entsprach. Harper gab ihm zwei Zwanzig-DollarNoten. Er hatte das Gefühl, daß es nicht mehr auf Genauigkeit ankam.
    Der Maskierte saß auf dem Beifahrersitz eines grauen Ford. Er hatte den Mantelkragen hochgeschlagen, den Hut noch tiefer ins Gesicht gezogen und blickte starr geradeaus. »Übernehmen Sie das Steuer!« sagte er, ohne den Kopf zu wenden. Harper ging um den Wagen herum, öffnete den Schlag und warf seinen Koffer auf die Rücksitze. Er setzte sich hinter das Steuer. Der Schlüssel steckte im Schloß. Harper drehte ihn und ließ den Motor anspringen.
    »Fahren Sie los!« knurrte der Maskierte nervös.
    »Ich würde vorher gern das Geld sehen!«
    Wortlos nahm der andere eine große Tasche vom Boden auf und öffnete sie. Er hielt sie so, daß Harper hineinsehen konnte, und Harper sah Dollarnoten. Der Gedanke durchzuckte ihn, ob er auch Dollarscheine finden würde, wenn er tiefer in die Tasche hineingriffe. Bevor er sich dazu entschließen konnte, schloß der Maskierte die Tasche wieder. »Fahren Sie jetzt endlich!«
    Harper ließ den Ford anrollen. »Hören Sie, Mister! Die Ware, die Sie haben wollen, befindet sich in der Central Station. Ich glaube nicht, daß Sie in diesem Aufzug die Halle durchqueren können, ohne beträchtliches Aufsehen zu erregen. Irgendwann werden Sie sich von Ihrer Maskerade trennen müssen. Ich an Ihrer Stelle würde es tun, bevor wir in den dichten Verkehr geraten.«
    Der andere zögerte noch. Dann, mit fast hastigen Bewegungen, nahm er den Hut und die dunkle Brille ab. Er wollte den unteren Rand der Gummimaske fassen, aber die Handschuhe behinderten ihn, und er zog auch sie ab. Dann zog er die Maske über den Kopf.
    Zwei Sekunden lang starrte Harper den Mann an, der die Gummimaske jetzt zwischen den Fingern zerdrückte. Dann lächelte Harper dünn.
    »Na endlich«, sagte er. »Sie sind jünger als ich dachte, aber Sie sehen genauso aus, wie Sie riechen.«
    Der andere setzte Hut und Sonnenbrille wieder auf. Die Gummimaske stopfte er in das Handschuhfach. »Beeilen Sie sich!« stieß er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.
    ***
    Ich stoppte den Jaguar hart vor dem Hotel, über dessen Eingang ein verwaschenes Schild mit der Aufschrift »Goulf Hotel« hing. Phil und ich sprangen in die kleine schmutzige Halle und erschreckten den Mann hinter der Empfangstheke so sehr, daß er entsetzt aufsprang.
    »Gästebuch!« verlangte Phil. Ich hielt ihm den Ausweis hin, damit er wußte, daß er sich alle Lügen schenken konnte.
    »Wir suchen einen gewissen Mr. Harper.«
    »Ein Harper wohnt nicht bei uns«, beteuerte er.
    »Er sieht so aus!« Ich lieferte ihm eine Beschreibung Harpers. Er unterbrach mich nach wenigen Sätzen. »Ja, ein Mann, der so aussieht, wohnte bei uns, aber er nannte sich John Brown.«
    »Er wohnte?«
    »Er verließ das Hotel vor einer knappen Stunde. Er war nicht allein. Er kam mit einem Mann im Trenchcoat herunter. Der andere trug eine dunkle Brille.«
    Phil und ich wechselten einen Blick.
    »Zu spät!« murmelte Phil.
    »Zeigen Sie uns sein Zimmer!«
    Der Kleiderschrank stand offen. Das Zimmer machte den Eindruck, als sei es ziemlich eilig verlassen worden, aber sonst war nichts Auffälliges zu entdecken.
    »Und jetzt?« fragte Phil, als wir wieder auf der Straße standen. Ich zuckte die Achseln. »Das sieht aus, als würden wir dieses Mal zweiter Sieger.«
    Ich nahm den Hörer des Funksprechgerätes ans Ohr und rief die Zentrale.
    »Stellen Sie bitte fest, wohin Dark Rugger gebracht worden ist.«
    Die Zentrale sprach mit dem Unfallrettungsdienst. Nach drei Minuten erhielt ich die Mitteilung: »Bethesba Hospital, Springfield, Farmers Boulevard.«
    »Danke!« Ich nickte Phil zu. »Wir können es nur noch einmal mit Rugger versuchen.«
    ***
    Harper steuerte den grauen Ford auf einen der Parkplätze an der Central Station. »Haben Sie die Ware in einem Schließfach untergebracht?« fragte der andere.
    Harper nickte.
    »Geben Sie mir den Schlüssel!« Wortlos fischte Harper den flachen Schlüssel aus der Brusttasche und überreichte ihn. Er sah, wie sein Gegenüber die Lippen zusammenpreßte. »Der Schlüssel allein nützt Ihnen noch nichts«, sagte er.

Weitere Kostenlose Bücher