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0451 - Schwarze Träume

0451 - Schwarze Träume

Titel: 0451 - Schwarze Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wie damals, als er die Traumwelt erreichte, ohne zu wissen, wohin er ging.
    Er kam nicht dagegen an.
    Die Impulse, die ihn lenkten, mußten vom Amulett ausgehen. Er versuchte, es sich vom Körper zu reißen und fortzuwerfen. Aber es gelang ihm nicht. Seine Hände berührten die Scheibe nicht einmal.
    Statt dessen entfernte er sich immer weiter von dem Haus, hatte längst den Hinterhof verlassen und eilte über die Straße in die beginnende Nacht hinein, benutzte seine Schleichwege. Die Pfade des Schattens.
    Er wollte zurück, wollte seine Schwester nicht allein lassen. Aber etwas vermittelte ihm das starke Gefühl, daß sie in Sicherheit war. Und seltsamerweise glaubte er dieser lautlosen Stimme.
    Angelique war nicht in Gefahr. Sie nicht…
    Und dann sah er den seltsamen Fremden!
    ***
    »Bei Tageslicht kannst du von hier aus schon die Ladekräne des Hafens und die großen Schiffe sehen«, erklärte Zamorra und deutete nach geradeaus. Die breite, mehrspurige Straße führte direkt auf das Hafengebiet am Mississippi zu. Jetzt, wo die Reklamelichter bereits die Dämmerung überstrahlten, war davon so gut wie nichts mehr zu erkennen.
    »Rechts abbiegen«, verlangte Zamorra.
    Der Wagen glitt in die Seitenstraße. Innerhalb weniger Meter wurde es düster. Die Straßenbeleuchtung war hier größtenteils ausgefallen, Reklamelichter gab es nicht, denn hier hatte die Vergnügungsindustrie sich niemals angesiedelt. Vielleicht hatte es einmal eine Imbißbude gegeben, vielleicht hatte irgendwo einmal ein Zigaretten- oder Kaugummiautomat gehangen… inzwischen gab es das hier alles längst nicht mehr.
    Die Scheinwerferstrahlen des Cabrios rissen eine trostlose Szenerie aus der rasch hereingebrochenen Dunkelheit, die von der Dunstglocke über der Stadt noch verstärkt wurde, die ebenfalls für einen Großteil des Extremklimas verantwortlich war.
    Der Druide schluckte unwillkürlich. »Das sieht ja aus wie ein Schrottplatz auf dem Mond.«
    »Auf dem Mond gibt's nicht so viele umgekippte Mülleimer und erst recht keine Ratten«, sagte Zamorra. »Findest du hier alles. In ungeahnten Mengen. Und dazwischen spielen tagsüber die Kinder.«
    »Hier wohnt Ombre?« fragte Gryf ungläubig. »Der Mann müßte doch Möglichkeiten haben, sich aus diesem Slum herauszukämpfen.«
    »Wir haben ihm und seinen Geschwistern angeboten, ihnen zu helfen«, sagte Nicole. »Sie haben diese Hilfe abgelehnt. Sollen wir sie zu ihrem Glück zwingen?«
    »Hm«, machte Gryf. Er stoppte den Wagen in zweiter Reihe, weil der Straßenrand mit betagten Autos zugeparkt war, von denen ein großer Teil nicht einmal mehr fahrbereit war; sie wurden ausgeschlachtet, um den Rest in Funktion zu halten.
    Der Druide sah sich um.
    »Ich habe das Gefühl, daß einer von uns im Wagen bleiben sollte«, murmelte er. »Uns starren ein paar Dutzend Augenpaare aus den Hauseingängen und toten Winkeln heraus an. Die warten nur darauf, daß wir…«
    Zamorra winkte ab. Er richtete sich im Cabrio auf. »Das kennen sie inzwischen und lassen uns in Ruhe. Wir sind mittlerweile so oft hier aufgetaucht, daß wir schon fast dazugehören.«
    »Ein paar Gedanken, die ich auffange, besagen etwas anderes«, erwiderte Gryf. »Wir - verdammt, er ist…«
    Was er noch sagen wollte, blieb ungesagt.
    Denn im gleichen Moment schlug die Schreckensgestalt zu, die aus dem Nichts aufgetaucht war!
    ***
    »Ich habe das Gefühl, daß wir uns kennen«, hörte Tendyke die Stimme hinter sich aus dem Dunkeln aufklingen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen erfaßte er, daß das nicht sein konnte; er hatte diese Stimme noch nie in seinem Leben gehört. Gedankenschnell wirbelte er zur Seite, drehte sich, konnte aber niemanden erkennen. Hinter ihm war ein Durchgang zwischen zwei Häusern. Rechts ein Lokal, links ein Lokal; der Durchgang lag im Schatten und führte offenbar in einen Hinterhof.
    Die Stimme lachte leise.
    »Sie sind verflixt schnell, Mister. Aber Sie sehen mich nicht, wenn ich es nicht will.«
    Tendyke sah einen Schatten. Mehr nicht. Als er sich vorsichtig auf das Dunkel zubewegte, verschwand der Schatten, den ein Mensch geworfen hatte. Irritiert hielt der Abenteurer inne.
    Verflixt, so unsichtbar konnte sich niemand machen! Und mit einem Gespenst hatte er es auch nicht zu tun, denn die warfen erstens nie Schatten, und zweitens besaß er die Fähigkeit, diese körperlosen Geister zu sehen.
    »Wer sind Sie? Warum zeigen Sie sich mir nicht?« fragte Tendyke. »Und wieso glauben Sie, wir müßten uns

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