0448 - Salomos Omen
verloren habe. Wir trennten uns.«
»Brauchen Sie Hilfe?«
»Noch nicht. Ich werde ihn suchen und mich dann wieder melden. Die Kapitänskabine muss ganz in meiner Nähe sein. Bleiben Sie auf Horchposten.«
»Sicher.«
Noch während ich mich zur Offiziersmesse vorarbeitete, meldete sich der Commander. »Wir haben keine Verbindung mehr zu Crocker! Hier schrillt es Alarm! Sinclair, da ist was!«
»Ich schaue nach.«
Die Stimme des Commanders hatte ruhig geklungen, doch unterschwellig war die Spannung sehr genau zu hören gewesen.
Ich bewegte mich schwerfällig auf die Tür zu. Der Spalt war so groß, dass ich mich hindurchdrücken konnte, schaffte es auch, leuchtete in die Kabine und sah Crocker!
Er trieb mir in seiner schrägen Haltung entgegen. Die Versorgungsschläuche über seinem Helm waren gekappt worden…
Crockers Gesicht war nur mehr eine furchtbare Fratze, in der die Qual seiner letzten Minuten stand. Deutlich zeichnete sich die Todesangst darin ab. Der Helm war auch von innen mit Wasser gefüllt, so dass die Umrisse des Gesichts noch stärker verzerrten.
Ich bewegte mich nach rechts hin und gelangte tiefer in den Raum hinein.
Der Mann trieb an mir vorbei. Die Tür hielt ihn auf. Das kalte Gefühl in meinem Nacken hatte sich verstärkt. Ich spürte die Würgefinger der Angst, die mich bedrohten. Irgendwo in der Nähe musste ein Killer lauern, dem ich - wegen meines unbeweglichen Taucheranzugs - fast hilflos ausgeliefert war.
So gut es möglich war, leuchtete ich die Kabine aus, aber ich sah den Mörder nicht.
Dafür nahm man vom Boot her mit mir Verbindung auf. Die quäkende Stimme des Commanders hatte einen ungeduldigen Tonfall bekommen.
»Was ist denn, Sinclair? Haben Sie die Kabine erreicht?«
»Ja. Ich fand auch Crocker. Er ist tot!«
Sekundenlanges Schweigen herrschte. Der Commander musste sich erst fassen. »Okay, wir haben verstanden. Als wir keine Verbindung mehr bekamen, ahnten wir etwas.«
»Die Versorgungsschläuche wurden gekappt.«
»Und wie geht es Ihnen?«
»Ich bleibe noch hier!«
»John, verdammt!« Suko mischte sich in den Dialog mit ein. Seine Stimme klang ungeduldig. »Mach doch keinen Ärger. Du bist jetzt auf dich allein gestellt. Wenn sie dich packen…«
»Ich komme ja hoch. Lasst mich die Kabine noch durchsuchen, dann sehen wir weiter.«
»Wie du willst.«
Die Verbindung verschwand, und ich fühlte mich wieder so verdammt allein.
Bisher hatte es mir nichts ausgemacht, über den Meeresgrund zu gehen oder durch das gesunkene Schiff zu streifen. Nun aber spürte ich die drückende Einsamkeit, die Beklemmung, denn ich wusste, dass ein heimtückischer Killer in der Nähe lauerte.
Möglicherweise befand er sich in der ziemlich geräumigen Kabine und wartete auf seine Chance.
Sicherheitshalber schaute ich mich um. Ich leuchtete in die Winkel hinein.
Die Einrichtungsgegenstände waren alle vorhanden. Das Bett, der Tisch, die kleine Sitzgruppe, der Schrank und der Tresor.
Ich ging auf ihn zu. Ich besaß natürlich keinen Schlüssel, aber mir fiel etwas auf.
Das Schloss besaß an den Seiten nach außen gezogene Kerben.
Ähnliches hatte ich schon mal gesehen. Der Dolch diente nicht nur als Stichwaffe, sondern gleichzeitig auch als Schlüssel.
Für eben diesen Tresor, in dem sich meiner Ansicht nach sicherlich etwas ungemein Interessantes befinden musste.
Allmählich wuchs in mir die Unruhe. Ich wurde den Eindruck nicht los, vor einer entscheidenden Wende zu stehen.
Es war kein Zufall, dass der Dolch und das Schloss zusammenpassten.
Für mich war es die erste heiße Spur in diesem Fall.
Suko musste auf dem Schiff Höllenqualen durchmachen. Wieder nahm er mit mir Verbindung auf. »John, verdammt, was ist da unten los? Hast du den oder die Killer entdeckt?«
»Nein!«
»Aber…«
»Hör zu, ich kann dir jetzt keine genaue Auskunft geben. Nur soviel. Ich habe einen Tresor gefunden, zu dessen Schloss der Dolch passt, den ich dem Toten abgenommen habe.«
»Stimmt das?«
»Ich melde mich später wieder.« Damit unterbrach ich die Verbindung.
Bevor ich den Dolch in das Schloss einführte, schaute ich mich um.
Nach wie vor befand ich mich mit dem Toten und einigen durch den Türspalt eingedrungenen Fischen allein in der Kabine. Im Lampenstrahl wirkte das Wasser grünlich.
Dann schob ich sehr vorsichtig den Dolch in den schmalen Spalt. Und er passte!
Im ersten Augenblick zuckte ich zusammen, weil ich doch überrascht war. Fast bis zum Heft konnte ich ihn
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