0453 - Heißer Draht zu Killer-Jo
Tür öffnete sich in Richtung auf das Fußende des Bettes, und genau dahinter würde Phil dann stehen und wenn er die Schrecksekunde richtig nutzte…
Er hockte sich in die Ecke, lehnte sich in den kühlen Zementwinkel und wartete auf diese eine Sekunde, die vielleicht die Rettung bringen würde.
***
Zwei Zivilbeamte der zuständigen Revierwache warteten schon vor dem Eingang neben dem blitzblanken Aluminium-Schild der Hoboken Sweets auf uns.
In dieser brandheißen Sache, bei der wir nur mit Vermutungen und Verdachtsmomenten operierten, wollten wir uns keine Läuse in den Pelz setzen, die nachher ein hohntriefender Verteidiger Stück für Stück herauspflücken könnte.
Wir stellten uns vor, zeigten den Durchsuchungsbefehl und marschierten hinein. Auch auf mehrfaches Klopfen öffnete niemand. Wie sich zwei Minuten später zeigte, war es kein Wunder, denn es war auch niemand da. So leer wie der Büroraum waren auch die Schreibtische. In keiner Schublade lag auch nur ein Fetzen Papier.
Hinter einer schweren Stahltür befand sich die Fabrikationsstätte, die etwa so groß war wie zwei Durchschnittsgaragen. An den Wänden standen zum Teil eiserne Regale, die alle leer waren.
In der Mitte war auf einem kleinen Betonsockel eine Tablettenpresse montiert, daneben stand ein verzinntes Kupferbecken mit Planeten-Rührwerk. Beides waren alte Stücke, an denen der Zahn der Zeit schon heftig herumgeknabbert hatte.
Dieses »Werk« hatte schon seine Schuldigkeit getan. Es war aufgegeben, abgeschrieben und verlassen.
Als letzten Gruß hatten die Fabrikanten eine Lötlampe hinterlassen, die halb im Rührwerk hing. Die Spuren ihrer Tätigkeit waren deutlich zu sehen. Sowohl die Tablettenpresse als auch das Rührwerk waren so gründlich mit der Lötlampe abgebrannt worden, daß keine Analyse verraten würde, was hier hergestellt wurde.
Jedenfalls hatten das die Gangster gedacht.
Ich nahm den Telefonhörer hoch. Der Apparat war noch angeschlossen. Ich wählte LE 5 — 7700 und ließ mir den dicken Sam Steinberg geben.
»Jerry. Sam, wenn eine Tablettenpresse und ein Rührwerk mit der Lötlampe abgebrannt sind, kann man dann noch…«
Sam riß mir den Faden kurz vor den Zähnen ab. Er kam mit halben Sätzen aus.
»Kann man eventuell. Muß ich sehen. Wo?«
Ich beschrieb ihm, wo wir steckten.
»Ich lasse Steve hier«, sagte ich, »dann kann ich schon wieder losfahren.«
Nachdem ich aufgelegt hatte, bat ich Steve Dillaggio, sich an die Strippe zu hängen.
»Versuche bitte, ob du herausbekommen kannst, wer das hier für wie lange gemietet hat und wem der Anschluß gehört.«
Steve nickte.
Eine Minute später rollte ich mit meinem roten Renner in Richtung Holland Tunnel.
Ich hatte ein unruhiges Gefühl in den Knochen. Mir fiel immer wieder Phil ein. Es war Unsinn, jetzt nach ihm suchen zu wollen. Aber ich mußte doch etwas unternehmen! Ich konnte doch nicht tatenlos zusehen, wie Phil am hellichten Tag von der Bildfläche verschwindet!
Ich rief über mein Bordmikrofon unser Office und sagte Bescheid.
Dann fuhr ich gemächlich nach Chinatown.
Ich kam jetzt zum zweitenmal vom Chatham Square und bog diesmal in die Park Street, als von rechts ein dunkelblauer Buick herankam. Ich sah ganz automatisch zur Nummer und stutzte. Der Wagen kam aus New Jersey und stand auf unserer Überwachungsliste.
William Cale.
Er hatte es eilig, zog rasch vorbei und bog dann mit kreischenden Riefen in eine Toreinfahrt. Der Wagen war kaum hindurch, da erschien ein stämmiger Kerl mit schreiend buntem Hawaiihemd und donnerte das Tor zu.
Ich konnte genau hören, wie ein schwerer Riegel vorgeknallt wurde. Das war für einen Tagesbesuch ein reichlich auffallendes Benehmen. Ich wollte schon zum Mikrofon greifen und das Office rufen, ließ die Hand aber in der Schwebe.
Ein Wagen unserer Bereitschaft tauchte auf. Am Steuer saß Wilm Hilcock, daneben lehnte Ben Bolt, der mich zuerst sah. Sie wandelten auf Cales Spuren, hätten ihn jetzt aber lange suchen können. Ich stieg aus und ging zu ihnen.
Es hatte keinen Zweck mehr, lange Versteck zu spielen, wir mußten jetzt zupacken. Phil befand sich in höchster Gefahr, wenn er überhaupt noch… aber nein, diesen Gedanken dachte ich nicht zu Ende.
Um die Gegend zu erkunden, schlug ilm vor:
»Ich will mal sehen, wie es auf der anderen Seite des Blocks aussieht. Soviel ich weiß, ist da ein offener Durchgang, der an der Mauer zu diesem Hof endet.«
Er drehte sich um und wollte eben gehen, als drei
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