0447 - Totenschiff der Templer
vor mir lag ein Schatz.
Ein Piratenschatz, wie man ihn sich immer vorstellt und wie er auch oft in Büchern beschrieben worden war.
Geschmeide, Gold, silberne Kannen, Gefäße, Schalen und Töpfe waren herausgefallen. Das Silber hatte bereits eine schwarze Oxidationsschicht bekommen, während das Gold weiterhin glänzte.
Allmählich mußte ich zu der Überzeugung kommen, daß die Templer auf dem Schiff Piraten gewesen waren.
Templer und Piraten? Irgendwie wollte mir das nicht in den Kopf.
Zudem sollte an diesem Flecken Erde ja Hector de Valois an Land gegangen sein, als er von einer Reise zurückgekommen war.
Obwohl ich schon als Hector de Valois gelebt hatte, konnte ich mich an ihn und dieses Leben nicht erinnern. Ebensowenig wie an das eines gewissen Richard Löwenherz oder an das Leben des weisen, biblischen Königs Salomo.
Ich bückte mich und wühlte mit beiden Händen in dem herum, was die zerstörten Kisten hergegeben hatten.
Es gibt sicherlich eine Menge Leute, die glänzende Augen bekommen, wenn sie Gold zwischen den Fingern spüren. Mir erging es dabei nicht so. Ich wühlte weiter, geriet tiefer in die Kisten und bekam plötzlich etwas zu fassen, das sich wie ein Buch anfühlte.
Als ich es hervorholte, stand Suko plötzlich neben mir. Über den Schatz verlor er kein Wort, ihn interessierte das Buch.
»Was ist das?«
»Keine Ahnung.« Ich drehte das Buch herum. Vielleicht stand auf der anderen Seite ein Titel, aber auch hier starrte ich nur gegen das alte, verstaubte, irgendwie weiche, schwarze Deckblatt.
Sehr vorsichtig schlug ich es auf, Suko hielt die schmale Lampe fest und leuchtete mir.
Mario Scirea hatte die Höhle nicht betreten. Er stand im Eingang und konnte sich nicht entscheiden.
»Kein Titel«, meinte Suko.
»Nein, das nicht, aber es ist beschrieben.« Sehr vorsichtig öffnete ich es und drehte einige Seiten herum.
Auch das helle Licht der Lampe konnte die Schrift nicht so deutlich hervorholen, als daß ich die einzelnen Worte hätte entziffern können. So mußten wir uns nur mehr auf Bruchstücke verlassen.
Der Name Hector de Valois erschien des öfteren. Er wurde auch betitelt mit dem Begriff Magister oder Magier. Wenn von ihm geschrieben wurde, konnte man den Eindruck bekommen, als hätte ihn die Besatzung des Schiffes besonders behandelt.
Zwischen den Zeilen konnte man von einer gewissen Ehrfurcht lesen, die dem Mann entgegengebracht wurde. Auch von einem Kreuz war geschrieben worden, das der Gast bei sich trug, es aber nie zeigte, wie auch er stets darauf bedacht gewesen war, sich wenig an Deck des Schiffes zu zeigen.
Aus dem Orient waren sie gekommen. Über die Ladung lasen wir kein Wort, dafür mehr über die Wetterbedingungen, die ziemlich schlecht gewesen sein mußten, denn Stürme hatten das Schiff stark gebeutelt.
»Weshalb sie hier an Land gegangen sind, weiß wohl niemand«, murmelte Suko.
Ich hob die Schultern und blätterte weiter. Leider war auf den folgenden Seiten die Schrift so verblaßt, daß wir sie auch im Licht der Lampe nicht entziffern konnten.
»Weshalb ist Hector der Valois an Bord gegangen?« murmelte ich.
»Er muß einen Grund gehabt haben. Ich glaube nämlich nicht, daß es sich bei der Besatzung des Schiffes um seine Leute, sprich Templer, gehandelt hat.«
»Vielleicht wollte er den Piraten das Handwerk legen«, mutmaßte ich.
»Das hat er wohl nicht geschafft. Sie leben ja noch.«
»Ja, als Geister.«
»Fragt sich nur, was ihr Motiv sein könnte. Irgend etwas läßt sie nicht ruhen. Wenn ich den Vergleich zum Fliegenden Holländer heranziehe, muß ich einfach auf diese Lösung kommen.«
»Ja, wahrscheinlich.«
Ich blätterte abermals weiter und hoffte dabei, auf Motive oder Spuren zu stoßen.
Nichts…
Erst auf den letzten Seiten wurden wir wieder fündig. Da sah ich gewisse Eintragungen, die mit einem Datum überschrieben worden waren, das wir allerdings wieder nicht lesen konnten.
Dafür aber den Text.
Der Templer-Führer mußte es sich mit dem Kapitän des Schiffes verdorben haben, denn es war von einem Streit die Rede. Beide wollten sich nichts schenken und hatten aufeinander eingedroschen.
Man sprach von einer Todfeindschaft zwischen Hector de Valois und Capitaine Noir.
»Der schwarze Kapitän«, flüsterte Suko und schaute mich dabei an. »Ob das die Gestalt am Heck des Bootes war?«
»Schon möglich.«
»Dann hat er ebenso überlebt wie andere von der Besatzung.«
»Genau, und de Valois hat es
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