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0456 - Gedungen und zum Mord bestellt

0456 - Gedungen und zum Mord bestellt

Titel: 0456 - Gedungen und zum Mord bestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
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selbst in den Queens-Midtown-Tunnel. Das Licht der grellen Lampen brach sich in der Nebelwand, die sich vor mir herzuschieben schien.
    Minuten später jagte ich auf der 42. Straße an der Grand Central Station vorbei, schaltete Sirene und Rotlicht aus und bog nach rechts in die Seventh Avenue ein. Anschließend nahm ich die erste Straße rechts und befand mich unmittelbar in der Nähe des San Carlos.
    Um keine Zeit zu verlieren, fuhr ich meinen Wagen auf den Hotelparkplatz. Die Gefahr, daß er bei dem Nebel entdeckt wurde, war gering.
    Die Empfangshalle machte den gleichen Eindruck wie am Vortage. Die Lady in der Reception trug das gleiche dunkelblaue Kleid, ließ die Brille auf die spitze Nase rutschen, als sie hochsah, und sie las in demselben Buch. Ich zeigte meinen FBI-Ausweis.
    »Sie wollen zu Miß Mason?« fragte die Alte. Sie schien ein ausgezeichnetes Gedächtnis zu besitzen.
    »Ja.«
    »Tut mir leid, Miß Mason ist nicht im Hause.«
    »Wann ist sie weggegangen?«
    Die Lady zuckte die Schultern und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Schmöker zu.
    »Hängt der Schlüssel von Shirley Masons Apartment am Brett?« fragte ich.
    Die Alte nickte nur.
    »Ich werde selbst nachsehen, ob sie nicht doch im Hause ist«, erwiderte ich, eine Spur ungeduldiger.
    Ohne aufzusehen, wies die Lady auf die breite Treppe.
    Ich trabte los, nahm drei Stufen auf einmal und erreichte nach wenigen Sekunden das dritte Stockwerk. Vor Shirleys Tür prallte ich mit einem dunkelhaarigen Mann zusammen, der nach schwerem Herrenparfüm roch und gerade aus Shirleys Apartment zu kommen schien.
    Ich versperrte ihm den Weg, lüftete meinen Hut uns sagte:
    »Entschuldigen Sie, ich möchte zu Miß Mason. Können Sie mir verraten, wo sie wohnt?«
    Er sah mich überrascht an und stotterte:
    »Natürlich kann ich es Ihnen sagen. Hier, das Apartment 317 hat sie gemietet. Aber Shirley ist nicht zu Hause.«
    Ich hielt ihm meinen FBI-Ausweis unter die Nase und sagte:
    »Mein Name ist Cotton. Kennen Sie Miß Mason?«
    »Das will ich meinen.« Langsam gewann er seine Sicherheit zurück.
    »Kommen Sie gerade aus ihrem Apartment?«
    »Nein, ich wollte Shirley besuchen. Aber sie ist nicht zu Hause. Sie müssen wissen, wir wollen morgen heiraten.«
    »Davon hat sie mir allerdings nichts erzählt«, entgegnete ich. Am Ton mußte mein Gegenüber bemerkt haben, daß ich ihm seine Behauptung nicht abnahm.
    »Sie haben mit Shirley gesprochen?« fragte er.
    »Ja, sie ist gestern bei uns im Distriktgebäude gewesen und wollte heute morgen bei der Beerdigung ihrer besten Freundin in Queens sein. Aber offenbar hatte sie keine Zeit oder keine Gelegenheit. Darf ich Ihre Identitätskarte sehen?«
    »Ja, selbstverständlich. Sie glauben mir nicht, daß ich Shirley heiraten will?«
    »Ich habe keine Veranlassung, etwas nicht zu glauben.«
    »Einen Augenblick, ich habe die Zeitungsanzeige in der Tasche.« Seine Hand tauchte im Jackenausschnitt unter.
    Ich machte einen Schritt auf ihn zu, um zuschlagen zu können, wenn seine Faust mit der Pistole zum Vorschein käme. Aber der Mann zückte tatsächlich seine Brieftasche, kramte die Identitätskarte hervor und zeigte mir außerdem die Heiratsanzeige, die er aus der Zeitungsseite herausgeschnitten hätte. Ich überflog den Text: Ihre Vermählung geben bekannt: Geoffrey Parker und Shirley Mason, Boston Higg Street 7 und New York, 43, West 214. Darunter stand das Datum des folgenden Tages.
    »Sieht tatsächlich so aus, als wenn Sie es ernst meinten«, sagte ich.
    »Es sieht nicht nur so aus. Alles ist vorbereitet«, erwiderte Mr. Parker. »Meine Familie in Boston wartet darauf, daß ich morgen nachmittag mit Shirley auf kreuze.«
    Ich holte die Lady aus der Reception samt Schlüssel herauf. Ich ließ Mr. Parker den Vortritt. Mit zögernden Schritten durchquerte er die Diele und stieß die Tür zum Salon auf.
    Miß Mason war nicht da. Wir durchsuchten das Schlafzimmer, das an den Salon grenzte, dann das Badezimmer. Aber von Shirley fehlte jede Spur.
    Die alte Dame stand in der Tür, ließ den Schlüssel in ihrer Hand schaukeln und bemerkte spitz, als wir auftauchten und uns den Staub von den Knien klopften: »Na, haben die Gentlemen sich jetzt endlich davon überzeugt, daß Miß Mason nicht im Hause ist?«
    »Sie befindet sich nicht in ihrem Apartment, Madam«, erwiderte ich, »womit nicht gesagt sein soll, daß sie sich nicht im Hause befindet.«
    Die Lady kniff die. Lippen zusammen und ersparte sich im Augenblick die Antwort.

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