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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jackson herauf. »Kommen Sie herunter! Springen Sie über den Leichnam weg, damit Sie nicht in die Blutlache treten. Sie brauchen keine Angst zu haben, wir haben alle Spuren bereits gesichert — es gab nämlich keine.«
    Sein Ton war so grimmig, wie es bei dieser Lage der Dinge zu erwarten war. Ich setzte rasch über den Toten hinweg. Sergeant Kenston folgte mir. Nachdem ich Jackson die Hand gedrückt und seinen Mitarbeitern zugenickt hatte, fragte ich den Lieutenant:
    »Raubmord oder was?«
    »Keine Ahnung, Cotton. Sie kennen ja die Verhältnisse in einer Gegend wie dieser hier. Natürlich will niemand etwas gesehen oder gehört haben. Obgleich ich wetten möchte, daß es ein paar Leute geben muß, die den Mörder zusammen mit seinem Opfer gesehen haben.«
    »Haben Sie veranlaßt, daß wir verständigt wurden?«
    »Nein, das war Captain Hensley.«
    Ich ging zu dem Captain. Lieutenant Jackson kam hinter mir her.
    »Vor ungefähr einer Stunde, sagt der Arzt«, brummte er. »Es geht mir nicht in den Kopf, warum wir erst vor zwanzig Minuten gerufen wurden.«
    Hensley nickte mir flüchtig zu.
    »Wissen Sie, wer der Tote ist, Cotton?« fragte er.
    »Ein gewisser Ale, wurde mir gesagt«, erwiderte ich mit einem Achselzucken. »Es kommt mir so vor, als ob ich den Namen schon einmal gehört hätte. Aber ich kann mich nicht erinnern, wo es war.«
    »Ich sagte Ihnen den Namen, Cotton. Benjamin Ale — der große Neger, der heute vormittag am lautesten schrie, bis ich ihn ein bißchen streichelte, damit er wieder vernünftig wurde. Das ist der Tote dort auf der Treppe.«
    ***
    Als ich Chester verlassen hatte, begann Phil seine Fragen hinsichtlich des Mädchens zu stellen, das einmal mit dem jetzt entflohenen Zuchthäusler Lionel Batters befreundet gewesen war und im Prozeß schonungslos, gegen ihn ausgesagt hatte.
    »Es geht um ein Mädchen namens Jennifer Herold«, sagte Phil einleitend. »Ist Ihnen der Name ein Begriff?«
    »Herold? Der Name ist nicht gerade selten«, erwiderte Chester und ging zurück zu seinem Schreibtisch, um seine drei Zentner ächzend in den Drehstuhl zu zwängen, der bei aller Größe für einen Mann wie ihn doch noch zu klein war. »Müßte ich sie kennen?«
    »Eigentlich ja. Das Mädchen ist Sängerin, und sie soll in Ihrem Lokal aufgetreten sein.«
    »Lieber Himmel, bei mir treten jeden Monat andere Leute auf. Ein Programm umfaßt jeweils zwölf bis fünfzehn Sängerinnen, Tänzerinnen, Artistinnen und so weiter. Das macht pro Jahr wenigstens einhundertfünfzig andere Gesichter. Erwarten Sie im Ernst, daß die mir alle im Gedächtnis bleiben?«
    »Immerhin ist es doch überraschend, daß Sie eine weiße Sängerin in Ihrem Lokal auftreten lassen. Das kommt in Harlem selten vor.«
    Chester grinste über sein ganzes breitflächiges Gesicht.
    »Als Geschäftsmann muß ich den Gästen zeigen, was sie sehen wollen.«
    »Ach?« staunte Phil. »Und Ihre Gäste wollen weiße Sängerinnen sehen?«
    »So ist es. Ob es Ihnen nun paßt oder nicht.«
    »Ich muß wissen, wo ich dieses Mädchen finden kann. Sie müssen doch irgendwelche Unterlagen von den Leuten haben, die Sie hier beschäftigt haben: Abrechnung, Steuerstreifen oder so etwas? Vielleicht kann man daraus ihre damalige Anschrift ersehen?«
    »Was hat die Kleine denn ausgefressen, daß sich das FBI um sie bemüht?«
    »Sie hat gar nichts ausgefressen, jedenfalls liegt nichts gegen sie vor. Aber sie hat vor einiger Zeit in einem Prozeß sehr belastende Aussagen gegen ihren damaligen Freund gemacht, einem gewissen Lynn Batters. Der ist zu lebenslänglich Zuchthaus verurteilt worden, nicht zuletzt wegen des Mädchens.«
    »Waren diese Aussagen etwa falsch?« erkundigte sich der riesige Neger interessiert.
    »Nein. Aber Batters ist ausgebrochen. Es besteht die Möglichkeit, daß er nach New York kommt, um sich an dem Mädchen zu rächen. Das möchten wir verhindern.«
    »Wie heißt der Mann?«
    »Lionel Batters. Man nennt ihn allgemein aber statt Lionel Lynn.«
    Chester rieb sich über das mächtige Kinn und starrte nachdenklich vor sich hin. Es dauerte eine ganze Weile, bis er brummte:
    »Ich habe die Geschichte dunkel in Erinnerung. Der Prozeß fiel in die Zeit, als sie hier bei mir auftrat. Sie war übrigens keine besondere Klasse, das übliche Tingeltangel-Mädchen. Wenn sie nicht verstanden hätte, ihre schneeweiße Haut ziemlich deutlich zu Markte zu tragen, hätten die Gäste sie ausgepfiffen, davon bin ich überzeugt. Warten Sie mal, ich werde

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