0453 - Heißer Draht zu Killer-Jo
großer Garten mit vielen Bäumen und starkem Buschwerk, das keine Durchsicht gestattete. Vielleicht hatte er auch Leute für alles und brauchte nur zu telefonieren.
Fred Scopa hatte inzwischen das Taxi ermittelt, mit dem unser gesuchter Chemiker zu dem Treffen mit Cale gefahren war. Ich sah mir das auf der Karte an, und dann klingelte es bei mir.
Der Wagen war telefonisch zur Ecke Washington Street und der Fifth Street in Hoboken bestellt worden.
Hoboken! Die komische Inschrift in Phils Wagen konnte HOB SWEETS heißen, was auf eine Firma deutete, die Hoboken Sweets oder so ähnlich hieß.
Ich telefonierte eine halbe Stunde mit der Gesellschaft, die in Hoboken die Telefonstrippen gezogen hatte, aber es kam nichts dabei heraus. So eine Firma gab es nach deren Unterlagen nicht. Es existierte auch kein Anschluß in Hoboken für Harald Looke oder einer, der als Nebenstelle für William Cale eingetragen war.
Aber Phil mußte so etwas gelesen haben, wie kam er sonst auf so eine Bezeichnung? Oder bedeutete sie etwas ganz anderes? Das war wieder mal eins von den beliebten Rätseln, bei dem einem die Haare ausgehen konnten.
Die Revierwache der Polizei in Hoboken sagte mir auf Anruf zu, sofort die Nachforschungen aufzunehmen. Bereits nach einer Viertelstunde hatte ich die Anschrift der HOBOKEN SWEETS, aber sonst konnte man uns nichts über die Firma sagen. Sie existierte höchstens zwei Monate, und kein Cop hatte irgendeinen direkten Kontakt mit den Leuten aufgenommen.
Mit einem Durchsuchungsbefehl machte ich mich mit Steve Dillaggio auf den Weg.
Es war Donnerstagmittag halb eins, als wir in der Downtown auf die Einfahrt des Holland Tunnels zusteuerten. Während der drei Meilen bis zur Abfahrt am Hudson Boulevard in New Jersey dachte ich ständig an Phil, der seit mehr als zwölf Stunden überfällig war.
***
Phil sah auf seine Uhr, die man ihm gelassen hatte. Es war jetzt kurz nach Mitternacht. Er wartete noch eine ganze Stunde und untersuchte zwischendurch den kahlen Raum auf Beobachtungsmöglichkeiten von außen. Das brennende Licht machte ihn mißtrauisch, aber vielleicht hatte man einfach vergessen, es auszudrehen.
Ein reguläres Guckloch war nirgends zu sehen. Der noch freie Teil des Schlüssellochs erlaubte nur einen Blick nach hinten zur Wand. Das Bett stand nicht in der Richtung, es war zu weit nach links.
Ein elektrisches Auge, wie klein es auch sein mochte, konnte in der glatten Zementwand nicht angebracht werden, ohne es zu tarnen. Außerdem waren hier solche Raffinessen kaum angebracht. Wer hier hereinkam, sollte nur festgehalten werden.
Phil setzte sich auf und zog ein »Engelshaar« aus einer Naht im Hosenbund. Es war eine kurze und äußerst, dünne Feile, deren Qualität kaum zu übertreffen war. Ob es sich um Gußeisen, Schweißnähte oder gehärteten Stahl handelte, war völlig gleich.
Was das »Engelshaar« angriff, zeigte sehr bald, Spuren. Es war nur eine Frage der Ausdauer. Wenn eine Feile abgenützt war, nahm Phil die nächste. Phil hatte sechs davon. Sie steckten in verschiedenen Nähten und waren durch Abtasten nicht zu finden.
Um halb drei ging die vierte Feile drauf, die fünfte schaffte es. Das Vorhängeschloß an der Kette hatte nur noch den Wert von Altmetall.
Während der ganzen Zeit hatte Phil keine Geräusche aus dem Haus gehört. Der Keller mußte also ziemlich abseits liegen, denn Phil war in einer lebhaften .Gegend abgeladen worden, wie er gehört hatte. Er konnte nicht damit rechnen, allein im Haus zu sein.
Mit der massiven Tür war nichts zu machen. Zwei Engelshaare genügten nicht für die schweren Angeln. Das Schloß mit dem außen steckenden und gesicherten Schlüssel war genauso unangreifbar.
Es mußte auch anders gehen.
Phil stieg aus dem Bett und machte sich an die Arbeit.
Nach einer knappen halben Stunde hatte er ein wirklich künstlerisches Werk vollbracht.
In dem Bett lag jetzt ein Mann, der sich vom Licht abgewendet hatte und tief und ruhig schlief.
So sah es wenigstens aus. Wenn man den vermeintlichen Schläfer wecken wollte, würde man bis zur letzten Sekunde keinen Argwohn hegen.
Erst wenn dieser »Schläfer« gerüttelt würde, fiel die Maskerade in sich zusammen. Aber dann dürfte es zu spät sein.
Einen unbewaffneten und ans Bett gefesselten Mann würden die Gangster nicht mit vorgehaltener Kanone aufsuchen. Es würde ihnen genügen, ihre Schießeisen griffbereit zu haben. Darauf baute Phil seinen Plan. Mochten sie ruhig zu zweit aufkreuzen.
Die
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