0451 - Drei Gräber bis Soho
wütend klingende Stimme Ondekozas.
Nicht einmal zwei Sekunden später klangen dumpfe Laute auf, als die Trommler den Hang hinab liefen.
Auch sie würden sich auf die Suche machen.
Suko zog sich zurück. Dabei hielt er seinen Blick in die Höhe gerichtet, weil er damit rechnete, dass Susanoo über ihm schwebte und wie ein Raubvogel aus der Höhe zustoßen würde.
Das geschah nicht.
Er blieb hoch unsichtbar. Sosehr Suko auch sein Gehör anstrengte, das Rauschen der mächtigen Schwingen blieb aus. Die Stille einer Sommernebelnacht lag über dem alten Friedhof.
Suko suchte einen Grabstein und fand dahinter Deckung. Für einen Moment presste er die erhitzte rechte Wange gegen das kühle Gestein, und die Kälte tat ihm gut.
Auch sein aufgeregter Herzschlag beruhigte sich allmählich wieder. Der Schweiß auf seinem Körper trocknete ab, aber das Gefühl der unheimlichen Bedrohung blieb.
Die Schritte der Trommler waren verstummt. Suko glaubte fest daran, dass sie den Friedhof hier unten erreicht hatten und ihn suchen würden.
Sie hatten es besser, sie brauchten sich nur aufzuteilen. Irgendeiner würde dem Inspektor schon über den Weg laufen. Wenn es soweit war, musste Suko sehr flink sein.
Trotz der Ruhe war es nicht still. Nebel treibt lautlos, aber der Wind mit seinen unsichtbaren Händen hob hin und wieder altes Laub in die Höhe, schaufelte es vor sich her und ließ es mit raschelnden Geräuschen über den Boden gleiten.
Es dauerte seine Zeit, bis sich Suko daran gewöhnt hatte und sich nicht mehr erschreckte.
Der Nebel war zum Glück doch nicht so dick, wie er zuvor angenommen hatte. Nur an einigen Stellen ballte er sich konzentriert.
Die Feuchtigkeit hatte sich auf Sukos Gesicht gelegt. Sie roch nach Fäulnis.
Hinter diesem Grabstein konnte er nicht immer sitzenbleiben. Vielleicht war es besser, wenn er selbst zum Angriff überging und nicht zu lange wartete.
Von Susanoo sah er nichts, auch nicht das Leuchten der kalten roten Augen.
Bei seiner Ankunft hatte sich Suko trotz des Stresses, der ihn bedrückte, gemerkt, wo die Bäume am dichtesten standen oder Buschwerk wie eine Wand wuchs. Er befand sich jetzt noch auf einem freieren Teil des Totenackers, wo er leichter in Gefahr lief, dass ihn einer seiner Feinde entdeckte.
So lautlos wie möglich schraubte sich der Inspektor hinter dem Grabstein in die Höhe. Um beide Hände frei zu haben, hatte er die Peitsche sicherheitshalber ausgefahren in den Gürtel gesteckt. Der Griff schaute hervor, und die drei Riemen hingen nach unten.
Die Nebelschwaden hatten das auf dem Boden wachsende Gras und Moos angefeuchtet. Suko musste beim Gehen darauf achten, nicht auszurutschen. Hindernisse sah er erst im letzten Augenblick, aber das dichtere. Nebelfeld vor sich erkannte er ziemlich schnell. Wahrscheinlich war diese Stelle besonders feucht, und Suko wollte sich dort verbergen.
Wie ein Gespenst erschienen plötzlich die dunklen Äste eines Baumes vor seinen Augen.
Und hinter dem Stamm hatte jemand gelauert.
Suko sah den sich gedankenschnell bewegenden Schatten, der sich nach oben hin zu einer bizarren Figur veränderte.
Suko wusste, dass es ein Schlagarm war und die Hand einen der Trommelstöcke hielt.
Bevor der Arm nach unten fegte und Sukos Kopf erwischen konnte, rammte der Chinese seine Karatefaust vor. Er spürte einen Widerstand, der sofort gebrochen wurde, hörte ein knackendes Geräusch, dann einen Fall, dessen Echo durch den dichten Nebel gedämpft wurde. Von dem Trommler sah er erst wieder etwas, als er sich neben ihm niederbeugte und nachsah, was mit dem Mann passiert war.
Er lag in tiefer Bewusstlosigkeit. Suko duckte sich, ging an den Leblosen vorbei und verschmolz mit dem Nebel. Schon bald sah er links von sich die Schatten der Grabsteine, rechts standen die Baumstämme. Hohes Unterholz bildete Fallen, in denen man sich leicht verfangen konnte.
Suko hasste dieses Brombeergestrüpp. Es war für einen Menschen fast wie eine Wand, die kaum zu durchbrechen war.
Und in der Wand bewegte sich der Nebel.
Nein, nicht der Dunst. Dort stand jemand! Die Gestalt selbst sah Suko nicht. Ihm reichte aber, was er sah. Zwei rote Glutaugen!
***
Chu Tang hatte John Sinclair nicht mehr aufhalten können. Und das wollte er auch nicht. In seinen Augen hatte der Geisterjäger falsch reagiert, denn der alte Chinese wollte nur das Beste für ihn. Er wusste, wie gefährlich Susanoo war, ein Mensch kam gegen ihn nicht an, auch Suko würde es nicht schaffen, und Chu
Weitere Kostenlose Bücher