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045 - Die Blut GmbH

045 - Die Blut GmbH

Titel: 045 - Die Blut GmbH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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eine Spur …“
    Der Südländer nickte erneut. „Diese Spur“, sagte er bedächtig, „will ich haben.“
    „Ist das der Preis?“ fragte ich. „Allerdings.“
    „Einverstanden.“ Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Freddie aufatmete. Vermutlich hatte er befürchtet, ich könnte nun noch alles verderben, weil mir der Preis nicht gefiel. Er gefiel mir auch nicht, aber hier war nicht der Platz zum Feilschen.
    Kowalcz wählte. Ich versuchte mir die Nummer zu merken, aber es war sinnlos. Ich sah sie nicht, ich konnte nur raten, wo der Finger in die Lochscheibe griff.
    Dann redete er eine Weile auf jemanden ein und schien den anderen schließlich zu überzeugen. Angewidert warf er den Hörer auf die Gabel. „In Ordnung“, stellte er fest. „Tom wird euch hinbringen. Bevor ihr geht, schreibt ihr euch in unser Gästebuch ein. Es liegt draußen auf der Theke. Wir erinnern uns gern an die Leute, die herkommen.“ Er lächelte, aber es war eine unbestimmte Drohung in den Worten. Wenn sie allerdings dazu bestimmt war, mich einzuschüchtern, dann hatte sie ihre Wirkung verfehlt.
    Der waffenstrotzende Typ vor der Tür entpuppte sich als unser Führer Tom. Er musterte uns mißtrauisch und empfing seine Instruktionen, während wir uns in das Buch schrieben. Ich war versucht, nachzublättern, welche städtische Prominenz schon den Fuß über diese informative Schwelle gesetzt hatte, aber Frieda klappte mir das schwere Buch über den Fingern zusammen, und der Typ mit den wässrigen Augen, der noch immer an der Theke stand, musterte mich, als wollte er sagen: Na, ich hab doch recht. Zum Schnüffeln ist er hier!
    Tom, ein großer, breitschultriger Kerl mit einem verschlossenen Gesicht, fuhr uns voraus in einen der östlichen Außenbezirke. Dort sollten wir unseren Wagen abstellen und mit ihm weiterfahren. Sehr erbaut war ich davon nicht, aber Tom erklärte in seiner kurz angebundenen Art, daß er uns hierher zurückbringen würde, sobald sein Auftrag erledigt war.
    Wir fuhren also mit ihm eine ganze Weile in nordwestlicher Richtung. An einer Kreuzung schloß sich uns ein zweites Auto an, in dem zwei Männer saßen. Ein wenig später hielten wir an. Die beiden aus dem Verfolgerwagen stiegen aus und kamen zum Wagen. Einer setzte sich zu uns. Der andere fragte Tom, ob alles in Ordnung wäre. Zu viert fuhren wir nun weiter, und unser neuer Mitfahrer brachte zwei Tücher zum Vorschein, die wir uns vor die Augen binden mußten.
    Danach überzeugte er sich, daß wir wirklich nichts sahen, und erklärte uns, daß wir die Blinden spielen müßten, bis er uns aufforderte, die Tücher wieder abzunehmen.
    Ich hatte das Gefühl, daß wir wieder in die Innenstadt fuhren, auf jeden Fall aber stadteinwärts.
    Als wir schließlich aussteigen durften und wieder sahen, befanden wir uns in einem schmalen, hohen Innenhof, wie sie für viele Gebäude in den zentralen Stadtteilen charakteristisch waren.
    Unsere beiden Begleiter führten uns durch eine der Hoftüren ins Haus.

Der schöne Alby, wie ihn seine Freunde genannt hatten, oder der irre Albrecht, wie er jetzt vielfach hieß, war ein hagerer Dreißiger. Was an ihm einst schön gewesen sein mochte, hatte sich jedenfalls verflüchtigt. Tiefe Linien furchten Wangen und Kinn. Ein Tropfen von Speichel hing in seinem Mundwinkel. Seine Augen blickten ohne den koordinierenden Funken, jenes Zeichen dafür, daß zwischen Bewußtsein und Umwelt eine Beziehung besteht.
    Zwei Männer und eine Frau kümmerten sich um ihn. Der jüngere war wohl zu seiner Sicherheit da, das verriet die an der Brust ausgebeulte Jacke. Der andere, ein älterer Herr, schien ein Arzt zu sein. Die Frau war, wie sich im Laufe des Besuches herausstellte, Albys Schwester.
    Der Raum war nicht sehr groß, und da wir zu dritt kamen und keiner draußen bleiben wollte, wurde es ein wenig eng. Das alles schien aber Alby nicht zu berühren. Er saß teilnahmslos auf seinem Bett.
    Nachdem einmal geklärt war, warum wir kamen, gab uns der Arzt einen kurzen Überblick über die Krankengeschichte seines Patienten. Der Schuß hatte sein Gehirn verletzt. Beim jetzigen Stand der Gehirnchirurgie war keine Hilfe zu erwarten. Sein Bewußtsein war auf passive Wahrnehmung beschränkt, das heißt, er merkte wohl, daß wir im Zimmer waren, aber er reagierte nicht darauf. Lediglich die Primitivreaktionen erfolgten. Wenn man ihm Essen vorsetzte, dann aß er. Aber er war allein nicht lebensfähig. Das war am Anfang nicht so gewesen. Die Gehirnverletzung

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