0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing
Miniatur-Tonbandgeräte zu bannen. Danach ging der Kram an unsere Techniker, die wiederum das Kunststück fertigbrachten, die manchmal sehr störende Tanzmusik auf den Aufnahmen so weit zurückzudrängen, daß man dafür die Stimmen der beiden Männer deutlicher verstehen konnte. Wie sie das technisch bewerkstelligt haben, dürfen Sie mich allerdings nicht fragen. Ich bin der Chef der Überwachungsabteilung, nicht der Abteilung Technik. Von den Technikern gingen die Tonbänder an unsere Sprachwissenschaftler, die ihrerseits auch wieder ein Kunststück fertigbrachten: Sie reihten sechsundachtzig Bruchstücke auf den Tonbändern wieder so aneinander, daß wir faktisch eine vollständige Aufnahme des Gespräches besitzen. — Allerdings muß ich wohl hinzufügen, daß — wie Sie ja wissen — solche Bandaufnahmen vor Gericht keine Beweiskraft haben.«
»Hauptsache wir wissen, was die beiden Gauner ausgeheckt haben«, brummte Captain Hensley. »Was war denn nun die Quintessenz dieser denkwürdigen Unterhaltung zwischen zwei Bandenchefs?«
»Hören Sie selbst«, sagte Stanley und ging zu einem Nebentisch, auf dem ein Tonbandgerät aufgebaut war. Er schaltete es ein, und nach kurzer Zeit hörte man zwei Männerstimmen, die im Hintergrund von leiser Tanzmusik untermalt wurden.
»Hallo, Spelatti«, sagte die erste Stimme in einem lauernden Tonfall.
»Tag, Carlo«, erwiderte die zweite, die betont freundlich klang. »Du hast mich aber zappeln lassen, bis du endlich in diese Unterredung eingewilligt hast.«
»Ich will nichts mit Weißen zu tun haben. Ich bin Portorikaner, die Weißen mögen mich nicht leiden, und ich mag die Weißen nicht. Aus und fertig.«
»Deine Sache. Aber Geschäft ist Geschäft und Privatmeinung ist Privatmeinung.«
»Was soll das heißen?«
»Wart es ab, Veraldez. Sicher weißt du, daß ich die Leute von Batters übernommen habe?«
»Es wurde erzählt.«
»Stimmt auch. Und die Jungs sind ganz in Ordnung. Clevere Burschen, alles was recht ist! Sie haben mir einen Plan erzählt, den Batters ausgeheckt hatte. Ein Plan, Veraldez, der so verdammt gut ist, daß wir ihn verwirklichen sollten.«
»Wir?«
»Ja. Du und ich. Und am besten wäre es, wenn wir noch einen dritten dazufänden.«
»Drei Gangs? Willst du Canada den Krieg erklären? Oder wozu brauchst du soviel Leute?«
»Auf die Zahl der Leute kommt es an.«
»Willst du das Schatzamt überfallen?«
»Das wäre ausgemachter Selbstmord. Hör zu! Hast du schon mal was vom ›Komitee gegen die Gefahren der Technik‹ gehört?«
»No. Was für eine Sekte ist denn das?«
»Irgendein Verein, der gegen die Technik zu Felde zieht. Batters hat da vor zwei oder drei Jahren mal zufällig so eine Versammlung dieser Leute erlebt. Er tat, als ob er sich für deren Ideen interessierte.«
»Warum? as hat er davon?«
»Nun warte es doch ab. Batters sah, daß bei dieser Versammlung ein paar aufgeputschte Kerle nahe daran waren, die Ideen des ›Komitees‹ an Ort und Stelle in die Tat umzusetzen. Sie wollten Autos demolieren und alles zerstören, was irgendwie nach Technik aussah.«
»Verrückt! Da müßten sie mit den Lichtschaltern in ihrer Wohnung anfangen.«
»Unterbrich doch nicht dauernd! Stell dir lieber einmal vor, was die Polizei zu tun hat, wenn ein paar hundert hysterische Schreihälse in einer Straße anfangen, Revolution zu spielen!«
»Ha, da kriegen die Bullen aber Arbeit!«
»Eben! Sie kriegen so viel Arbeit, daß sie vollauf beschäftigt sein werden.«
»He! Du meinst, man sollte solche Versammlungen ausnützen?«
»Batters meinte das. Und ich habe kürzlich mit Chester gesprochen…«
»Mit dem Negerriesen?«
»Ja. Er fand die Idee nicht übel. Vor allem jetzt, wo dieses ›Komitee‹ einen besonders guten Redner hat! Der bringt die Leute richtig in Weißglut, verstehst du? Natürlich muß man sich alles noch genau überlegen.«
Stanley schaltete das Tonbandgerät aus.
»Das war der wichtigste Teil der Unterhaltung«, erklärte er. »Sie sehen, daß drei Gangsterbosse den Plan von Batters heute in die Wirklichkeit übertragen haben. Aber das Ganze wird jetzt dadurch kompliziert, daß Batters am selben Tage ausgebrochen ist. Vielleicht bekam er einen Tip. Er wird sich nicht nur an dem Mädchen rächen wollen, das so schonungslos vor Gericht gegen ihn ausgesagt hat, jetzt wird er seine Rache auch noch auf die Leute ausdehnen, die seinen Plan zu ihrem Vorteil in die Tat umsetzen.«
Stanley setzte sich. Dafür erhob sich Mr.
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