0457 - Satans bester Freund
Was willst du diesmal? Mir gute Ratschläge geben?«
Sid Amos lachte leise.
»Ich glaube, du bist über das Alter hinaus, in dem jemand Ratschläge entgegennimmt. Andererseits hast du es noch nicht wieder erreicht. Dennoch will ich mit dir reden.«
»Es gibt nur eines, was du mir zu sagen hast«, entgegnete Julian nüchtern. »Und zwar den Satz: Angelique befindet sich unversehrt in ihrer Wohnung. Und du solltest wissen, daß ich sofort weiß, ob du lügst oder nicht, Asmodis.«
»Würde ich dir eine positive Bestätigung geben, kehrtest du unverzüglich zurück, nicht wahr? Und ich stände allein hier«, sagte Amos.
»Da magst du nicht ganz unrecht haben«, sagte Julian. »Du bluffst also nicht?«
Amos antwortete nicht darauf. Er trat zu Julian und versuchte ihm den Arm um die Schulter zu legen wie einem guten Freund. Doch Julian wich diesem Versuch mit einer schnellen Körperdrehung aus.
»Was soll das?« fuhr er Amos an. »Noch habe ich dich nicht meinen Freund genannt, und nur meinen Freunden gestatte ich, mich zu berühren.«
»Dann war Stygia damals also deine Freundin?«
Julians Augen wurden schmal. »Was meinst du damit?«
»Alaska«, sagte Amos. »Das kleine Dorf an der Kuskowim Bay, das du vor der Höhle aus besuchtest, in die dein Vater mit dir und den anderen auswich. Du fandest einen alten Mann, du vernichtetest einen von Leonardo de-Montagnes Skelett-Kriegern, und du folgtest der Botschaft des sterbenden Alten und fandest Stygia. Jene Dämonin, die dich in der gleichen Nacht zum Mann machte.«
»Woher weiß du das?« fragte Julian leise. Er zitterte. Was Amodis ihm hier sagte, stimmte! Aber niemand konnte etwas davon wissen. Selbst Julians Eltern hatten keine Ahnung, was in jener Nacht geschehen war.
»Stygia nannte sich Shirona«, setzte Amos noch eines drauf. »Sie sah auch aus wie die Shirona, die dich zusammen mit Ombre in deiner Traumwelt besuchte, -und die ins Flugzeug kam, um dich an Ombres Entführung auf dem Weg nach Florida zu hindern, als er mit deinem Vater dorthin unterwegs war?«
Julian zitterte stärker. All dies waren Dinge, von denen Asmodis nichts wissen konnte!
»Wer hat es dir gesagt?« stieß er hervor. »Wer ist der Verräter? Stygia?«
Amos lachte leise. »Stygia? Nein. Die sieht mich nicht einmal mit ihrem zugegebenermaßen außerordentlich attraktiven Hintern an. Sie hält mich wie viele andere für einen Verräter. Deshalb wollen sie mich in den Schwefelklüften nicht mehr sehen und verwehren mir den Zutritt, was du selbst am besten wissen müßtest. Oder hast du dich nicht gut genug informiert?«
Julian winkte ab. »Was willst du wirklich von mir?« fragte er. »Was hast du mit Angelique angestellt?«
Sid Amos verzog das Gesicht zu einem Lächeln. »Ich zeige es dir, wenn du mit mir kommst. Wir wollen ein paar Schritte gehen. Dies hier ist nicht die richtige Umgebung für ein gutes Gespräch. Aber ich gebe dir mein Wort, daß ich ihr kein Haar gekrümmt habe.«
»Dein Wort«, brummte Julian verächtlich.
»Mein damals größter Feind Zamorra hat sich, als ich noch Fürst der Finsternis war, auf mein Wort verlassen«, sagte Amos.
»Du bist es nicht mehr«, konterte Julian.
»Ich werde deiner freundlichen Einladung vorerst folgen. Aber ich behalte mir vor, dich zu töten, falls du dich mir oder denen, zu welchen ich mich hingezogen fühle, Schaden zuzufügen versuchst.«
»Sag doch gleich, daß du sie liebst«, knurrte Sid Amos. »Und jetzt komm, du junger Narr. Ich will dir etwas zeigen.«
***
Zamorra nahm das Telefongespräch, auf das Raffael ihn aufmerksam gemacht hatte, am nächst erreichbaren Apparat entgegen. Mittlerweile war Don Cristofero wieder aufgetaucht, nach einem Bad in einen von Zamorras Frotteemäntel gehüllt, der gerade eben noch mit seinem voluminösen Bauchumfang fertig wurde. In der linken Hand balancierte der Mann aus der Vergangenheit einen der größten Cognacschwenker, den es im Château gab, und den er vorher recht gut gefüllt hatte. Don Cristofero hatte Gefallen an diesem berauschenden Getränk gefunden. Nachdem er beim ersten Mal überwältigt zusammengesunken und volltrunken eingeschlafen war, um sich später zu übergeben und Kopfschmerzen zu erleiden, machte es ihm jetzt überhaupt nichts mehr aus; jetzt genoß er nur noch. Zamorra argwöhnte, daß der Grande sich von seinem gnomenhaften Diener magisch »imprägnieren« ließ.
Der spanisch-französische Adlige betrachtete Zamorra genau, wie er sich mit dem »sprechenden
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