0448 - Heroin für reiche Ladies
Freund.«
»Wann ist Füller gestern weggegangen?«
»Am frühen Nachmittag.«
»Was hatte er vor?«
»Er wollte sich irgendwo vorstellen.«
»Wo denn?«
»Ich weiß es nicht. Er schien keine große Lust zu haben, einen Job anzunehmen. Warum auch? Er war in letzter Zeit immer gut bei Kasse.«
»Womit verdient er sein Geld?«
»Er ist Fahrer bei der Firma Brothers. Mittags ist er immer schon fertig. Er hat die Frühschicht.«
»Darf ich mal einen Blick in sein Zimmer werfen?«
Mrs. Swift krauste die Stirn. »Meinetwegen.«
Im Papierkorb fand ich einen Umschlag. Er war leer und trug den Poststempel des Vortages. Die Firmenaufschrift lautete WANTU LAUNDRY SERVICE. Ich steckte den Umschlag ein. »Das ist alles«, sagte ich.
Ich fuhr zur Verwaltung der Wantu-Wäschereien. Niemand schien zu wissen, weshalb ein Brief an Jack Füller geschickt worden war. »Möglicherweise handelt es sich dabei um die Antwort auf eine Reklamation«, meinte der Chef der Korrespondenzabteilung. »Genaues kann ich Ihnen nur dann sagen, wenn Sie mir den Brief vorlegen oder die Zeichen nennen.«
»Welche Zeichen?«
»Die Buchstaben, aus denen sich die Abteilung, der Korrespondent und die Stenotypistin ergeben.«
»Das ist alles, was ich habe«, sagte ich und zeigte ihm den Umschlag.
»Oh, Kuverts dieser Art werden nur vom Chefbüro benutzt«, sagte er. »Es wird am besten sein, Sie wenden sich an Mr. Wantus Sekretärin.«
Zehn Minuten später war ich bis ins Privatbüro des Chefs vorgedrungen. »Es stimmt, daß wir Mr. Füller einen Brief geschrieben haben«, erklärte mir Ling Wantu. »Ich suche für die Expansion des Betriebes mehrere Filialleiter. Mr. Füller hat schon in der Branche gearbeitet. Er war gestern hier. Leider stellte sich heraus, daß er für die Stellung keine ausreichenden Qualifikationen besitzt. Ich sah mich zu meinem Bedauern gezwungen, ihn wieder nach Hause zu schicken.«
»Er hatte sich bei Ihnen beworben?«
»Das gerade nicht. Wir unterhalten Listen mit den Namen tüchtiger Fachleute, die die Konkurrenz beschäftigt. Sein Name muß durch einen Irrtum auf diese Liste gekommen sein.«
»Wann hat er den Betrieb verlassen?«
»Das wird Ihnen meine Sekretärin sagen können, beziehungsweise der Portier«, meinte Wantu freundlich. »Jeder Besucher ist verpflichtet, sich beim Kommen und Gehen einzutragen.« Ich bedankte mich und ging. Vom Portier erfuhr ich, daß Jack Füller das Gebäude um sechzehn Uhr dreißig betreten, und um siebzehn Uhr verlassen hatte. Ich fuhr zum nächsten Drugstore. Von dort rief ich Phil an.
»Es gibt nur wenig Neues«, informierte er mich. »Hollogan und Custer halten noch immer dicht. Hollogan wird so leicht nichts von seiner Linie abbringen, aber bei Custer zeigen sich schon die ersten Risse. Er wird bald Umfallen und auspacken. Um die Kleine aus Chicago zu schützen, habe ich zwei Cops zur Bewachung erbeten.«
»Danke. Obwohl ich nicht glaube, daß sie in Gefahr ist, auch wenn sie die Quelle des Stoffs verraten hat. Die Kerle haben keine Zeit mehr zu verlieren. — Was ist mit Cyrus?«
»James und Jessica haben Frillman und Fisher identifiziert.«
Ich bedankte mich und rief Füllers Wirtin noch einmal an. »Er ist noch nicht zurückgekommen, Sir«, teilte sie mir besorgt mit. »Das ist sehr ungewöhnlich. Nachts ist er oft unterwegs, das ist nun mal seine Art, aber das Mittagessen verpaßt er eigentlich nie. Wenn er‘s nicht schafft, ruft er an. Das hat er heute versäumt.«
Auf mein Drängen hin rückte sie noch mit der Adresse eines weiteren Freundes heraus. Lynch hieß er. Sie wußte nicht die Hausnummer, aber sie kannte die Straße und den Namen des Lokals, das sich in dem Haus befand. Ich notierte sie und hängte auf. Nachdem ich an der Theke des Drugstores eine Tasse Kaffee getrunken hatte, setzte ich mich in den Jaguar und überlegte. Ich fand, daß die Dinge allmählich Gestalt annahmen.
Dann telefonierte ich mit dem Chef des Rauschgiftdezernates. Er hatte inzwischen das Paket untersucht, das ich aus Chicago mitgebracht hatte. »Reines, hochwertiges Heroin«, unterrichtete er mich. »Die Laboruntersuchung läßt den Schluß zu, daß es sich dabei um chinesische Festlandsware handelt.« Er machte eine kurze Pause und fügte hinzu: »Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, was das bedeutet.«
***
Dibbersons Freundin Grace Friley bewohnte ein Zweizimmer-Apartment in der Huston Street.
Das Mädchen arbeitete als Nachtclubsängerin. Von ihr existierte etwa ein
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