0450 - Die Gierigen von Brooklyn
Wir hätten Ihnen einige Fragen zu stellen. Würden Sie sie uns beantworten?«
»Natürlich. Fragen Sie! Es hängt mit dem Mord an Randy Hopper zusammen, nicht wahr? Ich habe Sie heute morgen auf dem Airport gesehen.«
»Stimmt. Woher wissen Sie, daß Randy Hopper tot ist?«
Sie faltete eine Zeitung auseinander, die auf dem Tisch gelegen hatte. Die Seite mit dem Polizeibericht lag obenauf.
»Was wissen Sie darüber, Miß Grosby?«
»Nichts!«
»Sie kannten Hopper?«
»Natürlich. Er war bei Joe als…«
»Na ja«, überbrückte ich ihr Zögern, »es ist auch nicht wichtig, ob er in der Gehaltsabrechnung als Chauffeur, Diener oder was weiß ich erschien. Wir wissen jedenfalls Bescheid. In welchem Verhältnis stehen Sie zu Joe Purvis?«
»Das ist eine private Frage. Außerdem haben Sie es heute morgen selbst gehört.«
»Wer war der Mann, der sich heute morgen in Ihrer Begleitung befand?« fragte ich weiter.
»Auch darauf möchte ich Ihnen keine direkte Antwort geben. Genügt es Ihnen, daß ich ihn gut kenne und daß wir in vier Wochen heiraten werden?«
»Es genügt mir nicht. Ich muß seinen Namen wissen!«
»Er hat mit der Sache nichts zu tun.«
»Besitzt er eine 45er-Colt-Pistole?«
»Sie sind verrückt.«
»Das habe ich nun schon so oft gehört, daß ich nicht mehr daran glaube. Besitzt er nun eine Colt-Pistole oder nicht?«
»Nein!« Sie brüllte es fast heraus, aber ich ließ nicht locker.
»Sind Sie ganz sicher?«
»Ich habe nie eine Waffe bei ihm gesehen. Es ist mir klar, daß das nichts beweist. Aber wenn Sie ihn kennen würden…«
»Wir kennen ihn nicht«, sagte ich. »Wir könnten es ja nachholen, aber gerade daran hindern Sie uns. Sie brauchen unsnur seinen Namen zu nennen, und wir könnten uns von seiner Harmlosigkeit überzeugen…«
Ich sah sie abwartend an, aber sie schwieg.
»Kennen Sie Pat Delmonico?« wollte ich dann wissen.
»So gut wie Randy Hopper.«
»Kennen Sie Carmen Murero?«
»Ich habe mal vier Wochen in der ›Destille‹ geholfen.«
»Kennen Sie Mabel Link?«
»Nie gehört. Wer soll das sein?«
Von dem Mord an dem Zigarettengirl würden erst die Morgenausgaben berichten.
Das Summen der Flurglocke unterbrach unsere Unterhaltung.
»Wenn das nicht Joe Purvis ist!« sagte Phil.
Er war es. Er stürmte herein, stemmte die Arme in die Seiten und funkelte uns mit seinen in Fettpolstern gebetteten Augen an.
»Was ist hier los?«
»Schalten Sie auf halbe Kraft zurück«, knurrte ich. »Was wollen Sie eigentlich hier?«
»Was ich hier will?« Joe Purvis starrte mich an, als zweifle er an meinem Verstand.
»Sie verstehen anscheinend den Sinn meiner Frage nicht ganz«, klärte ich ihn auf. »Ich will es Ihnen erklären: Sie dringen in eine fremde Wohnung ein — daß Sie sie bezahlen, wie ich annehme, spielt dabei keine Rolle. Sie sind weder der Ehemann der Dame, noch mit ihr verwandt. Mit welcher Berechtigung spielen Sie also hier den wilden Mann?«
»Gehören Sie vielleicht hierher, Cotton?«
»Wir sind in amtlicher Eigenschaft hier«, lächelte Phil ihn an.
»Mr. Purvis ist ein guter Bekannter von mir«, sagte das Girl schnell. »Ich habe ihn eingeladen!«
Das erste glaubte ich ihr, das zweite nicht. Sie hatte natürlich ein starkes Interesse daran, Purvis bei guter Laune zu halten.
»Wer hätte das heute morgen gedacht«, witzelte Phil. »Auf dem Airport hatte es nicht den Anschein, als ob Sie am Abend wieder gemütlich beisammensitzen würden!«
Purvis knirschte mit den Zähnen. Aber noch lauter war das Summen der Flurglocke. Ellen Grosby rührte sich nicht.
»Jemand will Sie besuchen«, sagte ich.
»Ich erwarte niemanden!«
Ich gab Phil einen Wink. Er stand auf und ging zur Tür.
»Noch einer, der eingeladen ist«, sagte mein Freund, als er hinter einem Mann im Regenmantel wieder ins Zimmer trat. Ich erkannte ihn sofort. Es war Ellen Grosbys Begleiter von heute morgen. Das Girl machte ein Gesicht, als wäre es versehentlich an eine Flasche mit Essigessenz gekommen. Purvis starrte den Besucher feindselig an.
»Na also«, sagte ich vergnügt. »Das trifft sich gut. Ich wollte Sie heute unbedingt noch sprechen. Ich bin Jerry Cotton vom FBI, und das ist mein Kollege Phil Decker. Die anderen Herrschaften kennen sich gewiß bereits?« Purvis stand kurz vor einer Explosion. »Ich will gar nicht wissen, wer dieser Kerl ist!«
Der Mann im Regenmantel reagierte nicht auf die bissige Antwort.
»Ich bin Nick Coslin, und damit Sie es gleich wissen: Mit dem Mord
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