0452 - Die finstere Seele
beibringen, wie das geht. Dann kann ich blitzschnell aus Mary-Annes Bett verschwinden, wenn ihr Ehemann überraschend heimkommt…
***
Eysenbeiß hätte mit seinem Wirtskörper zufrieden sein können, wenn er nicht selbst darin gesteckt hätte. Er hatte die Kleidung abgelegt und betrachtete den nackten Körper der Indianerin im großen Schlafzimmerspiegel. Schade nur, daß er so wenig damit anfangen konnte…
Er fühlte sich innerlich eigenartig zerrissen. Aber noch ehe er sich darüber klar werden konnte, überfiel ihn eine Zukunftsvision. Sie war stärker denn je, offenbar wirkte sich die Verbindung aus Eysenbeiß und der Indianerin noch positiver auf seine Para-Fähigkeit aus, als er ursprünglich angenommen hatte. Klar und deutlich sah er wieder das Bild, das er schon in Leonardos Körper wahrgenommen hatte - einen Dämon, der ein Amulett von sich schleuderte.
Diesmal sah er es klar und deutlich. Der Dämon war Astardis! Obgleich Astardis eigentlich jede beliebige Gestalt annehmen konnte, gab es untrügliche Merkmale, an denen Eysenbeiß ihn erkannte. Astardis schleuderte das Amulett von sich…
Und da begriff Eysenbeiß, daß es sich um sein Amulett handelte! Jenes, das Leonardo ihm einst abgenommen hatte, in das sein Geist vorübergehend geschlüpft war und das nach Leonardos Hinrichtung verschwunden war.
Astardis hatte es also an sich genommen!
Aber warum warf er es wieder fort? Genauer gesagt, warum würde er es in Kürze fortwerfen? Warum verzichtete er freiwillig auf einen so machtvollen Zaubergegenstand?
Eysenbeiß begann zu fiebern. Er mußte erfahren, wann dieser Wurf geschah, und wohin das Amulett flog! Aber seltsamerweise verblaßte die Vision wieder und ließ sich nicht ein drittes Mal herbeizwingen.
Eysenbeiß ballte die schmalen Fäuste. Er mußte das Amulett finden!
Er kehrte in die Realität zurück. Die Vision war vorbei. Eysenbeiß schüttelte sich. Er analysierte sein Verhalten während der Vision und fühlte sich sicherer als zuvor. Wenn es noch einen Rest des Originalbewußtseins der Indianerin gegeben hätte, dann hätte es jetzt Gelegenheit gehabt, einen erneuten Befreiungsschlag zu führen, während Eysenbeiß durch seinen Blick in die Zukunft abgelenkt war. Aber das war nicht geschehen. Das war für ihn der Beweis, daß er seinen neuen Körper wirklich unter Kontrolle hatte.
Jetzt mußte er nur noch mehr über die Identität der Indianerin herausfinden. Sie selbst fragen konnte er ja nicht. Er mußte nach einem Paß suchen, oder nach anderen Dingen. Irgendwo mußte es ja Unterlagen über sie selbst geben. Er verließ das Schlafzimmer.
Aus wachen Augen starrte der im Korridor gefesselte Druide ihn an.
***
Wie ein Schlafwandler bewegte Robert Tendyke sich durch die Nacht. Immer wieder mußte er an Julian denken und sein seltsames Verhalten. Er dachte auch an die anderen Flugpassagiere und hoffte, daß sie irgendwie gerettet werden konnten. Julian hatte seinen Vater aus dem Wasser geholt, vielleicht half er auch den anderen.
Aber die Veränderung, die mit ihm vorgegangen war… es war nicht nur, daß Julian selbstbewußter und erwachsener wirkte. Er war auch irgendwie herrischer geworden. Julian, Herrscher über Dämonen? Das konnte und durfte nicht sein…
Irgendwann merkte Tendyke, daß er an einer Straße stand, und plötzlich kannte er sich wieder aus. Wie lange er durch die Nacht gegangen war, wußte er nicht, und es interessierte ihn auch nicht. Er war es gewohnt, weite Strecken zu Fuß zurückzulegen. Bei seinen Dschungel-Expeditionen ging es oft auch nicht anders als zu Fuß weiter, und das unter wesentlich schwereren Bedingungen.
Jetzt jedenfalls stand er an seiner Straße. Dies war der Privatweg, der zu seinem Grundstück führte. Er ging weiter, erreichte das große Tor. Rechts und links verschwand der hohe Zaun in der Dunkelheit, der das gesamte riesige Grundstück nahe dem Everglades-Nationalpark umschloß und verhinderte, daß Unbefugte und Alligatoren das Hausrecht mißachteten. Das Portal konnte vom Bungalow aus ferngesteuert werden, ließ sich aber auch mit den Funksendern in den Fahrzeugen des Tendyke'schen Fuhrparks öffnen und schließen. Und Tendyke kannte auch noch die Möglichkeit, diesen Mechanismus mit einem Trick per Hand zu überlisten.
Er öffnete das Tor und schloß es hinter sich wieder. Bis zum Bungalow waren es nur noch ein paar Minuten.
Tendyke fühlte sich an die Situation erinnert, die er vor ein paar Tagen erlebt hatte. Da hatte er auch
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