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0451 - Schwarze Träume

0451 - Schwarze Träume

Titel: 0451 - Schwarze Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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überlegte, wie er an etwas zu trinken kommen sollte. Schließlich, als ihm die Zunge schon am Gaumen klebte, fielen ihm die Handwaschbecken der Lokal-Toiletten ein. Auch wenn's nicht unbedingt Trinkwasser-Qualität war, was da aus den Hähnen sprudelte - es war immerhin Wasser, und er würde es schon irgendwie überstehen. Dort konnte er sich auch einigermaßen erfrischen.
    Blieb das Problem, wie er nach Florida kam. Es war eine verflixt lange Strecke bis dorthin. Und er mußte zunächst nach »Tendyke's Home« - erstens, um ein paar Dinge klarzustellen, und außerdem konnte er von seinem Eigentum aus auch wieder an Geld gelangen.
    Aber zu Fuß schaffte er die Strecke frühestens in einem Monat.
    Und so viel Zeit, wußte er, stand ihm nicht zur Verfügung.
    Er trat wieder auf die laute Straße hinaus. Dämmerung senkte sich über die Stadt, vom sternenklaren Himmel war durch die Dunstglocke über den Häusern nichts zu erkennen. Lichtreklamen flackerten, die Musik wurde lauter. Wie die Anwohner das tagtäglich verkrafteten, war ihm ein Rätsel. Er würde hier um keinen Preis der Welt ständig leben wollen. Schlechte Luft und Lärm mußten die Menschen doch krank machen.
    Vielleicht sollte er versuchen, sich per Anhalter durchzuschlagen. Praktisch die einzige Möglichkeit, die sich ihm bot. Aber heute abend würde das kaum mehr funktionieren. Es war unwahrscheinlich, daß sich jetzt noch jemand in Richtung Osten aufmachte. Und der nächste Truck Stop, wo die Fernfahrer Station machten, und wo es am ehesten eine Chance gab, voran zu kommen, war ziemlich weit.
    Ein Polizeiwagen rollte vorbei. Augenblicke lang schien es dem Abenteurer, als hätten die Beamten ihn gesehen und würden stoppen; der Wagen verlangsamte sein Tempo. Aber dann rollte er wieder weiter. Tendyke atmete auf.
    Bis ihn jemand aus dem Dunkeln heraus ansprach…
    ***
    Der Fürst der Finsternis überwachte das Geschehen, während seine Traumwelt ihn zugleich nach Baton Rouge gebracht hatte. Er dachte gewissermaßen zweigleisig; auf der einen Seite erlebte er seinen Traum, der eigentlich nur eine andere Art der Wirklichkeit war, und auf der anderen Seite wachte sein Unterbewußtsein.
    Als es Alarm schlug, ignorierte er es zunächst.
    Denn die hübsche Kreolin, die ihm die Tür öffnete, schlug ihn wieder genau so in ihren Bann wie bei seinem ersten Besuch.
    »Was willst du schon wieder?« hörte er ihre Stimme. »Du sollst Ombre in Ruhe lassen! Hat er dir das nicht deutlich genug gesagt? Geh!«
    »Das willst du nicht wirklich, Angelique«, sagte Julian leise.
    Angelique schloß die Augen. »Geh«, stieß sie hervor. »Ehe ich rabiat werden muß!«
    »Nein. Du willst, daß ich bleibe. Du bist allein hier, nicht? Ich kann Ombre nicht spüren.«
    »Ihn spüren? Wie meinst du das?«
    »Hat er dir nicht auch gesagt, daß es zwischen ihm und mir etwas gibt, das uns miteinander verbindet? Das uns schon verband, als er in meine Traumwelt kam…?« [1]
    Sie schüttelte den Kopf und nickte. Langsam öffnete sie die Augen wieder.
    »Wo ist Ombre? Du weißt doch alles über ihn, du weißt, wo ich ihn finden kann. Wir gehören zusammen, er und ich. Noch lehnt er mich ab, aber wir müssen zusammenarbeiten. Es ist für uns beide gut. Und vielleicht auch für…«
    Für dich , hatte er sagen wollen, aber er verschluckte den Rest des Satzes. Er brachte die Worte einfach nicht über die Lippen.
    Angelique wich ein paar Schritte zurück. Sie hob abwehrend die Hände.
    »Ich kann dir nichts sagen. Ich will es auch nicht. Geh, Fürst!«
    »Nenn mich nicht Fürst«, bat er. »Nenn mich… Julian.«
    Er streckte die rechte Hand aus. Immer weiter, auf Angeliques zur Abwehr erhobene Hände zu. Bis sich ihre Fingerspitzen fast berührten.
    Da zuckte sie abermals zurück, als hätte sie sich verbrannt, als wären Funken übergesprungen.
    »Julian«, flüsterte sie. »Nein, bitte… geh. Komm nicht näher! Ich…«
    Wie es klingt, wenn sie meinen Namen nennt! dachte er eigentümlich berührt.
    Einen Augenblick später zerriß der Zauber.
    Die Alarmimpulse seines Unterbewußtseins drangen durch.
    Und schlagartig wurde alles anders.
    Der Fürst der Finsternis schlug zu!
    ***
    Eigentlich hatte Yves Cascal in der Nähe der Wohnung bleiben wollen. Er hatte lauschen wollen, um notfalls eingreifen und seiner Schwester helfen zu können.
    Aber dann tat er es nicht.
    Etwas zog ihn unwiderstehlich fort. Es war wie damals, als ein unerklärlicher Drang ihn nach Florida gelenkt hatte. Es war

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