0454 - Sechs Bomben in der City-Bar
die träge dahinfließenden Fluten des East River.
»Wenn es Dreck wäre, müßte es oben schwimmen und zu sehen sein«, stellte sie resolut fest.
»Es schwimmt nichts oben, wenn nichts hineingeworfen worden ist. Komm!«
Susan hatte etwas entdeckt. »John, schnell, das sieht aus wie eine Handtasche!«
Sie lief schon mit hämmernden Metallabsätzen über die Brücke auf die andere Seite, wo eine Telefonzelle stand.
Den Nickel hatte Susan schon in der Hand, als sie in die Zelle stürzte. Mit schnellen Fingern wählte sie die Polizei-Notrufnummer.
»Hier an der Queensboro Bridge…«
Schnell gab sie ihre Wahrnehmung durch. Mit Genugtuung hörte sie die Antwort:
»Wir schicken einen Wagen!«
Als die Funkstreife kam, erklärte Susan noch einmal, was sie gesehen hatte.
Das Polizeifahrzeug fuhr langsam durch den Park an das Ufer, und die Suchscheinwerfer blitzten auf. Der Strahl huschte über die dunkle Wasserfläche, streifte eine leere Blechdose, eine Zigarettenschachtel, einen abgebrochenen Ast.
Und erfaßte urplötzlich einen dunkelglänzenden Gegenstand, der unschwer als Handtasche zu erkennen war. Und fast gleichzeitig erfaßte er auch den Körper.
Aufgeregt riß der Beamte den Hörer des Funkgerätes von der Gabel, gab die Meldung durch. Der andere Beamte folgte langsam dem Strom des Flusses und der treibenden Gestalt, sie im Lichtkegel haltend.
»Ich versuche es…« rief der Beamte in den Hörer.
Sekunden später klatschten zwei Körper in das Wasser. Der Medizinstudent John B. Hoyers war dem Funkstreifenbeamten in das nasse Element gefolgt, und beide schwammen auf den Körper im Wasser zu.
Schon wurde, dirigiert von dem zweiten Polizeibeamten im Wagen, der Motor des Polizeibootes oben an Halletts Cove laut, da griff der Polizist nach dem treibenden Körper.
»Helfen Sie mir…« rief er dem Studenten zu. Beide kämpften gegen die Strömung, die ihnen die Beute wieder entreißen wollte.
»Nichts zu machen!« keuchte John Hoyers. Die Gestalt, die sie an das Ufer zogen, war völlig leblos.
Der Student begann mit Wiederbelebungsversuchen. Eine Ambulanz kam herangebraust, löste mit dem Rettungsgerät den Studenten ab und brauste los zum Hospital.
Das Polizeiboot hingegen fischte noch die Tasche aus dem Wasser. Einer der Beamten öffnete sie.
Als erstes hielt er eine große runde Dose mit, einem azurblauen Etikett und der goldenen Schrift »Herrlich duftendes Haar« in der Hand.
Er stellte die Dose hin.
Dann griff er nach dem Ausweis in der Tasche.
»Marylin Webster«, las er halblaut vor.
In diesem Moment erkannte der Beamte die Zusammenhänge. Sein Blick wanderte vom nassen Personalausweis in seiner Hand zu der Haarspraydose.
So handelte denn der Beamte so, wie sein zweites Ich ihm riet. Entschlossen, aber vorsichtig, ergriff er die Spraydose und eilte zur Reling des Bootes.
Und mit gewaltigem Schwung warf er das unheimliche Ding hinaus auf die schwarzglänzende Wasserfläche.
Das Boot näherte sich der Station.
Der Beamte wollte eine erste Meldung an die Zentrale durchgeben. Doch bevor sein Zeigefinger die Sprechtaste drücken konnte, erklang es quäkend aus dem Lautsprecher:
»Zentrale an Achtzehn! Hören Sie! Der Plymouth-Sedan, Kennzeichen KD drei drei eins, ist zugelassen auf den Namen Platenberg, Henry.«
***
George McPherson saß müde und abgespannt in seinem Büro. Hin und wieder warf er einen Blick auf die elektrische Schreibtischuhr.
Unheimlich langsam vergingen die Minuten, endlos dehnten sich die Stunden für den Mann, der seit dem frühen Vormittag hart gearbeitet hatte.
Vom FBI war ihm längst gesagt worden, daß die Experten keine Bombe in seinem Haus gefunden hatten. Mac Pherson war von der Mutmaßung, daß die Erpresser sich lediglich die Panik nach der Platenberg-Bombe zunutze machen wollten, unterrichtet.
Der Manager im Wolkenkratzer über der Downtown wußte, daß sein Haus draußen in Staten Island ebenso vom FBI bewacht wurde wie sein Büro; er wußte, daß das FBI ständig seine Telefonleitung überwachte. Aber er harrte aus.
In seinem Schreibtisch lagen die verlangten 100 000 Dollar, wie befohlen in kleinen Scheinen.
McPherson war bereit, diesen Betrag sofort zu zahlen.
Er wartete weiter, obwohl es längst Mitternacht war.
Gegen ein Uhr schlug die Telefonklingel an.
Hastig griff McPherson zum Apparat.
»Hallo…«
Keine Antwort kam.
»Hallo…« McPherson dachte in diesem Moment nicht daran, daß der Telefonüberwachungsdienst des FBI fieberhaft
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