0454 - Sechs Bomben in der City-Bar
er offensichtlich gesehen worden. Aber bei Platenberg…«
Der ganze Webb Finigan war ein einziges großes Fragezeichen.
Ich biß mir auf die Unterlippe.
Der Fall wurde immer komplizierter. Er war schon fast ein gordischer Knoten.
»Was tun wir?« fragte Neville, ohne zu sagen, an wen die Frage gerichtet war.
Selbst Mr. High war am Ende seines Lateins.
»Es hat keinen Zweck, wenn wir jetzt mit einem großen Aufgebot nach Staten Island gehen — die zwei Mann dort sind genug. Der Erpresser, nehmen wir also an, daß es tatsächlich Diarez ist, hat McPherson aufgefordert, das Geld in bar und in kleinen Scheinen zu beschaffen und bis zu einer neuen Weisung im Büro zu bleiben. McPhersons Fernsprecher stehen inzwischen mit seinem Einverständnis unter Überwachung; seine Bank, die Chase Manhattan, hat drei Kassierer abgestellt, die dafür sorgten, daß die Nummern sämtlicher Noten fototechnisch festgehalten werden. So schaffen sie es trotz des großen Betrages in relativ kurzer Zeit, die Nummern erst einmal unsortiert festzuhalten.«
Der Chef schaute mich fest an. Worte waren überflüssig. Es war mein Fall. Ich mußte irgend etwas unternehmen.
Die Entscheidung war nicht leicht. Niemand konnte mit Bestimmtheit sagen, wie die Fälle Platenberg und Mac Pherson überhaupt zusammenhingen.
Vielleicht hingen sie gar nicht zusammen?
Ich weiß nicht, wie ich plötzlich auf die Idee kam.
»Ich bin der Überzeugung«, sagte ich laut in die schweigende Versammlung hinein, »daß der Fall McPherson mit dem Fall Platenberg nicht zusammenhängt. Diarez oder wer immer der Erpresser im Fall McPherson sqin mag, hat sich allenfalls den Plan Platenberg zunutze gemacht und versucht jetzt, daraus Kapital zu schlagen.«
»Ist das Ihre Überzeugung, Jerry?« fragte Mr. High.
»Ja!« Ich sagte es, ohne eine Sekunde zu überlegen.
»In jedem Fall ein neuer Gesichtspunkt«, meinte der Chef.
Und wie zur Bestätigung schlug in diesem Moment das Telefon auf dem Schreibtisch an. Mit einem Knopfdruck legte Mr. High, nachdem er den Namen des Anrufers vernommen hatte, das Gespräch auf den Lautsprecher, so daß wir alle mithören konnten.
Es war unser Bombensucher draußen in Staten Island.
»Ich hänge meinen Job an den Nagel, Mr. High, wenn sich in diesem Haus irgend etwas befindet, was lauter knallen könnte als ein Sektkorken. Hier ist keine Bombe — dafür lege ich meine Hand ins Feuer!«
Phil knallte mir anerkennend seine Pranke ins Kreuz.
Meine Freude darüber, daß ich recht hatte, dauerte jedoch nicht lange.
Helen, Mr. Highs Sekretärin, schob sich ins Zimmer.
»Jerry — wenn Sie Zeit haben, sollen Sie mal herunterkommen ins Labor. Sie sollen sich davon überzeugen, daß diese Denise Wieczorski keinesfalls mit der Frau, von der wir Speichelproben…«
Ich ließ sie nicht erst ausreden, entschuldigte mich bei den anderen und sauste hinunter.
Das Ergebnis war tatsächlich einwandfrei.
Die Speichelproben an den Zigarettenresten aus dem Aschenbecher in Platenbergs Wohnung und auf der Zigarette, die Phil in der City-Bar an sich genommen hatte, wichen in allen Merkmalen voneinander ab.
Es gab also doch eine Pussy.
Und wir hatten keine Spur, die auf ihre Person hinweisen könnte.
»Ich glaube, Sie können diese Frau Wieczorski laufen lassen«, sagte Mr. High. Seine Stimme klang fest.
***
»Du…« sagte das College-Girl Susan Whittacker.
»Was ist denn?« fragte der Medizinstudent John B. Hoyers, ihr Begleiter bei diesem spätabendlichen Spaziergang.
»Da ist doch etwas ins Wasser gefallen!«
»Ich habe auch etwas klatschen gehört, aber was…«
Sie war aufgestanden.
In diesem Moment heulte auf der Queensboro-Brücke, etwa in der Mitte zwischen dem Long-Island-Ufer und Welfare Island, ein Motor auf.
Die beiden jungen Leute hatten gerade die Brückenauffahrt erreicht, als ein Auto an ihnen vorüberfegte und mit rasender Geschwindigkeit in Richtung zur Bridge Plaza verschwand.
Susan Whittacker bewies, daß sie ein Mädchen aus dem Zeitalter der Weltraumfahrt ist. Sie verlor keinen Moment den Überblick und die kühle Sachlichkeit.
»KD Strich drei drei eins!« registrierte sie laut die Nummer des davonschießenden Wagens.
Der angehende Mediziner war von der Sache immer noch nicht begeistert.
»Der hat doch höchstens Abfälle in den River geworfen. Vielleicht hat er eine Ölheizung und wird das Zeug nirgendwo los.«
Susan zog ihren Gefährten immer weiter auf die Brücke hinaus und schaute ständig hinunter in
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