0448 - Salomos Omen
das für einen Grund?« Suko deutete auf das Wasser. »Dort schwimmt er. Diese Leichen sind nicht umsonst erschienen. Es muss ein Motiv geben, und das will ich herausfinden. Mehr nicht.«
McLagglen kam. »Ungewöhnlich ist es schon, Commander. Ich habe sie ja die gesamte Zeit über beobachtet, und schauen Sie mal genau hin, was dort passiert ist.«
Nicht nur Taylor sah auf das Wasser, auch Suko tat es, und sein Eindruck verstärkte sich.
Die Leichen hatten etwas vor. Kein Toter schwamm mehr unter Wasser.
Die Strömung hatte allesamt an die Oberfläche gespült, wo sie in einer senkrechten Haltung standen und nur ihre Köpfe aus dem Wasser schauten. Die Gesichter wirkten wie makabre Bojen, in denen die Augen als helle Flecken leuchteten.
»Darin liegt System«, erklärte der Captain. »Wenn Sie genau hinschauen, werden sie feststellen, dass diese Bande aus Toten unser Boot eingekreist hat.«
Suko nickte zu den Worten. »Ja«, sagte er dann. »Sie haben recht. Und ich frage mich, aus welchem einen Grund sie das getan haben.«
Selbst Commander Taylor, der sonst nie um eine Antwort verlegen war, schwieg diesmal. Er starrte verbissen vor sich hin…
***
Es war bei diesem einen Zwischenfall geblieben. Unangefochten erreichten Jonas und ich die für mich fremde Stadt, wo das große Stadttor bereits einen langen Schatten auf den mit gelblichem Staub bedeckten Boden warf.
Vor dem Stadttor hielt sich keine Wache auf. Einige Händler hatten ihre Stände aufgebaut und warteten auf Käufer. Ich sah frisches Obst, Feigen, Datteln, aber auch Apfelsinen und Nüsse. Mit Öl gefüllte Krüge standen ebenso bereit wie kostbare Tücher oder geschnitzte Waffen.
Schon diese Händler gaben mir den Eindruck von einer immensen orientalischen Pracht, die sich bis in meine Zeit gehalten hatte, wenn ich da an die großen Basare dachte.
Natürlich erregten wir Aufsehen. Die meisten Blicke galten mir, denn die Händler vergaßen sogar, ihre Waren anzupreisen. Kinder liefen zusammen und bestaunten uns.
Die Jungen und Mädchen rannten barfuß durch den Staub, und sie begleiteten uns auch durch das bogenförmig geschwungene Tor in das Innere der Stadt.
Man hatte auch schon zu dieser Zeit ein Pflaster gekannt. Schon sehr bald klapperten die Hufe des Esels über das Steinpflaster, das mit runden Köpfen und unterschiedlich hoch die schmale Gasse bedeckte, die sich in einer Linkskrümmung tiefer in die Stadt hineinfand. Rechts und links standen die Wände der weißen Häuser. Sie besaßen kleine Fenster. Man wollte so wenig Wärme wie möglich in die Wohnungen und Zimmer eindringen lassen.
Da wir uns auf dem Hang eines Hügels befanden, waren die Häuser versetzt gebaut worden. Manchmal sah ich Übergänge, die sie miteinander verbanden, es gab auch Treppen, hinter denen die Wege weiterführten.
Da es nicht mehr so heiß war, waren die Menschen aus den Häusern gekommen.
Männer und Frauen gingen ihren Beschäftigungen nach. Die Frauen trafen sich an den Brunnen, hielten ein Schwätzchen oder wuschen ihre Wäsche. Die Männer standen oder saßen zusammen, schlenderten zum Basar oder in die Häuser und Zimmer, wo man Tee und klares Wasser zu trinken bekam.
Wenn ich eine allgemeine Beschreibung abgeben wollte, dann musste sich das Leben als biblisch bezeichnen.
Der Marktplatz lag erhöht. Sternförmig trafen sich hier Straßen und Gassen. Wir hatten vorgehabt, zu Jonas' Haus zu reiten, aber uns stellten sich Männer in den Weg, die Jonas mit Fragen bestürmten und dann auf mich zeigten.
Ich hörte seine Antwort. »Er kommt aus einem fernen Land und hat Baal-Diener getötet. Ich setze auf ihn große Hoffnungen, dass er es schafft, die Verschwörung zu verhindern, wo unser weiser König sich auf Reisen befindet und er den herrlichen Palast unbewacht lassen muss.«
»Keiner schafft es!« Jonas wurde heftig widersprochen.
»Mein Freund wird es versuchen!«
»Dann müsste er hinab in die Katakomben steigen!«
»Er wird es tun!« Wieder schlug Jonas mit der Gerte zu, und der Esel reagierte durch langsames Gehen.
Ich kam mir vor wie im Märchen. Nur fehlte mir leider der König Salomo zu meinem Glück. Wie gern hätte ich ihm gegenübergestanden. Bei Hector de Valois war mir dies schon einmal geglückt. Vielleicht ergab sich die Gelegenheit ja noch.
Einige Händler nur hatten auf dem Marktplatz ihre Stände aufgebaut.
Zwei Schwarze rangen miteinander, und die Zuschauer wetteten, wer verlieren würde.
»Unser Gott hat das Wetten
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