0453 - Die Vögel des Bösen
Montagne zurück. Dieser Sternenstein war eine seltsame Superwaffe; der Machtkristall 13. Ordnung war theoretisch auch ein Rangabzeichen, das Ted Ewigk zum ERHABENEN der DYNASTIE DER EWIGEN gemacht hätte - wenn er diese Position nicht schon einmal eingenommen hätte und die ungeschriebenen Gesetze der Dynastie nicht besagten, daß niemand zweimal ERHABENER sein konnte.
Derzeit besaß die Dynastie keinen ERHABENEN. Noch hatte sich keiner gefunden, der die Kraft besaß, einen neuen Machtkristall für sich zu schaffen und damit seinen Herrschaftsanspruch zu legitimieren.
Aber Ted konnte diesen Kristall als Werkzeug und Waffe benutzen.
Die normale Reihenfolge der Dhyarra-Kristalle reichte von 1 bis 10. Um sie zu benutzen, mußte man ein bestimmtes Para-Potential besitzen. Magier-Adepten vermochten einen Dhyarra 1. Ordnung zu benutzen, Zamorra und Nicole konnten einen Sternenstein 3. Ordnung einsetzen. Um einen Kristall 10. Ordnung zu kontrollieren, bedurfte es der zusammengeschalteten Kräfte mehrerer Wesen, die von manchen Leuten ihrer geheimnisvollen, übermenschlichen Fähigkeiten wegen als Götter bezeichnet wurden.
Wenn jemand, dessen geistiges Para-Potential nicht ausreichte, einen zu starken Dhyarra-Kristall benutzte, brachte ihm das im günstigsten Fall den Tod. Eher brannte der Kristall ihm aber den Verstand aus dem Gehirn.
Hinzu kam die Möglichkeit, einen Dhyarra auf eine bestimmte Person zu verschlüsseln. Als Unbefugter einen verschlüsselten Kristall zu benutzen, brachte in den meisten Fällen beiden den Tod - dem Benutzer ebenso wie dem Besitzer. Zumindest aber waren schmerzhafte Folgen die Regel.
Es gab auch noch höherrangige Kristalle: einst hatte es zwei Dhyarras 11. Ordnung gegeben, die in Schwerter eingelassen worden waren und Halbgöttern gehört hatten. Diese beiden Kristalle waren dann zu einem einzigen verschmolzen worden, der zwölfter Ordnung war und sich jetzt unter der Obhut des Zauberers Merlin im Griff des legendären Zauberschwertes EXCALIBUR befand.
Aber das waren Ausnahmen gewesen.
Einen Kristall 13. Ordnung durfte es nur einmal geben. Er war das Zeichen der Macht des ERHABENEN über die DYNASTIE DER EWIGEN. Erschuf jemand mit der Kraft seines Geistes einen neuen Kristall 13. Ordnung, so schrieb das Gesetz zwingend vor, daß es zwischen den beiden Kristall-Trägern zu einem Kampf um die Macht kommen mußte, aus dem nur einer als der absolute Sieger hervorging. Die Praxis zeigte, daß in diesen Kämpfen mit der Energie der 13er-Dhyarras ganze Planeten und Sterne gesprengt worden waren. Archimedes hatte einmal gesagt: »Gebt mir einen festen Punkt im All, und ich hebe die Welt aus den Angeln.« Aber ein Machtkristall brauchte diesen festen Punkt gar nicht. Er hob die Welt auch so aus ihrem Fundament - wenn sein Besitzer verantwortungslos genug agierte.
Und einen solchen Machtkristall besaß Ted Ewigk.
Er hatte sich früher immer gefragt, wieso er mit seinen an sich schwachen Para-Fähigkeiten in der Lage war, einen solchen Superkristall zu bedienen, bis er feststellen mußte, daß in seinen Adern das Blut eines einstigen ERHABENEN floß, der ihm auch diesen Kristall vererbt hatte.
Aber das alles waren doch nur Schatten der Vergangenheit.
Was zählte, war die Gegenwart, und in der sah es recht trübe aus…
***
Yves Cascal fühlte sich in Julians Quartier alles andere als wohl. Der Fürst der Finsternis hatte ihn in eine kleine Kammer geführt, die düster und bedrückend eingerichtet war. Wer darin leben konnte, mußte entweder äußerst abartig veranlagt sein - oder wahnsinnig. Cascal verzichtete darauf, sich die Einrichtung näher anzusehen - es reichte ihm, daß sie ihm Kopfschmerzen und Ekel bereitete.
Ein Zimmer, einem Höllen-Teufel angemessen…
»Das wird geändert«, versicherte Julian Peters, als habe er erneut Ombres Gedanken gelesen. »Mir gefällt es auch nicht, aber ich habe dieses Quartier samt seiner Einrichtung von meinem… äh… Vorgänger übernommen. Man könnte es nach menschlichen Maßstäben eine ›Dienstwohnung‹ nennen.«
»Nach menschlichen Maßstäben? Du bist wohl kein Mensch…«
»Das war es eigentlich nicht, worüber ich mit dir sprechen wollte, Ombre«, sagte Julian. »Nimm Platz. Was trinkst du?«
»Sicher kein Menschenblut!« platzte Ombre unwillkürlich heraus. »Und Schwefel-Cocktails auch nicht…«
Julian lachte. Sein Lachen ließ Cascal einen Schauer über den Rücken rinnen, denn es klang so hell und sympathisch, daß es gar
Weitere Kostenlose Bücher