0457 - Satans bester Freund
gegangen. Er dachte an Julian, seinen Sohn. Ich werde nie gegen dich kämpfen, hatte Julian ihm mitgeteilt, als er den Spuk-Angriff auf Château Montagne stoppte.
Das bedeutete für ihn, daß Julian nicht absolut böse war. Zamorra und Nicole, die der Ansicht waren, Julian sei nur fehlgeleitet worden, hatten recht. Man mußte den Jungen wieder in die richtige Bahn lenken. In ihm steckte ein unglaubliches Potential. Nicht umsonst fürchtete ihn die Hölle.
Vielleicht hatten sie ihn irgendwie auf ihre Seite gezogen, weil sie einsahen, daß sie ihn nicht bekämpfen und auslöschen konnten. Er war selbst für die Erzdämonen zu gefährlich. Aber einen Feind, den man nicht besiegen kann, den macht man sich zum Verbündeten. Genau das mußte sich abgespielt haben.
Tendyke konnte sich zwar absolut nicht vorstellen, wie sie es geschafft hatten. Aber es gab andere Beispiele. Da war Nicole, die von einem MÄCHTIGEN vorübergehend zur Vampirin gemacht worden war und seit der Heilung von dem Blutsaugerkeim über telepathische Fähigkeiten verfügte. Es gab noch andere Beispiele.
Möglicherweise war das auch alles Asmodis’ Werk.
Tendyke hatte dem Alten nie so recht über den Weg getraut. Dafür kannte er ihn viel zu gut. Er hatte sogar einmal geglaubt, Don Cristofero sei Asmodis in einer Tarngestalt. Aber das lag lange zurück und hatte sich als unhaltbar erwiesen.
Dennoch - Asmodis, oder Sid Amos, wie dieser scheinheilige Heuchler sich nannte, hatte immer wieder versucht, an Julian heranzukommen. Lange hatte Tendyke das verhindern können. Aber seit Julian eigene Wege ging und seine Traumwelten erschuf, war das schwierig geworden. Vielleicht waren sie sich in einer dieser Traumwelten begegnet. Ebenso, wie Julian auf Shirona und auf Ombre getroffen war, und immerhin sogar auf Professor Zamorra.
So mußte es gewesen sein.
Asmodis! Das war die Lösung!
Na warte, dachte Tendyke. Dich schnappe ich mir, und dann stelle ich dich zur Rede. Du wirst dich nicht herausreden können! Du hast Julian zum Dämon gemacht, und dafür werde ich dich bestrafen!
Mit diesen Gedanken tauchte er zwischen den Regenbogenblumen unter, um sich nach Château Montagne zurückversetzen zu lassen.
Doch dort kam er nicht an.
Er hatte zu intensiv an Julian und Sid Amos gedacht!
An Château Montagne hatte er nicht einmal einen Gedanken verschwendet!
***
Zamorra und die anderen ahnten nichts von seinem Verschwinden. Als sie eintrafen, war er schon längst durch die Blumenstraße gegangen. Zamorra wunderte sich lediglich, daß Tendyke im Château-Keller nicht auf sie gewartet hatte, sondern schon allein vorausgegangen zu sein schien.
Aber dann war er auch oben nicht zu finden.
Sein Miet-Peugeot stand immer noch auf dem Hof. Raffael Bois aber, dem sonst nicht die geringste Kleinigkeit entging, hatte Tendykes Rückkehr nicht registriert.
»Was regt Ihr Euch auf?« wunderte sich Don Cristofero schulterzuckend. »So einer wie der - der taucht schon irgendwann wieder auf. Vielleicht hat er sich irgendwo im Weinkeller eingeschlossen und plündert hemmungslos Eure kostbaren Schätze, verehrter Professor!«
Zamorra betrachtete den Mann aus der Vergangenheit nachdenklich. »Sagt, Don Christofero - warum seid Tendyke und Ihr Euch so feindlich gesonnen?«
»Hat er Euch das nicht verraten?« Der Dicke zog die Augenbrauen hoch und legte den Kopf schräg. Dann begann er zu grinsen. »Natürlich wird er es Euch nicht verraten haben. Schließlich hat er sich damals nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nun, er ist eben ein wenig verrückt und manchmal überdreht. Was mich nur wundert, ist, daß er noch lebt. Sollte er auch eine Zeitreise gemacht haben?«
»Ihr seid euch also in Eurer Zeit begegnet, Don?« hakte Zamorra schnell nach.
Der Mann aus der Vergangenheit nickte. »Sicher! Was dachtet Ihr denn, Professor?«
Zamorra preßte die Lippen zusammen. Das heißt, daß Rob wenigstens annähernd 350 Jahre alt sein müßte! Wie, bei Merlins Bart, ist das möglich?
Von Don Cristofero würde er darauf kaum eine Antwort bekommen können. Aber eine andere Antwort stand noch aus.
»Ihr habt mir noch nicht verraten, warum ihr verfeindet seid, Don Cristofero.«
»Ach, darüber mag ich nicht reden«, knurrte der Dicke. »Ich bin froh, daß der Ärger von damals vorbei ist. Kennt Ihr das Sprichwort, daß, sobald Gras über eine Sache gewachsen ist, ein Kamel kommt und es wieder abfrißt?«
»Nun, mit Euch bin ich über einige Generationen hinweg verwandt, und Tendyke
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