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0456 - Gedungen und zum Mord bestellt

0456 - Gedungen und zum Mord bestellt

Titel: 0456 - Gedungen und zum Mord bestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren. Eine Zeitung äußerte die Vermutung, daß .Carol Landini damals zu einem Ring von Callgirls gehört hatte. Der Schreiber sprach von einem Doppelleben der Tänzerin und wiederholte seinen Verdacht, den er schon 1947 gedruckt hatte, daß Carol Landini aus Liebe zu einem Mann die Schuld auf sich genommen hatte.
    Gegen halb neun war ich in unserem Office. Phil hockte bereits hinter seinem Schreibtisch.
    »Hallo, Jerry, schon ausgeschlafen?« fragte er spöttisch.
    »Seit heute morgen halb sechs«, erwiderte ich, »habe inzwischen ausgiebig gefrühstückt und die Zeitungen studiert.«
    »Willst du dir nicht doch noch einmal Palmese vorknöpfen?«
    »Ich verstehe, daß es dir keine Ruhe gelassen hat«, erwiderte ich. »Palmese läuft uns nicht davon.«
    Gegen zehn schnallte ich die Halfter unter den dunklen Beerdigungsanzug, prüfte die 38er Smith and Wesson, und verließ das Office. Phil folgte mir.
    Es war nicht das erste Mal, daß wir mit entsicherter Pistole am Grab eines ermordeten Menschen standen. Es war auch nicht das erste Mal, daß wir den Mörder unter den Trauergästen entdeckten, ihn verfolgten und Stunden später i'estnahmen. Sollte es heute wieder gelingen?
    Die Fahrt nach Queens verlief reibungsloser, als ich befürchtet hatte. Bereits um elf Uhr lenkte ich meinen Wagen auf den Riesenparkplatz neben dem Friedhof.
    Der Nebel löste sich in kleine und schmutzige Tröpfchen auf, die sich auf Menschen, Wege und Straßen legten. Ich zog einen wasserdichten Mantel über, den ich am Morgen vorsichtshalber auf den Rücksitz gelegt hatte. Phil spannte sogar einen Regenschirm auf. Wir sahen aus wie zwei mitfühlende Trauergäste, die sich schweigend auf den Weg zur Leichenhalle machten.
    Das Licht aus der Trauerhalle war nicht stärker als die Nebelscheinwerfer eines Fünftonnen-Lasters.
    Mit langsamen Schritten näherten wir uns der Halle. Phil klappte seinen Regenschirm zusammen.
    Zwischen ölbäumen in Holzkübeln stand der bereits geschlossene Sarg aufgebahrt. Zu seinen Füßen standen weiße Herbstblumen in dickbäuchigen Vasen.
    Wir setzten uns auf die hinterste Bank. Außer uns befand sich nur eine alte Frau in der Trauerhalle. Sie stand an der grauen Wand und blickte unverwandt auf den Sarg. Besaß Miß Landini keine Angehörigen?
    Es dauerte etwa zehn Minuten, bis die Trauergemeinde sich auf fünfzehn Personen verstärkt hatte. Zehn davon gehörten dem FBI an, unter ihnen war auch der junge Kollege, der einen fragenden Blick zu mir herüberwarf, denn Shirley Mason war noch nicht erschienen.
    Die fünf übrigen Trauergäste waren Neugierige, die kaum Anteilnahme zeigten. Es handelte sich um drei Frauen, über fünfzig Jahre alt, mit Einkaufstaschen in der Hand, und zwei Männer, die jeden Morgen ihren ersten Spaziergang über den Friedhof zu machen schienen.
    Eine Viertelstunde später verließ der Trauerzug die Halle. Der Sarg auf einem schwarz ausgekleideten Leichenfahrzeug wurde mit einem leisen Elektromotor betrieben.
    Der Nebel legte sich auf die Atmungsorgane, durchsetzte die Kleider mit eisiger Nässe und kroch wie ein kalter Schauer den Rücken hoch.
    Der Weg zum Friedhof dauerte fünf Minuten. Es lagen sieben frisch aufgeworfene Gräber nebeneinander. Unser junger Kollege schob sich an meine Seite und flüsterte mir zu:
    »Miß Mason scheint eine geheime Furcht vor Beerdigungen zu haben.«
    »Wir müssen uns noch eine Weile gedulden«, erwiderte ich.
    Ich versuchte den Nebel mit meinen Blicken zu durchdringen. Hielt Shirley Mason sich hinter Grabsteinen versteckt und betrachtete aus sicherer Entfernung die Beisetzung der Kollegin?
    Ich zupfte Phil am Ärmel und zog ihn zur Seite.
    »Bleib bitte hier«, sagte ich leise, »ich werde mich in Shirley Masons Apartment umsehen.«
    Mein'Freund nickte. Ich ging langsam davon und hörte noch die Worte des Pastors, als ich längst niemanden mehr sah.
    Als ich sicher war, daß mich niemand beobachtete, legte ich Tempo zu und erreichte in drei Minuten meinen Jaguar.
    Die Fahrt ging durch Manhattan und schien eine Ewigkeit zu dauern. Je mehr ich mich dem East River näher.te, desto undurchsichtiger wurde die Waschküche. In der grauen Nebelsuppe vor mir tauchten rote Stopplichter auf, die nur langsam vorwärtskrochen. Wenn ich mich diesem Tempo anschließen wollte, erreichte ich erst gegen Nachmittag das Hotel, wo Miß Mason wohnte.
    Ich schaltete Rotlicht und Sirene ein. Das Heulen scheuchte die Wagen an die Straßenränder.
    Die Nebelschwaden wallten

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