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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist?«
    »Das FBI«, erwiderte der junge Hilfssheriff überzeugt. »Wenn Sie als der Vater das FBI verständigen, kann er eingreifen, bevor der Fall nach Ablauf von vierundzwanzig Stunden ohnehin dem FBI nach den gesetzlichen Vorschriften über Kindesentführung zufällt. Warum wollen Sie achtzehn Stunden kostbare Zeit vergeuden, Cambers? Rufen Sie die FBI-Zentrale in Washington an, jetzt, auf der Stelle!«
    ***
    Phil legte sein Taschentuch über den Hörer des hellroten Telefonapparates, der auf einem kleinen Tisch neben dem großen Wohnzimmerfenster stand. Er packte den Hörer nur mit zwei Fingern an, um keine eventuell vorhandenen Fingerspuren zu verwischen, wählte WA 9-8241 und wartete.
    »Mordabteilung Manhattan West«, sagte eine gelangweilte Männerstimme.
    »Hier spricht Phil Decker vom New Yorker FBI-Büro«, erwiderte Phil. »Ich möchte einen Mord melden.«
    »Augenblick!« Die gelangweilte Stimme wurde energisch: »Ich verbinde Sie mit dem Leiter der 2. Kommission, Lieutenant Sanopulos.«
    Scheint ein Grieche zu sein, dieser Lieutenant, dachte Phil und wartete auf die Verbindung, die keine fünf Sekunden in Anspruch nahm. Phil berichtete, wo er sich befand und was er entdeckt hatte.
    »Bleiben Sie bitte am Tatort, Mister Decker«, bat der Lieutenant. »Wir kommen sofort.«
    Phil ließ den Hörer behutsam wieder in die Gabel zurückgleiten, zog sein Taschentuch ab und steckte es ein. Er sah sich langsam um. Das Zimmer war mit einer jener Standard-Einrichtungen versehen, wie sie Ausstattungshäuser in ihren Katalogen anpriesen.
    Phil hätte sich gern eine Zigarette angesteckt, unterließ es aber, weil er den Fundort des ermordeten Mannes nicht einmal durch einen Zigarettenstummel verändern wollte. Er blickte nachdenklich hinüber zu dem Toten, der in der Ecke der Couch hing und nur von Rücken- und Seitenlehne daran gehindert wurde, zu Boden zu fallen.
    Es gab zwei Umstände, die auffällig waren. Da die Inhaberin der Wohnung nicht zu Hause war, mußte der Tote selbst einen Schlüssel zur Wohnung besessen haben, wenn man nicht davon ausgehen wollte, daß Jennifer Herold ihn hereingelassen hatte und danach gegangen war. Wie aber war der Mörder hereingekommen? Oder hatte ihn sein Opfer selbst hereingelassen? Wenn das der Fall war — wie hatte der Mörder nach vollbrachter Tat die Wohnung verlassen und die Tür abschließen können?
    Phil ging zurück zur Tür und besah sich das Schloß, das nur noch locker in dem zersplitterten Türholz hing. Kein Zweifel, die Tür war abgeschlossen gewesen, als Phil sie aufsprengte.
    Draußen im Flur hatten sich ein paar Neugierige aus den benadibarten Apartments eingefunden. Ein finster blickender Mann mit der Figur eines Freistilringers hob den Arm und wollte die Tür aufdrücken. Schnell stieß sie Phil mit dem Fuß auf, bevor der Mann seine Fingerspuren an der Tür hinterlassen konnte. Er trat hinaus in den Flur, konnte aber nicht verhindern, daß zwei Frauen den Toten auf der Couch erblickten. Dessen Gesicht war zuviel für ihre Nerven. Sie stießen schrille Schreie aus und schlugen die Hände vor das Gesicht.
    »Bitte, gehen Sie in Ihre Wohnungen zurück«, sagte Phil. »Ein Mann ist in dieser Wohnung ermordet worden, und sobald die Mordkommission eingetroffen ist, wird man Sie nach Ihren Beobachtungen fragen wollen. Kennt jemand von Ihnen den Toten auf der Couch?«
    Der Mann mit der Catcherfigur legte den Kopf schief und blickte über Phils Schulter.
    »Sieht wife dieser stadtbekannte Gangster aus, dieser Makkaronifresser, dieser verdammte«, knurrte der Mann. »Wie heißt er doch gleich?«
    »Meinen Sie Spelatti?« fragte Phil.
    »Genau, ja, den meine ich. Man müßte ihn sich genauer ansehen, von vorn, um sichergehen zu können.«
    »Vorläufig darf niemand hinein«, wehrte Phil ab. »Woher kennen Sie Spelatti?«
    »Sein Bild war doch vorige Woche in der Samstagausgabe der ›Tribune‹. Es ist eine Affenschande, daß bei uns solche Gangster frei herumlaufen dürfen! Na, jetzt hat er ja sein Fett gekriegt, scheint’s. Ich weine ihm keine Träne nach.«
    »Sie scheinen nicht sonderlich viel von Spelatti zu halten?«
    »Gar nichts, wenn Sie es genau wissen wollen. Ich verabscheue Gangster. Wir müssen täglich hart arbeiten, um unser Brot zu verdienen, und diese Sorte von Zeitgenossen zückt einfach einen Revolver, schießt unschuldige Menschen über den Haufen und lebt wie die Made im Speck! Pfui Teufel! Ich möchte wissen, was unsere Polizei den ganzen Tag tut.

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