0451 - Ich gegen Randy, den Toten
bitten müssen, Anthony Phelps zu identifizieren. Bitte bleiben Sie solange in Ihrer Wohnung, ja?«
»Aber natürlich. Wenn ich Ihnen helfen kann, dann will ich gern alles tun!« Sie brachte uns zur Tür, und die Erleichterung in ihrem Gesicht war fast mit Händen zu greifen.
Phil begann schon im Flur auf mich einzuhämmern:
»Du bist verrückt! Du kannst sie doch unmöglich in dem Zimmer von Anthony Phelps lassen! Sie wird das ganze Beweismaterial vernichten! Sie wird abhauen! Und du hast sie nicht einmal ins Office mitgenommen! Ich verstehe dich nicht!«
Er machte eine Pause und wartete, bis wir an dem Zimmer mit den Essensdüften und dem Geschnatter der alten Ladys vorbei waren. Dann ging’s weiter:
»Also, okay, sie ist eine gutaussehende Frau. Hat mich auch glatt umgeworfen, als ich ihre Beine sah, aber das geht ja zu weit, nur wegen ein paar hübscher Beine auf die ganzen Beweise zu verzichten! Ich habe den Verdacht, daß du zum Psychiater mußt!« Er sah mich wutschnaubend an. Als er merkte, daß ich grinste, ging er fast in die Luft. Ich ließ ihn toben, bis ihm die Luft ausging.
Als wir im Jaguar saßen, drehte ich mich in meinem Sitz halb um und fragte in eine Pause hinein:
»Was für Beweise hofftest du denn zu finden?«
Er schwieg verdutzt und knurrte dann:
»Das hat damit nichts zu tun. Wir hätten in jedem Fall erst einmal nachsehen müssen! Dort oben hockt eine verdächtige Frau in dem Zimmer eines Mannes, der erschossen wurde, und du…« Er wollte wieder anfangen, ich hob eine Hand und steckte ihm einen Glimmstengel in den Mund.
»Ich kann dir haargenau sagen, was wir dort oben in der Kiste gefunden hätten: Einen Stapel Liebesbriefe. Interessiert dich diese Lektüre?«
»Du phantasierst!« brummte Phil.
»Die Frau ist sogar sehr verdächtig. Hast du nicht bemerkt, daß sie für Anthony einmal die Vergangenheitsform benützte, obwohl sie angeblich noch nichts von seinem Tod wußte? Ich glaube aüch nicht, daß sie Janice Robbins ist. Janice ist tot. Wye hat sie identifiziert. Aber Barlowe hat das tote Mädchen nicht erkannt. Für ihn ist Janice sicher das Girl von dort oben. Und ihr Name ist mit ziemlicher Sicherheit Pat Larkin. Sie ist die Schwester von Janice Robbins, deren Todesnachricht sie ziemlich kühl ließ. Aber wenn wir nun die Briefe von Anthony gefunden hätten. Was wäre dann bewiesen? Nicht einmal die Tatsache, daß Pat noch lebt und Janice tot ist. Alles sind nur Vermutungen, solange wir nicht wissen, wer wirklich Janice war, und warum sie starb. Wenn Paul Caldon der Mörder ist, dann hatte er wohl einen Grund, Pat Larkin zu ermorden, denn Larkin kann ihr etwas von dem Unfall gesagt haben, bevor er von Caldon ermordet wurde. Aber welchen Grund hatte Caldon, Janice zu töten?«
»Eine Verwechslung?« fragte Phil, der seine Wut vergessen hatte.
»Gut möglich, aber dann wird er seinen Irrtum vielleicht bemerken. Oder war Pat selbst beteiligt? Schlüpfte sie in die Identität ihrer Schwester, um etwas zu verbergen? Hatte sie vielleicht selbst ein gutes Motiv? Wir werden die Lösung jedenfalls nicht in dem Zimmer von Anthony finden.«
»Sie muß Janice’ Tod gewußt haben, denn du erinnerst dich, daß diese Tessa, die gegenüber von Janice wohnt, glaubte, Janice gesehen zu haben, die mit einem Koffer verschwand!«
»Ja, sie wird vielleicht Pat gesehen haben, die sich Kleider von Janice anzog, um alles Material zu holen, das auf sie hinwies. Vielleicht hätten wir das Rätsel nie gelöst, wenn wir Pat nicht zufällig gefunden hätten.«
»Wir haben es noch nicht gelöst!« erinnerte mich Phil. Ich winkte ab. Die Tür des Hauses, in dem die Pension war, ging plötzlich auf, aber es war nicht Pat Larkin.
»Wir müssen ihr folgen, wenn sie kommt. Wir werden sie keine Sekunde mehr aus den Augen lassen!«
Ich hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als die Tür wieder aufging, langsam und zögernd. Pat Larkin steckte den Kopf heraus und sah sich vorsichtig um. Wir duckten uns hinter das Steuer, aber sie schien nicht zu uns her-. überzuschauen.
Als sie niemanden sah, ging sie aus dem Haus und lief über die Straße zu einem grauen Ford. Sie ließ den Motor an und lenkte den Wagen langsam auf die Straße. Ich gab ihr einen ziemlich großen Vorsprung und folgte ihr dann. Sie fuhr auf den Broadway zu, und ich konnte etwas auf holen, weil der Verkehr dichter wurde.
Wir erreichten den Union Square und mußten wieder etwas Zurückbleiben. Plötzlich sah ich den Ford nicht mehr,
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