Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0452 - Die finstere Seele

0452 - Die finstere Seele

Titel: 0452 - Die finstere Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Erscheinung, die er zu sehen geglaubt hatte. Schließlich wollte er nicht für verrückt erklärt werden. Sein gutbezahlter Job konnte davon abhängen. Fluglotsen, die unter Halluzinationen litten, waren eine akute Gefahr für den Luftverkehr!
    Patterson stellte seinem Boß den Kaffee hin, kehrte dann an seinen eigenen Platz zurück - und stutzte.
    »Wer hat denn hier herumgespielt? Waren Sie das, Boß?«
    Jenkins sprang elektrisiert auf. Seinen Schirm konnte er vorübergehend allein lassen; alle Flugbewegungen im Luftraum waren unter Kontrolle. Dann sah er, worüber Patterson sich aufregte.
    Da hatte jemand ihm einen Zettel auf den Radarschirm geheftet. Koordinaten waren darauf niedergeschrieben.
    Jenkins schnappte schon nach einer Karte.
    Es war eine Positionsangabe. Der mit Zahlen und Zeichen beschriebene Ort befand sich auf dem Golf von Mexiko!
    »Hol mich der Teufel, wenn das nicht…«
    Es war!
    Es mußte so sein. Bis auf vierzehn Meilen stimmte diese Position mit jener überein, an der der Radarkontakt mit der Boeing 727 abgerissen war. Aber was waren bei starkem Seegang und dieser riesigen Fläche schon vierzehn Meilen?
    »Da soll das Wrack zu finden sein?« staunte Patterson.
    Jenkins wollte es auch nicht glauben, denn er konnte sich nicht vorstellen, daß die Aufklärungsflugzeuge ausgerechnet dort nicht gesucht hatten, und noch weniger konnte er sich vorstellen, daß eine Gespenster-Erscheinung hereinmarschierte und einen Zettel mit dieser Positionsangabe an einen Bildschirm klebte.
    Trotzdem war es einen Versuch wert.
    Er beorderte die Maschinen zum angegebenen Punkt.
    Wenig später kam die Rückmeldung.
    Eines der Flugzeuge hatte treibende Wrackteile entdeckt, und dann wurden die ersten Passagiere des verschollenen Verkehrsflugzeuges gefunden.
    Des Rätsels Lösung war einfach - es hatte einen Übertragungsfehler gegeben, als die Suche gestartet wurde, und die Maschinen hatten in der falschen Richtung gesucht. Das war nicht einmal Tampa oder Mobile aufgefallen, weil die Luftüberwachung auf diese großen Entfernungen hin auch nicht hundertprozentig exakt funktionierte.
    Abermals eine Stunde später konnte ein Schiff der US Navy einige Überlebende aus dem ruhiger werdenden Wasser fischen. Von mehr als hundert Passagieren hatten nicht ganz zwanzig die Katastrophe überstanden.
    Daß sie ihre Rettung Julian Peters verdankten, der vor seiner Rückkehr in die Höllen-Tiefen noch kurz in der Flugleitstelle aufgetaucht und den Hinweiszettel mit den Koordinaten der durch die starke Strömung schon weit vom Absturzort fortgetriebenen Trümmer und Überlebenden zurückgelassen hatte, konnte niemand ahnen…
    ***
    Yves Cascal wurde von einem Moment zum anderen blind. In einer unerträglich grellen Lichtentfaltung explodierte das Podium unter ihm und riß auch den Knochenthron auseinander. Ombres Augen brannten wie Feuer, und das Wasser lief ihm aus den Tränenkanälen und über die Wangen. Er hörte das Krachen und Prasseln, spürte Hitze unter seinen Händen und unter seinem Gesicht, und dann lag er nicht mehr auf klebrigem Untergrund, der ihn festhalten wollte, sondern auf hartem Boden. Aber er hatte das Gefühl, verbrennen zu müssen.
    Er rollte sich hastig hin und her, um eventuelle Flammen zu ersticken, krümmte sich zusammen und ließ seine Hände über seinen Körper gleiten. Doch er konnte keine Flammen fühlen. Da wich die Hitze wieder.
    Aber seine Sehkraft kam nicht wieder. Er war von der entsetzlichen Helligkeit geblendet worden. Auch als er seine rechte Hand ganz dicht vor sein Gesicht hielt, konnte er sie nicht einmal schattenhaft erkennen. Da war nur Schwärze, die immer wieder von bunten zuckenden Blitzen aufgehellt wurde.
    Er versuchte sich aufzurichten. Es gelang.
    »Was jetzt?« fragte er sich leise. Er war sicher, daß der Kontakt des Amuletts mit dem klebrigen Podium die Vernichtung ausgelöst hatte. Aber was half es ihm? Er war nach wie vor in der Hölle gefangen - und jetzt auch noch geblendet!
    »Zum Teufel…«
    Er konnte ein kurzes, bitteres Auflachen nicht unterdrücken, als er begriff, was er da gesagt hatte. Er tastete nach dem Amulett. Es fühlte sich immer noch heiß an, und es vibrierte auch immer noch so unangenehm. Daran hatte sich also nichts geändert.
    Cascal machte ein paar vorsichtige, zögernde Schritte. Er stieß gegen etwas, das morsch auseinanderbröckelte. Reste des Knochenthrones? Unwillkürlich erschauerte er. Inständig wünschte er sich, daß sein Sehvermögen

Weitere Kostenlose Bücher