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0456 - Der Geisterseher

0456 - Der Geisterseher

Titel: 0456 - Der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Freund und Mitstreiter an seiner Seite gehabt hätte, weil er ahnte, daß dies der einzige Mensch sein konnte, auf den er sich felsenfest verlassen konnte - so sehr zog es ihn andererseits auch zu Angelique Cascal.
    Er glaubte wieder, ihr Gesicht vor sich zu sehen, ihre blitzenden Augen, als sie ihn angefaucht hatte damals, bei seinem überraschenden Auftauchen in Ombres streng geheimgehaltenen Unterschlupf. Und in ihm breitete sich ein seltsames Gefühl aus, das immer stärker wurde und das er nicht kannte, nicht einschätzen konnte.
    Aber eines war sicher.
    Er mußte ihr aus der Klemme helfen.
    Der Fürst der Finsternis brach seinen Traum ab, um sich der Wirklichkeit zu widmen. Ruckartig erhob er sich von seinem Thron aus Dämonengebeinen und verließ den großen Saal, an dessen Wänden Flammen loderten, die das verzehrende Seelenfeuer der Verdammnis widerspiegelten.
    Der Herr der Schwarzen Familie ging nach Baton Rouge, um einem Sterblichen zu helfen.
    ***
    Langsam ging Zamorra auf das am Boden liegende Amulett zu. Er schritt vorsichtig darüber hinweg in den dahinterliegenden Wohnraum.
    Nicole kauerte am Boden. Vorgebeugt, das Gesicht zwischen den Händen verborgen. Als sie die Schritte hörte, blickte sie auf. Sie war totenblaß.
    »Es muß aufhören«, sagte sie leise. »Es muß ein Ende finden. Das ist ja schon gemeingefährlich.«
    »Was ist los?« Zamorra ließ sich neben ihr auf den Teppich nieder und legte den Arm um ihre Schultern.
    »Es war so verdammt echt«, sagte sie leise. »Das ist mehr als ein normaler Spuk. Gespenster kann man nicht anfassen. Aber dieses verdammte Ungeheuer - es wollte mich umbringen. Es hat mich verschlungen. Ich konnte, verdammt, nichts dagegen tun! Nicht mal dieses verdammte Blechding richtete etwas aus!« Sie deutete auf das Amulett.
    »Erzähl. Was war es diesmal?«
    Sie berichtete von dem Ungeheuer. »Jetzt, im Nachhinein, kommt mir alles so unwirklich vor wie ein Traum. Wie ein Alptraum. Aber das Biest war so unheimlich echt. Ich war einfach fassungslos. Wie kann so etwas innerhalb der Schutzglocke agieren?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Es ist unmöglich«, sagte er. »Und trotzdem geschieht es. Es muß irgendwo eine Lücke geben, die wir nicht kennen. Vielleicht wieder mal in den Kellerräumen. Eine Zeitlang war der Zugang über die Regenbogenblumen ja auch ungeschützt. Vielleicht gibt es noch mehr solcher versteckter Zutrittsmöglichkeiten. Was wissen wir denn schon über Château Montagne? Trotz all der vielen Jahre, die wir nun schon hier wohnen?«
    »Weißt du, was ich tun würde, wenn es noch möglich wäre?« fragte Nicole. »Ich würde Leonardo deMontagne von seinem verdammten Höllenthron holen und ihn ausfragen, weil er der einzige gewesen sein dürfte, der alle Geheimnisse des Châteaus kannte. Leider ist er ja hingerichtet worden, und leider haben wir vorher nie Gelegenheit gehabt, ihn in die Mangel zu nehmen.«
    »Vielleicht hängt es doch mit dem Gnom zusammen«, sagte Zamorra. Er berichtete von dem Doppelgänger-Effekt. Nicole schüttelte den Kopf. »Geschieht dir ganz recht«, sagte sie.
    »Hä?« machte Zamorra verständnislos.
    »Na, wozu fährst du auch eine so sündhafte Limousine? Nimm dir ein Beispiel an mir! Ich begnüge mich mit einem schon etwas älteren Modell eines Sportwagens. Klein und handlich. Aber du mußt ja einen protzigen, nagelneuen Viertürer fahren.«
    »Und wenn Don Cristofero entschieden hätte, eben dieses ältere Modell eines Sportwagens zu Studienzwecken zerlegen zu lassen?«
    »Ich hätte sie beide umgebracht, gevierteilt und ihnen die Augen ausgekratzt«, versicherte Nicole. »Aber kommen wir zum Thema zurück. Ich bin nicht mehr ganz sicher, daß der Gnom hinter dem faulen Zauber steckt. So, wie es sich jetzt entwickelt, dürfte es einen ausgerutschten Zauberversuch bei weitem übersteigen. Es steckt etwas anderes dahinter. Aber es muß aufhören. Wir müssen irgend etwas unternehmen.«
    Zamorra nickte. »Das nächste Mal verschwindet das Ungeheuer vielleicht nicht genau in dem Augenblick, wo es einen von uns verschlingt.« Er zog einen Vergleich zu Alpträumen. War es da nicht auch so, daß man im entscheidenden, allerletzten Moment schweißgebadet aufwachte?
    »Wir sollten versuchen, zusammenzubleiben«, sagte Nicole. »Und da das Amulett auf diese Erscheinungen nicht reagiert, sollten wir vielleicht den Dhyarra-Kristall einsetzen.«
    Zamorra nickte.
    »Keine schlechte Idee«, sagte er. Er erhob sich und half auch

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