0447 - Totenschiff der Templer
vorstellen. Es braucht auch nicht sofort zu sein. Später sehen wir weiter.«
»Wie Sie meinen. Und jetzt wollen Sie wieder zurück nach Estre?«
»So ist es.«
Der junge Mann drehte sich um und ging auf das Boot, das auf dem Strand festsaß.
Suko blieb stehen und warf einen letzten Blick auf die Felswand.
Nichts wies darauf hin, daß sie sich öffnen und schließen konnte.
Der Berg oder Felsen war ausgehöhlt. Schwarze Magie hatte dort ein Erbe hinterlassen, und John Sinclair hatte dies besonders zu spüren bekommen.
Mit gesenktem Kopf ging Suko auf das Boot zu. Er hatte Mario seine Besorgnis nicht zeigen wollen. Tatsächlich saß der Stachel der Angst sehr tief.
Suko war es, der das Boot ins Wasser schob. Es wiegte sich auf den auslaufenden Wellen der kleinen Bucht. Mario startete den Motor. Am Heck wurde ein Schaumkreisel an die Oberfläche gewühlt.
Scirea fuhr einen Bogen, bevor er wieder Kurs auf den Ausgang der Bucht und damit auf das offene Meer nahm.
Suko schaute nicht mehr zurück. Seine Gedanken drehten sich um das verschwundene Schiff. Konnte es einfach von der Wasserfläche wegtauchen? Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, aber wo es Felswände gab, die sich öffneten, verschwand auch ein Schiff oder löste sich auf.
Mario hatte genug mit der Führung des Bootes zu tun. Sie mußten die kleine Brandung dicht hinter der Bucht überwinden und auch an den Klippen vorbei.
Vor ihnen dünte das Meer. In der Ferne sahen sie als farbige Punkte die Segel.
»Wenn ich mir vorstelle, daß die Wassersportler plötzlich das Geisterschiff sehen, drehen sie doch durch.«
Suko winkte ab und putzte Gischtspritzer von seinem Gesicht.
»Das dür- fen Sie nicht so eng sehen. Die Besatzung des Schiffes scheint kein Interesse an diesen Leuten zu haben.«
»Was wollen die denn?«
»Ich weiß es noch nicht. Tut mir leid. Aber es scheint mit John Sinclairs Auftauchen zusammenzuhängen.«
»Das kann sein.«
Suko blieb nicht mehr am Ruder. Er drehte auf dem kleinen Deck seine Runden. Dabei glitt sein Blick immer wieder über die wogende Wasserfläche.
Das gespenstische Templerschiff war aus der Tiefe des Meeres in die Höhe gestiegen. Wahrscheinlich befand sich unter dem Wasser sein eigentliches Reich, und so rechnete er damit, daß es wieder dort zurückgekehrt war.
Man würde sehen…
Scirea hatte den Kurs gewechselt. Er fuhr jetzt parallel zur Küste in Richtung Osten. Wogen wallten herbei, die lange Dünung trug das Boot in die Höhe oder drückte es in Täler.
Dunst kam auf, verdichtete sich zu einer Wolke und schützte das Schiff vor neugierigen Blicken.
Mario hatte sie ebenfalls gesehen und streckte seinen Arm aus.
»Verdammt, das kann es sein!« rief er laut. »Dort muß sich das Schiff befinden.«
»Behalten Sie die Ruhe.«
»Soll ich den Kurs ändern. Wenn ich ihn beibehalte, fahren wir direkt in den Nebel hinein.«
»Machen Sie das!«
Mario schaute den Chinesen erschreckt an. »Ist das wirklich Ihr Ernst, Monsieur?«
»Ja.«
»Und wenn Sie uns auch schlucken oder jagen?«
»Drehen wir vorher ab.«
Trotz des scharfen Fahrtwindes klebten Schweißperlen auf der Stirn des Mannes. Auch seine Handflächen waren feucht geworden.
Die Angst saß ihm im Nacken.
Suko ließ die Nebelwolke keine Sekunde aus den Augen. Sie war nicht mehr dichter geworden und blieb durchlässig, so daß Suko auch auf diese Entfernung hin die Umrisse des alten Seglers erkennen konnte.
Weitere Bewegungen entdeckte er nicht. An Deck huschten auch nicht die Mitglieder der Besatzung umher. Das Schiff schwebte ruhig über den Meereswogen.
Aber es passierte doch etwas.
Zuerst glaubte Suko an eine Täuschung. Es war auch zu unwahrscheinlich, aber das Bild blieb.
Innerhalb der Nebelwand, vielleicht auch dicht davor, hatte sich etwas gebildet.
Aus dem Meer oder aus dem Nebel geformt. Es war so groß und hoch wie das Schiff.
Scirea stieß einen Schrei der Überraschung aus. »Das ist doch!« rief er, »das ist doch…«
»Ja!« sagte Suko laut. »Das ist das Gesicht meines Freundes John Sinclair…«
***
Mario Scirea wollte nicht mehr auf das hören, was Suko ihm sagte.
Er hatte Angst auf das Schiff und damit auch auf das große Gesicht zuzufahren.
Deshalb stellte er den Motor ab.
Am Ruder drehte sich Mario um. »Mensch, hätte ich mich doch auf so eine Scheiße nicht eingelassen. Wie kommen wir hier raus?«
»Noch ist nichts passiert, Junge.«
»Aber das Schiff ist da.«
»Ich sehe es.«
»Und das Gesicht Ihres
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