0448 - Salomos Omen
damit an?«
»Ich hatte gedacht, dass ich am Bug beginne.«
»Einverstanden. Sagen Sie mir nur noch, ob Sie etwas Bestimmtes suchen und was uns erwarten kann?«
»Ich weiß es selbst nicht. Es könnte sein, dass wir in Gefahr geraten.«
Er lachte mit blitzenden Zähnen. »Wer hier noch an Bord war, ist tot. Und Fischmenschen habe ich bisher nicht kennengelernt.«
»Geben Sie trotzdem acht.«
»Ganz wie Sie wünschen, Meister.«
Gemeinsam orientierten wir uns zum Bug des Schiffes hin. Hier auf dem schrägen Deck merkten wir die Strömung deutlicher, die zwischen den Aufbauten floss. Ich machte es wie Crocker und ruderte mit beiden Armen, um das Gleichgewicht zu halten.
Ungefähr mittschiffs befanden sich die Ladeluken. Sie waren noch geschlossen, das Wasser hatte sie nicht aufsprengen können. Crocker wunderte sich. »Wie ist das Schiff überhaupt gesunken. Ich kann kein Leck feststellen.«
»Fragen Sie mich etwas Leichteres.« Ich ging jetzt vor ihm und hatte einen Niedergang entdeckt, den ich hinunterstieg.
So rutschte und tauchte ich in den Bauch des Schiffes und hinein in die absolute Schwärze, die nur vom Schein meiner Gürtellampe zerschnitten wurde.
Fische hatten den Weg ebenfalls gefunden und durchschwammen neugierig die für sie fremde Welt. Algen, Sand und Planktonteilchen sorgten für einen undurchsichtigen Film, der das Wasser anreicherte.
Wir befanden uns nicht innerhalb der Laderäume, sondern in dem Teil des Schiffes, wo die Mannschaftskojen lagen. Die Türen waren vom Wasserdruck herausgesprengt worden, so dass wir in die Kojen hineinleuchten konnten.
Dennis Crocker wunderte sich, weil er keine Toten sah. »Ist die Mannschaft denn geschlossen von Bord geschwemmt worden?« fragte er. »Hat man die Leute vielleicht gerettet?«
»Nein.«
»Wo sind die Leute dann?«
Es musste eine magische Lösung geben, die wollte ich ihm aber nicht unter die Nase reiben. »Keine Ahnung, das Schiff war schon verlassen, als es sank.«
»Jedenfalls gebe ich das als Meldung nach oben.«
Ich konnte ihn nicht daran hindern. Erreichen würde er damit aber auch nichts.
Jede Kabine suchte ich ab. Ich sah die Kojen, die Tische, auch die Sitzgelegenheiten, aber keinen Ertrunkenen.
Wer hatte das Schiff gesteuert? Es musste einen Kapitän gehabt haben, denn es hatte in Liverpool eine Ladung gelöscht. Allmählich wurde auch mir mulmig zumute.
In der linken Hand hielt ich noch immer den goldenen Dolch. Bisher hatte ich ihn nicht gebraucht.
Ich drehte mich um, weil ich lange nichts mehr von Dennis gehört und gesehen hatte.
Dennis Crocker war verschwunden, ohne mich verständigt zu haben.
Das fand ich nicht gut.
Ich rief nach ihm.
»Ja, ich bin noch da, Sinclair.«
»Und wo?«
»In der Bude des Kapitäns. Gar nicht mal weit von Ihnen weg. Ich habe aber das Gefühl, dass hier etwas lauert.«
»Was denn?«
»Keine Ahnung. Ist nur ein Gefühl. Irgendwie spüre ich es.« Er lachte leise. »Wahrscheinlich mache ich mich selbst verrückt, aber ich kann einfach nicht anders.«
»Bleiben Sie dort, Crocker, ich komme!«
»Okay.«
Wenn wir miteinander redeten, konnten die Zurückgebliebenen an Bord ebenfalls jedes Wort hören. Und sie waren aufmerksam geworden, denn ich vernahm Sukos fragende Stimme. »Gibt es unten irgendwelchen Ärger, John?«
»Bei mir nicht. Ich habe noch nichts entdeckt.«
»Vielleicht hat man die Besatzung in den Laderäumen ertrinken lassen.«
»Das ist eine Möglichkeit, aber dort sehe ich später nach. Ich bewege mich jetzt auf die Kapitänskabine zu, die irgendwo hier in der Nähe liegen muss.«
»Gut, tu das. Und melde dich!« Ich drückte mich durch die Tür, zusammen mit den glitzernden Leibern einiger Fische. Vor mir erhellte das Licht die Dunkelheit. Der Schein wurde auch reflektiert und blendete mich manchmal. Sehr langsam tastete ich mich weiter, drehte mich dabei und hoffte, dass der Lampenstrahl Crocker erwischte.
Ich sah ihn nicht. Deshalb rief ich nach ihm, bekam aber keine Antwort.
Etwas Kaltes rann über meinen Rücken. Wenn ich recht darüber nachdachte, war ich verdammt hilflos den anderen Kräften, die hier möglicherweise lauerten, ausgeliefert.
Hatte es Crocker erwischt?
»Verdammt, melden Sie sich!«
Er schwieg. Meine Sorgen steigerten sich. Auch an Deck des Schiffes hatte man mitbekommen, dass etwas nicht richtig lief. Diesmal nahm der Commander Kontakt mit mir auf.
»Sinclair, was ist mit Crocker?«
»Ich weiß es noch nicht. Es scheint mir, dass ich ihn
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