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0455 - Der Zeit-Zauberer

0455 - Der Zeit-Zauberer

Titel: 0455 - Der Zeit-Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das ganze Château legte und es vor schwarzmagischen Angriffen schützte.
    Er nagte an seiner Unterlippe. Wenn jemand sich die Mühe machte, einen so aufwendigen Schutz einzurichten, dann gab es eine nicht unerhebliche Bedrohung. Der Gnom erinnerte sich an den Dämon Rologh, der ihm einst magische Kräfte verlieh. Dämonen und Schwarzmagier hat es schon immer gegeben, aber damals hatte niemand daran gedacht, Château Montagne entsprechend abzuschirmen.
    Nebenbei betrachtete sich der Gnom als alles andere denn einen Schwarzmagier. Seine Magie war seiner Auffassung nach nicht schwarz und nicht weiß, sie war irgend etwas Farbiges dazwischen. Mehr als nur eine Schattierung.
    Trotzdem schien es ihm, als würde dieses Schutzfeld ihn behindern.
    »Probieren wir's aus«, sagte er. Er wischte den magischen Kreidestaub eines der Sigille fort. Damit zerstörte er auch die Struktur des Abwehrfeldes. Es existierte zwar immer noch, aber es besaß jetzt eine nicht unerhebliche Lücke, und es war nicht mehr so stark wie zuvor. Mühelos konnte es jetzt durchbrochen werden. Es war wie bei einem gemauerten Torbogen - zog man einen einzigen Stein heraus, so existierten die Steine zwar noch jeder für sich und konnten jemandem schmerzhaft auf den Kopf fallen, aber der Torbogen als solcher brach in sich zusammen.
    Der Gnom entdeckte einen bunt schillernden Schmetterling. Er fixierte ihn, zitierte einen Zauberspruch und sah, wie der Schmetterling sich in eine Hornisse verwandelte und Sekunden später in eine Blindschleiche, die über den Boden davonkroch. Die Blockierung, die der Gnom vor dem Entfernen des Sigills gespürt hatte, war jetzt nicht mehr feststellbar.
    Also lag es tatsächlich an diesem weißmagischen Schutzfeld.
    Der Gnom schüttelte den Kopf. Es war unglaublich. Das Feld, das gegen Schwarze Magie wirken sollte, wirkte auch gegen seine Kräfte! Dabei war er doch kein Schwarzmagier! Oder sollte der Dämon ihn vielleicht damals hereingelegt haben? Sollte er die Magie, die er dem Gnom verlieh, etwa entsprechend düster angelegt haben? Aber der Gnom hat damit doch auch Gutes tun können, und das ging mit Schwarzer Magie niemals.
    Irgend etwas stimmte hier nicht. Es entzog sich seinem Verständnis.
    Wichtig war allerdings, daß er jetzt erst einmal wieder in alter Stärke zaubern konnte. Damit konnte er den Versuch starten, seinen Herrn und vor allem sich selbst in seine eigene Zeit zurückzuversetzen. Das war wichtig. Wenn das geschehen war, mochten die heutigen Bewohner von Château Montagne ihr Schutzfeld wieder einrichten. Der Gnom beschloß, ihnen zunächst nichts von seiner Manipulation zu sagen. Sonst kamen die glatt auf die Idee, das Sigill sofort wieder zu erneuern - womöglich, während er die Zeitreise einleitete, die dann natürlich mißlingen würde. So, wie der Gnom diese Menschen einschätzte, war ihr Sicherheitsbedürfnis dermaßen groß, daß sie keine Sekunde zögern würden, das störende Feld wieder zu errichten. Vielleicht würden sie dem Gnom sogar nahelegen, daß er seine Zeitreise außerhalb der Mauern des Châteaus durchführte. Aber das ging nicht. Wenn der Don und er in genau der Zeit wieder zurückkehren wollten, aus der sie verschwunden waren, dann durfte das nur an jenem Ort geschehen, von dem sie gekommen waren.
    Der Gnom wollte den neuen Bewohnern eine Nachricht hinterlassen, die sie erst nach der Ab-Zeitreise finden sollten. Dann konnten sie das Schutzfeld seinetwegen ruhig wieder erneuern. Aber nicht vorher.
    Sie mußten panische Angst vor den dunklen Mächten haben.
    Aber der Gnom war sicher, daß in der kurzen Zeit, die er für seinen Zauber benötigte, kein Schwarzblütler bemerken würde, daß das Schutzfeld nicht mehr wirkte. Rologh selbst hatte ihm verraten, daß auch die Dämonen nicht allwissend und allessehend waren. Vieles auf der Welt entging ihnen, einfach weil sie nicht an -zig Orten zugleich sein konnten.
    Der Namenlose eilte zum Hauptgebäude zurück.
    ***
    Über dem Château Montagne schwebte unsichtbar immer noch der Drache Rologh.
    Er war zufrieden, als er den Zusammenbruch des Schutzfeldes registrierte. Es brach zwar nicht völlig zusammen, und es ging auch nicht besonders schnell, aber es entstand eine Lücke, die zwar klein, aber auf seltsame Weise überall zugleich war. Rologh sah, daß sein Schützling für diesen Zusammenbruch verantwortlich war. Der schwarzhäutige Gnom, der den Pakt dadurch gefährdete, daß er nicht nur einen neutralen Gönner, sondern in seinem Herrn

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