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0452 - Udexa kommt

0452 - Udexa kommt

Titel: 0452 - Udexa kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Kuppe gerichtet, die aus der flachen Sumpflandschaft ragte.
    Auf der Insel wuchsen ebenfalls die abgestorbenen Bäume. Dort allerdings dichter und bis zum Rand.
    Ein fahler Dunstschleier lag über dem Wasser. Er hing wie ein Gespinst zwischen den Bäumen.
    Ich spürte eine innerliche Unruhe und konnte nicht einmal sagen, was sie bedeutete. Suko erging es ebenso. Auch er war innerlich unruhig, leicht kribblig, warf mir hin und wieder forschende Blicke zu und hob dabei selbst die Schultern.
    Wieder verblüffte uns der Blinde mit seiner treffsicheren Aussage, als er sagte: »Hier stimmt etwas nicht. Ihr spürt es, und ich spüre es ebenfalls.«
    »Was ist das?«
    »Der Teufel, John Sinclair. Das ist der Atem des Teufels. Schmeckt ihr den Schwefel nicht? Atmet tief ein, und ihr werdet erleben, wie er in euren Hälsen kratzt. Schwefelgeruch gehört eben zur Hölle, das wissen schon die kleinen Kinder.« Er begann zu lachen, hustete danach trocken und enthielt sich weiterer Kommentare.
    Das Gefühl blieb auch bei uns. Kalt lief der Schauer über meinen Rücken. Träge, fast unwillig kam mir das Wasser vor, wenn wir die Ruder hineintauchten. Wir bewegten sie jetzt nicht so schnell wie sonst, da uns die Umgebung mehr interessierte.
    Morsches Holz schaukelte auf der Oberfläche. Manchmal streiften die Äste an der Bordwand entlang. Es hörte sich an, als würden Finger dagegen kratzen.
    Und dieser Vergleich wurde einen Moment später zur grausamen Wahrheit. Etwas stieg aus der grauen Brühe hoch. Genau an meiner Seite, und ich sah es erst, als es die Wasserfläche durchstieß.
    Meine Augen wurden starr.
    Der Gegenstand war kein Holz, sondern ein menschlicher Arm mit einer leicht gekrümmten Hand!
    ***
    Sofort zog ich die Ruder aus dem Wasser. Suko sah es und schaute ebenfalls zu mir hin. Er hatte sich vorgebeugt, damit er über die Bordwand sehen konnte.
    »Ein Arm!« flüsterte ich.
    Wir hörten den Blinden leise Lachen. »Habt ihr den ersten gefunden?« fragte er. »Habt ihr ihn gefunden? Ihr werdet noch mehr Arme sehen. Vielleicht auch Köpfe und Beine. Ihr wißt doch, daß hier das Reich des Teufels ist.«
    Suko hatte sich auf meine Seite begeben, dadurch war die Schlagseite erhöht worden, aber er mußte sich den Arm einfach ansehen, der an unserem Boot allmählich vorbeitrieb.
    Dann nickte er.
    »Was ist denn?« fragte ich.
    »Den Arm kenne ich.« Suko mußte sich räuspern. »Ich habe ihn an den Kleiderfetzen identifizieren können.« Mein Freund schluckte, bevor er weitersprach. »So hat der Detektiv in der letzten Nacht ausgesehen«, fügte er hinzu.
    »Du meinst, er hat eine dunkle Jacke getragen?«
    »Ja.«
    »Wer hat ihn dann so zugerichtet?«
    »Udexa!« meldete sich der Blinde.
    Ich fuhr herum und schaute ihn an. Er hatte die Brille abgenommen. Seine mit einer grauweißen Masse gefüllten Augenhöhlen sahen unheimlich aus. Den Kopf hatte er ein wenig zur Seite gedreht, als wollte er nach irgend etwas lauschen, das nur er allein hören konnte. Dabei bewegten sich seine Hände. Sie schabten übereinander, und er nickte sich selbst zu.
    »Hab’ ich dann Udexa gesehen?« fragte Suko, »als ich den Mann verfolgte, der mich anschließend niederschlug.«
    »Das war nicht Udexa.«
    »Wer war es dann?«
    »Sein Helfer.«
    »Ach so. Udexa hat also Menschen als Helfer. Wieso? Weshalb?«
    Der Blinde setzte seine dunkle Brille wieder auf und sah direkt sympathischer aus. »Rudert weiter!« sagte er mit brüchig klingender Stimme. »Rudert nur weiter, ihr beiden. Ihr müßt es tun. Ihr müßt die Insel erreichen. Ihr wolltet das Geheimnis des Sumpfes kennenlernen. Dort könnt ihr es. Die Insel ist Udexas Reich. Dort wird gestorben.«
    Ich schaute dem Arm nach, der schon ziemlich abgetrieben war und mit einigen Ästen kollidierte. Dabei wurde er auch unter die Oberfläche gedrückt. Bis er wieder hochkam, so lange wollten wir nicht warten. Gemeinsam schnappten wir uns die Ruder und stachen die Blätter in die ebenfalls noch graue Brühe.
    »Es wird schwer sein, an der Insel an Land zu gehen. So wie das Ufer aussieht, müssen wir waten.«
    »Meinetwegen.«
    Suko räusperte sich. »Ich habe nicht damit gerechnet, so etwas zu finden. Hier scheint tatsächlich das tote Wasser dämonisch verseucht zu sein. Mich würde wirklich interessieren, wie Udexa aussieht.«
    »Ihr bekommt sie noch früh genug zu sehen«, vernahmen wir die Antwort des Blinden. »Fahrt die Insel an.«
    Das taten wir auch und hielten gleichzeitig Ausschau

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