0455 - Der Lord und die Geister-Lady
miteinander verknüpft.«
Lord Peter Danford lachte krächzend. »Meine Teure, ich hatte gar nicht vor, dich zu verlassen.«
»Oh, willst du deine Reisen aufgeben?«
»Nein, ich meine…«
»Das brauchst du nicht, Peter. Nur mußt du mich auf deine Reisen mitnehmen. Das ist meine Bedingung. Ich will an deiner Seite sein, und möglicherweise bin ich dir sogar eine große Hilfe, nicht wahr, mein Liebling.«
»Du hast recht.«
Mary löste ihren Griff. Danford schaute zu, wie die Knochenfaust sich öffnete und der Druck endlich verschwand. Er ging einen großen und schnellen Schritt vor.
Plötzlich fühlte er sich von dem Druck befreit, aber die Stimme seiner Gattin erreichte ihn auch noch später, als er dicht neben dem Kamin stehenblieb.
»Was hast du vor, Peter?«
»Ich möchte noch ein paar Holzstücke ins Feuer werfen.«
»Ist dir kalt?«
»Nein, aber ich denke an dich.«
»Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen, mein Bester. Ich friere nicht. So etwas war einmal, hat es gegeben, aber darüber brauche ich nicht mehr zu reden.«
»Dann ist es gut.«
Der Lord hatte den Satz kaum ausgesprochen, als er seinen rechten Arm ausstreckte und sich seine Hand auf einen schweren eisernen Schürhaken zubewegte, der an der Seitenwand des Kamins hing. Zwar hatte ihm Mary erklärt, daß ihr keine Waffe etwas anhaben könnte, darauf wollte sich Lord Peter aber nicht verlassen.
Der Schürhaken war ideal für sein Vorhaben. Er verursachte auch kein Geräusch, als er ihn von der Wand wegnahm, den Griff mit der rechten Hand umklammerte, er das Gewicht spürte und plötzlich ein kaltes Leuchten in seine Augen trat.
Kalt und grausam… Langsam drehte er sich um!
Auch jetzt war kein Geräusch zu hören. Der dichte Teppich schluckte alles. Bevor sich der Lord in Bewegung setzte, schaute er auf den Sessel, wo seine Frau hockte.
Das Sitzmöbel besaß eine sehr hohe Rückenlehne. Dennoch schaute ein Teil der Haare über die Kante hinweg.
Ein Zielobjekt!
Wieder durchzuckte ein Zittern den Mann. Es kostete ihn Überwindung, den schweren Schürhaken zu heben und sich dabei in Bewegung zu setzen. Wieder ging er so leise wie möglich, blieb aber eine halbe Körperlänge hinter dem Sessel stehen.
Er hob den rechten Arm!
Aus dem Kamin fiel noch das flackernde Feuerlicht. Es malte Streifen über die Gestalt des Mannes, der durch den Schürhaken in seiner Rechten und mit erhobenem Arm wie eine Plastik wirkte, in die plötzlich Bewegung geriet, als er zuschlug.
Er hatte genau gezielt – und traf!
Er hörte den Aufschlag, dieses widerliche Geräusch und dann den dumpfen Prall, als die Kante des Schürhakens auf die Rückenlehne schlug, so daß ihm die Waffe fast aus der Hand gerissen wurde, aber er sah seine Frau nicht kippen.
Sie blieb sitzen.
Lord Peters Arm sank nach unten. Die Kante des Schürhakens schleifte dabei über den Teppich, und in Lord Peters Hirn überschlugen sich die Gedanken.
Weshalb saß sie noch in ihrem verdammten Sessel? Warum fiel sie denn nicht zur Seite?
Mary regte sich nicht. Sie hockte steif da. War sie vielleicht auch so erledigt?
Der Lord irrte sich. Seine Frau war nicht erledigt. Im Gegenteil. Sie meldete sich auf eine für ihn makabre Art und Weise, denn ihr Lachen hallte triumphierend durch den Kamin…
***
Der Lord stand regungslos da. Er konnte es nicht begreifen, stierte ins Leere, hörte das Lachen und wunderte sich darüber, als er es nicht mehr vernahm. So sehr hatte er sich bereits daran gewöhnt.
»Na, mein lieber Gatte? Habe ich dir nicht gesagt, daß du mich nicht schaffen kannst? Ich werde bei dir bleiben. Für immer, das habe ich dir gesagt. Du bist mit mir gesegnet worden, Darling. Ich bleibe an deiner Seite. Bis daß der Tod uns scheidet, hat man gesagt. Aber nur dich kann der Tod scheiden, ich habe ihn überwunden, dank deiner Hilfe. Komm zu mir und schau mich an.«
»Nein, nein!« Danford stieß die beiden Worte hervor. »Nein, ich schaffe es nicht. Ich bleibe hier.«
»Ein Mann hat an der Seite seiner Gattin zu sein, Peter. Hast du das vergessen?«
»Ich will aber nicht!«
»Du kommst!«
Diesmal gehorchte der Lord. Er ließ den Schürhaken fallen, der sich in den weichen Flor des Teppichs eindrückte. Lord Peter hielt die Arme vom Körper gespreizt, als er um den Sessel herumschritt, damit er den Wünschen seiner Frau nachkommen konnte.
Sie starrten sich an.
Peters Augen weiteten sich. Er hatte damit gerechnet, Mary mit eingeschlagenem Schädel vor sich
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